KoerichUnbekannte verwüsten Kindergarten: TikTok-Trend nun auch in Luxemburg?

In der Nacht auf Samstag wurden Teile des Koericher Kindergartens stark beschädigt. Der angerichtete Schaden ist so hoch, dass Kinder der C1 am Montag in der örtlichen „Maison relais“ unterrichtet werden müssen. „Und das so lange, bis alles wieder hergerichtet und gesäubert wurde“, schreibt die Gemeindeverwaltung Koerich in den sozialen Netzwerken.

Demnach seien in der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober „einige Helden“ über eingeschlagene Fenster in den Kindergarten eingedrungen, um dort großen Materialschaden anzurichten. Auf den begleitenden Fotos sind unter anderem herunter gerissene Wanduhren zu sehen, eingeschlagene Fenster, beschädigtes informatisches Material sowie mehrere Räume, die durchwühlt und stark verunreinigt wurden. „Um dem Ganzen noch mehr Ausdruck zu verleihen, haben sie mit Feuerlöschern alles versaut“, schreibt die Gemeindeverwaltung in den sozialen Netzwerken.

An die Eltern der betroffenen Kinder (C1) war es der Aufruf, ihren Nachwuchs am Montag wie gewohnt zur Schule zu bringen. Die Sprösslinge werden anschließend mit ihrem Lehrpersonal bis auf Weiteres in den Räumen der „Maison relais“ untergebracht. Nicht betroffen seien die Klassen C2 bis C4 sowie die Früherziehung. Diese Klassen können auch weiter in ihren jeweiligen Sälen unterrichtet werden. „Auch die „Maison relais“ wird weiterhin normal arbeiten können, so dass auch in dieser Hinsicht keine weiteren Einschränkungen vorgesehen sind“, so die Gemeindeverwaltung.

Die örtlichen Behörden haben den Vorfall der Polizei gemeldet und Klage geführt wegen Vandalismus und Brandstiftung. Ein Sprecher der Polizei hat den Einbruch dem Tageblatt gegenüber bestätigt. Vermutungen, der Einbruch stehe im Zusammenhang mit einer jüngsten TikTok-Challenge, konnten die Behörden aber nicht bestätigen. Dies müssten jetzt die Ermittlungen ergeben.

Vor allem in den USA macht seit der „Rentrée“ ein TikTok-Trend die Runde, der Kinder und Jugendliche bei dem Diebstahl und der Zerstörung von Schuleigentum zeigt. Die sogenannte Challenge ist mit dem Hashtag „deviouslicks“ versehen und kommt in den sozialen Netzwerken inzwischen bereits auf mehr als 200 Millionen Ansichten. „Devious“ bedeutet in etwa so viel wie „hinterlistig“ und „verschlagen“, das Wort „licks“ könnte man indessen mit einem Coup übersetzen.

Mit einem „Coup“ sind die Ausmaße dieser Challenge inzwischen aber nicht mehr zu vergleichen. Allein in den USA und in Großbritannien geht der Schaden in die Millionenhöhe, mit eingeschlagenen Fenstern, verwüsteten Laptops und zerstörten Urinalen. Das soziale Netzwerk hat reagiert und versucht, die mit dem Hashtag versehenen Videos von der Plattform zu löschen. Allerdings kursieren weiterhin Videos von verwüsteten Schulgebäuden unter alternativen Schreibweisen.

Ob der Zwischenfall in Koerich mit dem hinterlistigen Trend zusammenhängt, konnte bislang nicht einwandfrei geklärt werden. Beobachter gehen allerdings von Parallelen aus. Auf Fotos ist zudem die Aufschrift „La Capitan“ zu erkennen, die auf einigen Oberflächen mit schwarzem Stift hinterlassen wurde. Die Gemeindeverwaltung sucht in den sozialen Netzwerken indessen nach Zeugen: Personen, die zur Klärung der Vorgänge rund um die Koericher Schule beitragen können, sollen sich bei der Polizei in Capellen melden. Dank des Einsatzes von Mitarbeitern und Freiwilligen habe man einen Großteil der „Schweinereien“ bereits am Wochenende bereinigen können.

Der Vorfall dürfte auch die Diskussionen um die Sicherheit an Luxemburgs Schulen weiter befeuern. Vor kurzem erst wurde in Hesperingen eine Grundschülerin von einem Erwachsenen missbraucht. Der Mann soll sich ersten Erkenntnissen nach in den Toiletten der Schule versteckt haben, nachdem er seine Nichte zu ihrer Klasse begleitet hatte. Mitschülerinnen hatten den Übergriff gesehen und sofort der Lehrerin gemeldet.