EditorialWo sind die Impfdrängler, wenn man sie braucht?

Editorial / Wo sind die Impfdrängler, wenn man sie braucht?
Bei allem Bemühen blieb die staatliche Impfkampagne umständlich – wer einen Stich wollte, musste sich den selber organisieren Foto: Editpress/Alain Rischard

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Für jemanden, der froh war, endlich geimpft zu werden, läuft das alles ziemlich enttäuschend gerade. Die meisten Impfwilligen dürften inzwischen durch sein mit ihrem doppelten Schutz – aber das sind dann doch erschreckend wenige. Wo sind die Impfdrängler, wenn man sie braucht?

Dass die Impfung wirkt, zeigt auch der Blick über die Grenzen. Portugal hat eine hohe Impfquote und geht unbeschwert in Richtung kalte Jahreszeit. In Rumänien sind vergleichsweise nur sehr wenige Menschen geimpft – und kein Intensivbett im Land ist mehr frei. Auch in Luxemburg schützt die Impfung vor einer Ansteckung und mehr noch vor einer schweren Erkrankung. Wer sich als Geimpfter trotzdem ansteckt, ist weniger infektiös für andere. Das ist der letzte Stand der Forschung. Eigentlich eine Errungenschaft der Menschheit.

Warum impft Luxemburg also gerade so langsam? Wieso hinterfragen wir diese Errungenschaft so sehr?

Bei allem Bemühen blieb die staatliche Impfkampagne umständlich. Wer einen Stich wollte, musste sich den selber organisieren. Die Herangehensweise in anderen Ländern war direkter. Wer einen Brief oder eine Mail mit einem vorgeschlagenen Termin zugeschickt bekommt, ist geneigter, diesen wahrzunehmen – ein kleiner, aber wirksamer psychologischer Trick: Man muss handeln, um nicht geimpft zu werden, und nicht andersrum.

Es geht aber auch ums Vertrauen. Die von der Politik eingeforderte Solidarität in Sachen Impfung kann nicht als Einbahnstraße funktionieren. Premier Xavier Bettel verreiste letztes Jahr zur Weihnachtszeit mitten im Lockdown. Im Frühsommer steckte er sich in einem Nachtclub an. Zwischendurch appellierte er an die Solidarität aller. Suche den Fehler.

Unter Druck von außen rücken Gleichgesinnte zusammen. Das ist auch bei den Impfgegnern der Fall, von denen einige hoffnungslos unsere Sphären zu verlassen haben scheinen, wie es die Morddrohungen gegen Bettel zeigen. Andere haben schlicht Ängste – und die muss man akzeptieren. Wer mehr Geimpfte will, darf diese Menschen nicht zu den Querdenkern treiben. Das „Teil des Problems“-Gerede hat in dieser Hinsicht viel kaputtgemacht. Wir sehen das an unseren Impffortschritten, die inzwischen das Tempo einer Wanderdüne haben.

Schließlich, und das ist die bitterste Feststellung, bleiben zahlreiche Menschen in Luxemburg unerreichbar für öffentliche Informationen. Aus Paulette Lenerts Gesundheitsministerium scheint niemand richtig in die vielen migrantischen Communitys hineingeschaut zu haben. Dabei zeigte sich dieses Problem bereits früh in der Pandemie auf den Intensivstationen und tut es auch jetzt noch. Oft sind dies finanziell schlecht gestellte Mitbürger, die auf engstem Raum zusammenleben und Jobs machen, die kein Home-Office erlauben. Dass man trotz dieser gebündelten Risikofaktoren nicht aktiver vorging, bleibt ein schwerer kommunikationspolitischer Fehler.

Wir sollten uns aber auch an die eigene Nase fassen. Das Rumgeheule zieht sich durch die ganze Pandemie. Masken sind blöd, PCR-Tests unangenehm, Impfungen für nichts gut, Auflagen zum Besuch eines Restaurants der Beginn einer Diktatur – monieren vor allem gut und gerne auch bio-genährte Mitbürger in Einfamilienhäusern mit Garten, Hund und zwei Autos in der Garage. Anders gesagt: Wir können unsere Luxussorgen sogar in einer Seuchenzeit zelebrieren. Vielleicht wäre es mal an der Zeit, darüber nachzudenken, ob das nicht ein bisschen viel der provinziellen Dekadenz ist.

Die Wissenschaft sagt klipp und klar: Wer sich impft, schützt sich selbst, aber vor allem die Schwächeren – das sind die gesundheitlich Gefährdeten, aber auch jene, die sich aus einem Mangel an Möglichkeiten schlechter isolieren oder informieren können. Impfen bedeutet Solidarität mit den Schwächsten, nicht mit den Stärksten. Wenn das kein weiterer Grund zur Impfung ist, weiß ich auch nicht mehr weiter.

Irtalis
20. Oktober 2021 - 0.38

Wieder Mann / 17.10.2021 - 12:53 "Tony Marshall trotz doppelter Impfung und Vorsichtsmaßnahmen schwer an Covid erkrankt,er liegt auf der Intensivstation „Vielleicht verstehen Sie jetzt besser ich vieles hinterfrage , Skepsis anbringe. " Anekdoten sind keine Daten, das ist vollkommen belanglos, genau wie Ihr Vater, der noch mit 125 Jahren jeden Tag 5 Packungen geraucht hat, ergo ist Rauchen nicht ungesund. Sie haben vieles, aber keine Ahnung.

