Luxemburg„Wie soll man dies mit dem Mindestlohn bezahlen können?“ – Junge bringen ihre Themen in die Chamber

Luxemburg / „Wie soll man dies mit dem Mindestlohn bezahlen können?“ – Junge bringen ihre Themen in die Chamber
Was bewegt die jungen Leute im heutigen Luxemburg? Die Teilnehmer am Konvent debattierten über Themen, die ihnen am Herzen liegen. Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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„Deng Zukunft, deng Ziler!“, lautete das Motto der 16. Auflage des Jugendkonvents. Zahlreiche junge Menschen zwischen 13 und 30 Jahren haben sich am Freitag in der Chamber eingefunden, um über Aktualitätsthemen zu diskutieren.

Aus den unterschiedlichsten Regionen Luxemburgs hatten sich junge Leute am Freitag ins Parlament begeben. Am Vormittag wurden vier Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit Themen befassten, die Luxemburgs Jugend besonders am Herzen liegen: „Mentale Gesundheit und Wohlbefinden“, „Wohnen in Luxemburg – ein Luxus?“, „die Schule und der Arbeitsplatz von morgen“ und „Nachhaltigkeit? Nachhaltigkeit!“. Am Nachmittag trugen die Teilnehmer im Plenum der Chamber ihre Positionen aus den Arbeitsgruppen vor, um eine Debatte anzuregen.

Chamber-Vizepräsident Mars di Bartolomeo (LSAP) leitete zusammen mit Mathis Godefroid, Präsident des Jugendrates, die Diskussionsrunde ein. Neben ihnen nahm Bildungsminister Claude Meisch (DP) Platz. Experten zu den jeweiligen Themen sowie Regierungsvertreter standen den jungen Menschen Rede und Antwort. Di Bartolomeo entschuldigte den Chamber-Präsidenten Fernand Etgen (DP), der zeitgleich an Kommissionssitzungen teilnehmen musste.

Mentale Gesundheit soll thematisiert werden

Das erste Thema, das zur Sprache kam, war die ­mentale Gesundheit. Ein Thema, das stets präsent sei, dem aber nun mit der Pandemie eine besondere Wichtigkeit zukomme, wie Mars di Bartolomeo bekräftigte: „Junge Menschen haben einen Teil dessen geklaut bekommen, was die Jugend ausmacht.“

Die zentrale Kritik der Arbeitsgruppen bezog sich auf den Stellenwert der mentalen Gesundheit im pädagogischen Bereich. Dort herrsche ein Mangel an Kenntnissen zu dem Thema. Verpflichtende Weiterbildungen für Lehrer könnten hier Abhilfe schaffen, so eine der Forderungen.

Bildungsminister Meisch antwortete darauf, dass er von obligatorischen Weiterbildungen nicht viel halte. Man könne durch Motivation bei den Lehrern mehr erreichen. Solche Weiterbildungen würden aktuell auf freiwilliger Basis angeboten und erfreuten sich steigender Nachfrage. Die LSAP-Abgeordnete Francine ­Closener brachte die Idee eines Tutors für jeden Schüler ein. Darüber hinaus würden die Anlaufstellen im Falle von mentalen Problemen nicht ausreichend beworben. So wurde die Frage in den Raum geworfen, wer denn eigentlich die Nummer des Kinder- und Jugendtelefons kenne. Die Antwort: Nicht viele. Eine staatlich unterstützte, zentrale Webseite mit allen Nummern könne hier Abhilfe schaffen.

Letztlich sollte das Thema psychische Gesundheit ins Schulprogramm eingebaut werden. Alleine über mentale Gesundheit zu reden, löse das Problem nicht, warf Meisch ein. Er könne sich aber vorstellen, das Thema in bereits bestehende Fächer wie ViSo („Vie et société“) zu integrieren. „Uns ist die Aufklärung in Bezug auf die mentale Gesundheit wichtig, aber auch die Empathie, andere zu verstehen“, sagte eine Schülerin.

Der große Fehler im Wohnungsbaubereich

Weitere Punkte, über die sich die jungen Leute große Sorgen machen, sind der Wohnungsbau und insbesondere die extrem hohen Preise. Sie nannten als Beispiel eine Einzimmerwohnung mit einer Fläche von 50 m2 in Mamer, die 1.500 Euro kostet. Wie soll man dies mit dem Mindestlohn bezahlen können? Eine Forderung lautete hier eine höhere Besteuerung auf leer stehende Bauplätze. Die Steuer müsste höher sein als der Wertzuwachs, damit es im Geldbeutel wehtue.

Marc Goergen, Abgeordneter der Piratenpartei, sagte, dass der Staat selber auf Grundstücken bauen müsse, damit diese günstig vermietet werden können. Der grüne Energie- und Landesplanungsminister Claude Turmes sieht das Problem bei der Nicht-Mobilisierung von Bauland. Der DP-Abgeordnete Max Hahn verwies auf die Preisspirale, die man bisher nicht habe brechen können. Er betonte, dass Großgrundbesitzer besteuert werden sollten, nicht aber Eltern, die Bauland für ihre Kinder freihalten. Die „déi gréng“-Abgeordnete Semiray Ahmedova nannte den im neuen „Pacte logement“ festgelegten Prozentsatz für den sozialen Wohnungsbau.

