FR.A.RT (36) Liliana Francisco, 1990, Sandweiler

FR.A.RT (36)  / Liliana Francisco, 1990, Sandweiler
 Foto: Anouk Flesch

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Das Kernthema von Liliana Franciscos Werken ist der menschliche Körper. In ihren Fotografien, Malereien und Collagen will sie ihre Gefühle anhand von Veränderungen und Verzerrungen des Körpers ausdrücken. Francisco ist in Luxemburg geboren und aufgewachsen und hat anschließend Visual Arts in Lissabon studiert. Momentan arbeitet sie als Fashionstylistin für ein Modelabel in Luxemburg. Demnächst zieht sie nach Lissabon, wo sie ihren Traum verwirklichen und selbstständige Künstlerin werden will.

Tageblatt: Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.

Liliana Francisco: Introspektiv, intensiv und inklusiv.

Woran inspirieren Sie sich?

Inspiration kommt von allen Seiten. Oft kommt sie aus meinem Umfeld oder ganz spezifischen Alltagserfahrungen. Dann inspiriere ich mich natürlich auch an den Werken anderer Künstler*innen, wie z.B. jenen der New Yorker Fotografin Brooke DiDonato. Wie ich arbeitet sie mit Verzerrungen des menschlichen Körpers. Drittens inspiriert mich Tanz sehr.

Mit welchem/welcher Künstler*in würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?

Mit einer Person, deren Kunst ich sehr mag, würde ich nicht zusammenarbeiten wollen. Wenn wir jemanden bewundern, sollten wir es dabei belassen. Wird die Person real, ist man schnell enttäuscht, weil sie unsere Erwartungen nicht erfüllt. Die paar Zusammenarbeiten, die ich bisher gemacht habe, fielen mir nicht immer leicht, weil ich mich nicht ganz austoben konnte und das Werk mich nicht zu hundert Prozent widerspiegelte.

Sie haben Ihre Werke noch nie ausgestellt. Warum?

Ich bin eine intensive Person – vor allem mir selbst gegenüber. Als Perfektionistin habe ich sehr hohe Erwartungen an mich. Doch ich will demnächst über meinen Schatten springen und meine Sachen ausstellen. Mittlerweile habe ich auch viele Collagen geschaffen, die ich sehr mag. Die verkaufe ich aber nicht, weil es Unikate sind und es schwer ist, gute Prints davon anzufertigen.

Wie erfahren Sie die Kunstwelt als Frau?

Ich denke, dass meine Kunst relativ feminin ist, auch, weil ich viel mit dem nackten weiblichen Körper arbeite. Da ich noch nie ausgestellt habe, habe ich noch nie negatives Feedback erhalten. Die Menschen, die meine Kunst kennen, mögen sie. Ich bin froh, dass wir Frauen uns immer freier ausdrücken können, sei es künstlerisch, sexuell oder gesellschaftlich.

Welche ist Ihre Lieblingskultureinrichtung Luxemburgs?

Das Casino, weil dort viele lokale Künstler*innen ausgestellt werden und mir ihre Szenografie sehr gut gefällt. Auch kollektive Ausstellungen wie die des Cueva-Kollektivs mag ich, weil sie lokalen Künstler*innen eine Bühne bieten.

Was würden Sie sich für die luxemburgische Kunstszene wünschen?

Ich finde die Kunstszene Luxemburgs zu kommerziell. Die einzigen Künstler*innen, die präsent sind, machen kommerzielle Kunst. Die anderen aus der Undergroundszene haben es schwer, Bekanntschaft zu erlangen. Deshalb fände ich es gut, wenn Galerien als auch Museen lokalen Künstler*innen mehr Platz bieten würden. Denn hier gibt es immer tolle Ausstellungen, doch die Künstler*innen kommen oft aus dem Ausland.

Gefällt Ihnen die Lissabonner Kunstszene besser?

Ich mag es nicht, Orte zu vergleichen, weil die Kunstszene eines Ortes passt zu der Kultur, die es dort gibt. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass Luxemburg kein Epizentrum für Kunst ist. In großen Städten ist die Kunstszene besser entwickelt. Weltweit aber ist das Kunstmilieu unter anderem wegen des starken Informationsaustauschs mittlerweile stark saturiert. Dass alle Künstler*innen Aufmerksamkeit erlangen, besonders die weniger kommerziellen, ist schwer.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Ich will als Künstlerin so weit etabliert sein, dass ich nur noch an meiner Kunst arbeiten kann. Ich habe so viele Ideen, die ich noch umsetzen will, und so vieles, das ich mitteilen will. Momentan fehlt mir die Zeit dazu, weil ich 40 Stunden die Woche arbeite. Es gibt noch so vieles, das ich mitteilen will. In zehn Jahren will ich morgens aufwachen können und nur das tun, was ich will. Ich will auch meine drei Kunstrichtungen miteinander verbinden, also Werke schaffen, die sowohl Fotografie, Collage als auch Malerei beinhalten.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

Ich bewundere die junge Fotografin Marie Romanova.