KunstturnenEhrgeizig und nervenstark: Céleste Mordenti vor der WM im japanischen Kitakyushu

Kunstturnen / Ehrgeizig und nervenstark: Céleste Mordenti vor der WM im japanischen Kitakyushu
Céleste Mordenti bestreitet mit ihren 18 Jahren schon ihre sechste große internationale Meisterschaft im Bereich der Seniors Foto: Editpress/Julien Garroy

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Sie gilt als ehrgeizig, nervenstark und ist zurzeit das Aushängeschild des weiblichen Turnsports in Luxemburg: Céleste Mordenti erlebte ihren Durchbruch im Jahr 2019 und ist die einzige FLGym-Turnerin, die bei der am Montag in Japan beginnenden Weltmeisterschaft am Start sein wird.

„Immer wenn mir die Frage gestellt wird, wann ich mit dem Sport angefangen habe, weiß ich nicht genau, was ich antworten soll, denn ich kann mich gar nicht an eine Zeit erinnern, in der ich nicht geturnt habe“, erklärt Céleste Mordenti mit einem Lachen. Turnen ist ihre Passion, auch wenn sich ihr Verhältnis zum Sport in den letzten Jahren ein wenig verändert hat: „Es ist inzwischen anders, einfach viel intensiver. Da sieht man das Ganze schon mit einem anderen Blick als noch vor ein paar Jahren.“

Céleste Mordenti, Tochter einer Französin und eines Deutschen, wurde in München geboren. Ihre Familie zog jedoch nach Luxemburg, als Céleste noch im Kleinkindalter war. Bereits in ihrer Zeit in Deutschland kam die Kunstturnerin jedoch zum ersten Mal in Kontakt mit ihrem aktuellen Sport, als die Mutter sie im Baby-Turnen anmeldete: Früh war somit eine Leidenschaft geboren, die in Luxemburg schließlich bei der Gym Bonneweg weitergehen sollte und das junge Mädchen bis hin in den Nationalkader führte. Ganz unerfahren war allerdings auch die Mutter nicht, die früher ebenfalls Turnen mit sehr großer Passion ausübte, etwas, wovon ihre ehrgeizige Tochter jedoch erst sehr viel später erfahren sollte: „Ich wollte immer weiter und weitermachen, da hat mir meine Mutter irgendwann einmal erzählt, dass sie auch selbst Turnerin war, jedoch erst, als ich ein gutes Stück älter war. Ich war überrascht und dachte mir nur: Ach, wie cool.“ Das Verständnis für ihren zeitintensiven Sport, in der eine Karriere so fragil ist, dass sie oftmals bereits vorbei ist, bevor sie überhaupt erst richtig begonnen hat, ist im Hause Mordenti jedenfalls sehr groß, was auch Céleste beruhigt und sehr schätzt: „Meine Eltern unterstützen mich wirklich zu jedem Moment.“

48-Punkte-Marke

Bereits früh wurde deutlich, dass Céleste Mordenti großes Talent besitzt und eine ganz besondere Qualität zeigte sie dabei immer wieder, denn die heute 18-Jährige wirkte bei großen Wettkämpfen bereits in sehr jungen Jahren stets nervenstark. Etwas, das sie dennoch etwas überrascht: „Das steht wirklich in jedem Artikel über mich. Ich denke schon, dass ich das ganze Drumherum gut ausblenden kann, doch ich bin eigentlich noch immer sehr nervös“, gibt die Turnerin etwas bescheiden zu. „Doch dass man nach außen hin so cool wirkt, das hört man natürlich sehr gerne.“

Auch Nationaltrainer Piotr Kopczynski hebt diese große Qualität seiner Turnerin hervor: „Es ist etwas, das nicht jeder besitzt, jedoch auf diesem Niveau sehr wertvoll sein kann.“ Und so kommt es nicht von ungefähr, dass die Turnerin der Gym Bonneweg ihren großen Durchbruch im Jahr 2019 mit gerade einmal 16 Jahren hatte. Bei ihrem ersten großen Auftritt im Seniors-Bereich – der EM im polnischen Stettin – übertraf die Turnerin des COSL-Promotionskaders auf Anhieb alle in sie gesetzten Erwartungen und belegte einen soliden Platz im Mittelfeld. Die Belohnung folgte auf den Fuß, denn im selben Jahr durfte sie ebenfalls an den Europaspielen in Minsk und der Weltmeisterschaft in Stuttgart teilnehmen.

Ich denke schon, dass ich das ganze Drumherum gut ausblenden kann, doch ich bin eigentlich noch immer sehr nervös

Céleste Mordenti

Es folgten – trotz der Corona-Pandemie – bis heute zwei weitere Europameisterschaften: „Am präsentesten ist aber noch immer die WM 2019 in Stuttgart“, betont die junge Athletin. „Die besten Turnerinnen der Welt zu sehen, das war schon etwas Spektakuläres. Wenn man mit dem Training fertig ist und dann kommt Simone Biles herein um, auch zu trainieren, das ist schon ein großartiges Gefühl.“ Rein sportlich hebt die 18-Jährige jedoch keinen dieser großen Wettkämpfe hervor: „Ich sehe es so, dass jeder einzelne Wettkampf mich einen Schritt weitergebracht hat.“

