Kunstecke500 Seiten Baukultur auf einen Blick – der „Guide références“ der OAI

Kunstecke / 500 Seiten Baukultur auf einen Blick – der „Guide références“ der OAI
Referenzwerk: der „Guide références“ im Laufe der Zeit  Foto: OAI

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Wer in Zukunft ein Bauvorhaben hegt und sich dabei an real existierenden Umsetzungen und interessanten Denkanstößen orientieren will, sollte einen Blick in dieses Werk werfen: den „Guide références 2022“ der Luxemburger Architektenkammer OAI. Auf rund 300 Seiten sind Namen, Spezialitäten der Büros, Entwürfe und Fotos von fertigen Gebäuden aller Art zu finden – und Vorworte von sechs Ministern. 

Der „Ordre des architectes et ingénieurs-conseils“ kommt nicht zur Ruhe. Nach der breit angelegten Operation „Baupräis OAI 2020“ mit Präsenz in den Weinbergen, der Operation „Kunst am Bau“ sowie dem Rundtischgespräch über die Zukunft der 500 Kirchen in Luxemburg fand Anfang Oktober die Präsentation der 14. Auflage des „Guide OAI références 2022“ statt. Mittelstandsminister Lex Delles wohnte diesem Event bei, sechs Minister haben das monumentale Werk mit einem Vorwort beehrt. Interessant ist dabei, dass dieser Führer durch die Szene der Architektur und Berater-Büros wohlwollende Worte von sechs Ministern beinhaltet, jedoch das Kulturministerium bei dieser Regierungsshow fehlt. Warum wohl?

Eigentlich ist die Architektur mit ihren Partnerorganisationen in die Kompetenz des Kulturministeriums einzuordnen. Die Ressortministerin war bekanntlich bei erwähntem Rundtischgespräch anwesend und eröffnete auch den Luxemburger Pavillon bei der diesjährigen Architekturbiennale in Venedig. Nun gut, man kann nicht alles haben. Jedes der im OAI-Guide zu Worte kommenden Regierungsmitglieder hat wohl gute Gründe, sich durch eine Solidaritätsbekundung mit den Aktiven eines recht wertschöpfenden Sektors in Erinnerung zu rufen, vor allem, da es ja so oder so eine Menge verpasster Chancen im Bauwesen und Landesplanungsbereich in der Vergangenheit gegeben hat. Die anhaltende Debatte über die Wohnungsnot spricht wohl Bände.

Raumknappheit und neue Technologien

Anlässlich der letzten Wahlen 2018 hat die OAI einen umfangreichen Maßnahmenkatalog an die beteiligten Parteien gerichtet und ihre Antworten ausgewertet. Im Vorwort des „Guide“ wird im Übrigen daran erinnert, dass es nicht reicht, ein Programm einer Politik in Sachen Architektur anzunehmen, es gelte auch, die angepeilten Absichten in die Tat umzusetzen. Es gelte, dem Ziel „Baukultur“ im Interesse einer besseren Lebensqualität gerecht zu werden. Dass dies nicht ohne entsprechende Mittel gehen kann, liegt für die OAI auf der Hand. Das Bauwesen wird immer komplexer, auch gilt es, die Raumknappheit, die neuen Technologien und neuartige Materialien intelligent zu nutzen, ohne sowohl die Solidität, Sicherheit, Bequemlichkeit als auch die „Ästhetik“ am Bau außer Acht zu lassen.

In dem Begriff „Baukultur“ sind sowohl das Wort „Bau“, das eher die wirtschaftliche Seite ausdrückt, als auch „Kultur“, das wohl das soziale und kulturelle Bedürfnis der Menschen ausdrückt, beinhaltet. Beiden ist Rechnung zu tragen. Die Architekten und Berater werden von der OAI als kreative Gestalter bezeichnet. Ihre Arbeit wird sowohl durch Bodenständigkeit als auch viel Fantasie geprägt, Architektur ist oft auch ein Quäntchen utopisches Vordenken in eine für manche Zeitgenossen unvorstellbare Welt.

Wer in den kommenden Monaten und Jahren Bauvorhaben hegt und sich dabei an real existierenden Realisierungen sowie interessanten Denkanstößen orientieren will, sollte einen Blick in dieses in guten Buchläden oder bei der OAI verfügbare Referenzwerk riskieren. Auf rund 300 Seiten sind Namen, Spezialitäten der Büros, Entwürfe und Fotos von fertigen Gebäuden aller Art zu finden, selbst Zeichnungen von ganzen Siedlungen sind anschaulich präsentiert, kurzum: Bauherren und solche, die es werden wollen, haben die Qual der Wahl.

Eine vollständige Liste der OAI-Mitglieder, die Definition der einzelnen Berufskategorien sowie die Zielsetzungen des OAI sind im Detail aufgeführt. Stand 15. September 2021 hat der OAI 1.790 Mitglieder, davon 1.101 Architekten, und 583 „Ingénieurs-conseils“ sowie 48 Innenarchitekten, 29 Städteplaner und 29 Landschaftsgestalter. Rechnet man noch diverse Berufskategorien dazu, umfasst der OAI rund 1.904 eingeschriebene Personen, was natürlich eine bedeutende Berufsgemeinschaft darstellt.

Diese wird von dem Bestreben getragen, sowohl einen wirtschaftlichen als auch einen sozialen und kulturellen Beitrag zu leisten, dabei die Sorge um Nachhaltigkeit in der tagtäglich praktizierten Schöpfung nicht zu vergessen. Der in der Imprimerie Centrale gedruckte „Guide“ ist allemal eine begeisternde Lektüre.