Turmes verwies auf einen großen Fehler, der früher im Bereich des sozialen Wohnungsbaus gemacht wurde. Häuser und Wohnungen wurden damals vom Staat an Geringverdiener günstig verkauft. Nach zehn Jahren, als die Objekte genug an Wert zugelegt hatten, haben die Leute diese wieder verkauft und sich dabei eine goldene Nase verdient. Nun habe man aus diesen Fehlern gelernt und werde dementsprechend keine Wohnungen mehr günstig verkaufen, sondern nur noch vermieten. Somit bleiben diese im Besitz des Staates oder der Gemeinden.

Mehr Praktika für Schüler

Die Schule und die Arbeitsstelle von morgen waren ein weiterer Schwerpunkt der Workshops am Vormittag. Die Teilnehmer am Jugendkonvent schlugen eine anonyme Anlaufstelle von Schülern für Schüler in Fällen, in denen es zu einem Konflikt mit einem Lehrer kommt, vor. Meisch und Closener konnten sich mit der Idee der Anonymität nicht anfreunden. Laut Closener könne dies auch ausgenutzt werden, um sich an Lehrern zu rächen. Meisch nannte die Direktion als Anlaufstelle bei Problemen. Lehrer seien auch nur Menschen und könnten Fehler machen, sagte er. Schwere Fehler würden entsprechend geahndet, was zum Ausschluss aus der Schulgemeinschaft führen kann.

Im Hinblick auf die Arbeitswelt forderten die jungen Leute mehr Praktika. In den Lyzeen könnten sie sich ein Praktikum pro Schuljahr vorstellen. Meisch kann sich mit der Idee vieler Praktika anfreunden, wies aber darauf hin, dass verschiedene Schulen Initiativen haben, die vermehrt Praktika anbieten. Auch gäbe es viele Projekte, bei denen man sich bewerben könne. Er schloss sich den Arbeitsgruppen an: „Praktika sind sehr wichtig, weil sie Einblicke in die Berufswelt gewähren.“

Nachhaltigkeit

Am Ende der Debatte stand das Thema Nachhaltigkeit auf der Tagesordnung. Die Schüler unter den Anwesenden monierten, dass sie im Unterricht nicht ausreichend über Nachhaltigkeit informiert würden. Meisch schlug einige Beispiele von Schulfächern wie Physik, Chemie und Biologie vor, in denen man dies thematisieren und aufarbeiten könne.

Auch die Nachhaltigkeit der Schulkantinen stand zur Debatte. Hier wies der Minister darauf hin, dass es Ansätze gäbe, weniger Müll zu produzieren sowie lokaler und vermehrt Bioprodukte einzukaufen. Außerdem wurde über die Nachhaltigkeit im Transport, insbesondere im Schülertransport, diskutiert. Die grünen Minister Claude Turmes und Carole Dieschbourg brachten das konsequente Auswechseln von Diesel-Bussen durch E-Busse zur Sprache. In ca. acht Jahren würden keine Diesel-Busse mehr fahren.

Paul Moutschen
30. November 2021 - 12.09

Gudden Moien, vleit sollt een mol kucken wat Doheem an am Enseignement schief leeft. Doheem ass keng Erzeiung mei, d'Elteren schaffen zu 2 an wellen an können och net nach mat hieren Kanner leieren. D'Kanner ginn verwinnt an kreien oft keng elementar Wärter mei beibrued. An der Schoul ass dat wat vrun kurzen nach Nivellement vers le bas geheescht huet elo nach emmer den Fall. Vill Kanner ginn durchgereecht fir dass sie den Elteen an den Enseignants keng Aarbescht maachen. Dat an falsch oder gur keng professionell Orienteierung, keen Leeschtungsgedanken mei. Wat soll dann dobei eraus kommen? Ech gesinn et bei deenen Jonken dei an den Betrieb wellen schaffen kommen. Sie froen als eischt wat sie dervun hunn do ze schaffen an net wat sie dem Betieb brengen können. Et gëtt nëmmen nach Egoisten. Keen Wëllen Opfer ze brengen. Sie wellen all just Saachen kreien. Deier Autos, Telefons, Heiser an alles ass selbstverständlech. Fuerderen, fuerderen an wëllen. Dat ass d'Maxime vun deenen "Jonken". Wei soll dat nëmmen klappen? MbG Paul Moutschen

Undine
29. November 2021 - 12.49

"Sie nannten als Beispiel eine Einzimmerwohnung mit einer Fläche von 50 m2 in Mamer, die 1.500 Euro kostet. Wie soll man dies mit dem Mindestlohn bezahlen können?" So wie in allen anderen Ländern, indem man Mitbewohner aufnimmt, die helfen die Miete zu zahlen bis man selber genug verdient.

GröFaZ
29. November 2021 - 10.37

Das Wirtschaftswunder nach dem Krieg geschah durch viel arbeiten für kleinen Lohn. Heute gilt nur hoher Lohn und wenig arbeiten.

Martine
29. November 2021 - 8.36

Wann hirt ziel nemmen de mindestloun ass, da kenne se jo nach 3x duerchfalen. Amplaz sech unzestrengen an en richtege beruff ze léiren...

Wieder Mann
29. November 2021 - 8.10

Die jugendlichen Generationen sollte ihr Augenmerk auf die Ausbildung und die Leistung fokussieren, anstatt auf den Mindestlohn. Entweder wollen sie das kapitalistisches System mit all den Vorzügen des Wohlstandes, des Konsums genießen .Oder sie bevorzugen ein System eines Arbeiter und Bauernstaates, wo gleiche Löhne, vorgegebene Arbeitsleistung, kleine Miet-Wohnungen ohne Luxus, Wohlstand,Konsum die Regel ist.