Punktemäßig näherte sich Moredenti, die in ihrer Karriere bisher von allzu großen Verletzungen verschont blieb, langsam, aber sicher der 48-Punkte-Marke. Ihr bisher bestes Mehrkampf-Ergebnis erturnte sie sich bei der EM 2020 in Mersin mit 47,465 Punkten. Dass für die 18-Jährige noch mehr möglich ist, dessen ist sich auch Kopczynski sicher: „48 ist so eine unsichtbare Grenze, die wir gerne erreichen wollen. In Stuttgart war das die Punktzahl, die die letzte Turnerin erhielt, die sich noch für die Olympischen Spiele in Tokio qualifizieren konnte. Es ist eine Art Orientierungspunkt.“ In Japan möchte Mordenti nun ihre Programme, die die gleichen wie bei der EM im Frühling in Basel sein werden, so fehlerfrei wie möglich durchturnen, wie sie erklärt: „Ziel in den letzten Monaten war es, an der Stabilität zu arbeiten.“ Dass sie als „Einzelkämpferin“ nach Kitakyushu reisen wird – die beiden weiteren Seniors-Turnerinnen Chiara Castellucci und Lola Schleich befinden sich nach schweren Verletzungen noch immer in der Rehabilitation – stört sie dabei nicht: „Es ist schade, doch ich kannte es bisher ja noch nicht so wirklich, in einer großen Gruppe zu einem Wettkampf zu reisen, auch wenn das eine tolle Erfahrung war.“

27 Stunden Training die Woche

Viel Zeit, sich großartig Gedanken zu machen, bleibt der derzeit besten luxemburgischen Turnerin sowieso nicht: „Aktuell wird mein Terminkalender von Turnen und Schule dominiert“, sagt die Schülerin des „Sportlycée“, die im Frühling ihre Abiturklausuren schreiben wird. „Da bleibt kaum noch freie Zeit übrig.“ Kunstturnen ist bekanntlich eine sehr zeitintensive Sportart, da kam die 18-Jährige vor der Weltmeisterschaft schon auf 27 Trainingsstunden pro Woche. „Wenn ich dann doch etwas Zeit übrig habe, dann koche ich gerne. Sonst genieße ich es einfach, wenn ich einfach einmal gar nichts zu tun habe“, ergänzt sie mit einem Lachen. 

Für Céleste Mordenti steht jedoch jetzt schon fest, dass sie auch nach ihrer „Première“ versuchen möchte, weiterhin ihre Sportart auf dem aktuell hohen Niveau weiterzuführen: „Solange es geht, möchte ich nicht aufhören.“ Am liebsten will sie Universität und Kunstturnen in Zukunft kombinieren: „Wir haben da schon einige Ideen, doch konkret ist noch nichts. Zuerst gilt es eh erst einmal die Examen zu bestehen und bis dahin ist ja noch ein wenig Zeit.“ Und bevor diese näherrücken, steht erst einmal die Weltmeisterschaft in Japan auf dem Programm. Ihr Abitur hätte allerdings rein sportlich gesehen in kein besseres Jahr fallen können, denn der kommende große Wettkampf, die EM 2022, wird nicht wie eigentlich üblich im Frühling, sondern erst im August im Rahmen der „European Championships“ in München – das als Multisportevent ausgetragen wird – stattfinden: „Ein besseres Timing hätte es eigentlich nicht geben können“, freut sich die junge Kunstturnerin.

In der internationalen Turnwelt ist Mordenti jedenfalls angekommen. Ein bestimmtes Vorbild hat die 18-Jährige nicht: „Ich würde eher sagen, mich haben alle Turnerinnen geprägt, die ich bei großen internationalen Wettkämpfen persönlich kennenlernen durfte. Zu sehen, was sie tun, wie sie trainieren, das war eine sehr wertvolle Erfahrung.“ Teil der internationalen Turnwelt sein zu dürfen, das schätzt Céleste Mordenti am meisten: „Es ist einfach ein tolles Gefühl, wenn man zum Wettkampf kommt und die anderen Turnerinnen kennen einen jetzt auch. Sonst kannte ich ja ihre Namen, sie mich aber nicht. Inzwischen ist das alles nicht mehr so anonym.“ Und wer weiß, vielleicht erhält die 18-Jährige am Montag mit ihrer Leistung bei der Qualifikation noch ein wenig mehr Aufmerksamkeit.

Céleste Mordenti möchte sich langsam der 48-Punkte-Marke nähern 
Céleste Mordenti möchte sich langsam der 48-Punkte-Marke nähern  Foto: Editpress/Julien Garroy

Weltmeisterschaft in Kitakyushu

Die Mehrkampfqualifikation bei der Weltmeisterschaft beginnt bei den Damen am Montag und wird während zwei Tagen ausgetragen. Céleste Mordenti wird gleich am ersten Wettkampftag in der Subdivision fünf an den Start gehen, dies ab 17.10 Uhr (10.10 Uhr, MESZ). Ihr erstes Gerät wird der Stufenbarren sein. Die luxemburgische Delegation befindet sich seit Mittwoch in Japan. 

Paul Moutschen
19. Oktober 2021 - 9.43

Gudden Moien, ech kann der Madam Mordenti nëmmend at Bescht wenschen. Ween esou vill Efforts brengt huet meng ganz Ennerstetzung. Hoffentlech klapt dat mam internationalen Milieu an Niveau. Vill Erfolleg op der WM. Mat frendlechen Gréiss Paul Moutschen