Wieder Mann
17. Oktober 2021 - 12.53

@HTK: Zu meinem Post an Sie wo man nachlesen kann, über den Reproduktionswert, hat NTV jetzt folgende Nachricht publiziert: Tony Marshall trotz doppelter Impfung und Vorsichtsmaßnahmen schwer an Covid erkrankt,er liegt auf der Intensivstation „Vielleicht verstehen Sie jetzt besser ich vieles hinterfrage , Skepsis anbringe. Mir ist voll bewusst, erst einigen Jahren die Wissenschaft wirklich verlässliche Daten liefern wird ( bei dem Impfstoff verhält es sich wie auch bei anderen Arzneien, es Zeit braucht über Wirkung, Nebenwirkung verlässliche Daten zu erhalten) über Effizienz der Impfung, Nebenwirkungen

Wieder Mann
17. Oktober 2021 - 12.27

@HTK: Wie Sie gelesen habe , habe ich mich impfen lassen, allerdings nach Rücksprache mit einigen inländischen , ausländischen Fachärzten , Abwägung von Risiken der Impfstoffe. Da nur ein Impfstoff in Frage kam , den ich glücklicherweise auch erhielt, sonst hätte ich die Impfung verweigert. Zahlen über Vermehrung ,Ansteckung können Sie sich schlau machen in den Schriften von RKI ,Drosten , Lauterbach.( RKI spricht von der Reproduktionszahl R,Mittler Wert wurde auf 2,8 bis 3,8 festgelegt, augenblicklicher Wert ,Stand 1,06 ,d.h. eine Person kann 1 bis 2 Personen anstecken.)Fakt ist ein Geimpfter das Virus genauso weiterträgt wie ein Nichtgeimpfter , wo bisher keine Klarheit herrscht, genaue Daten fehlen oder nicht veröffentlicht werden , wieviele Geimpfte schwer an Covid erkrankt oder verstorben sind.Hierzu gibt es nur vage Zahlen.

HTK
17. Oktober 2021 - 9.32

Bravo.Guter Artikel.Mehr ist nicht zu sagen. @Wieder Mann, "Trotz Impfung sind diese 46 Prozent eine Gefahr für die Bevölkerung , jeder Infizierte ob geimpft oder nicht mindestens 2 Personen ansteckt." Woher haben sie denn diese Information? Und falls sie denn stimmen sollte,wären sie ja nur eine Gefahr für die Nichtgeimpften,oder? Fakt ist doch,dass sich das Virus in einem Wirt mit Antikörpern nicht vermehren kann und,dass bei einer Infektion der Krankheitsablauf eher gelinde verläuft. Das ist doch eine Spritze wert oder? Tut mir übrigens leid für ihre Erfahrungen mit der Schulmedizin. Aber sie sollten jetzt nicht deswegen zu den Zeugen Jehowas übertreten,dessen radikale Sektion jede medizinische Behandlung ablehnt.Sogar für ihre Kinder.

Gaston de la Piquouse
16. Oktober 2021 - 17.29

Drängler wird es immer geben , machen auf sich aufmerksam und sind nicht zu übersehen. Sollte vielleicht heissen , wo sind diese verdammten Virusträger, damit man bei ihnen die Zahl ihrer Antikörper messen und sie im Bedarfsfall pickusieren kann, oder?

Wieder Mann
16. Oktober 2021 - 15.44

@Leila:Hannerfroen ass besser, wéi mat der Schness bailaafen. Jo ech sin geimpft an dach hannerfroen ech , well déi éischten Kéier hun ech engem renoméierten Mediziner gegleewt an et huet méng nach jonk Fraa d’Liewen kascht. Déi zweeten Kéier hun ech engem Mediziner gegleewt an et huet mir en puer schwéier Joeren bruecht an ech hun missen op Berlin an eng renomméiert Klinik pilgeren fir Gewessheet ze kréien wat Medikamenter unriichten.Esouvill zur Medizin, wessentschaftlechen Studien an den Glaawen un d’Medizin, hei am Land baisst keen Mediziner den Aneren.Natierlech hun ech zu denen 0,1 Prozent gehéiert wou d’Medikament den Contraire wierkt, erausfonnt hun se et net.

Leila
16. Oktober 2021 - 15.16

...Impfverweigerer kann man nicht überzeugen. und ebenso die, die dauernd (warum auch immer) beteuern dass sie sich impfen liessen, aber ständig nach einem Haar in der Suppe suchen. Penetrant...

Observer
16. Oktober 2021 - 15.08

Jetzt geht es wirklich einfach, ohne Termin ohne Getue über das Internet oder Telefonwarteschleife! Das ist ein guter Weg. Leider sehr spät, aber geht doch.

sofia
16. Oktober 2021 - 13.58

Hab heute vom Staat eine Aufforderung zum Impfen erhalten, obschon ich schon 2 Mal geimpft bin. Es ist KEINE für eine 3. Auffrischung. Wissen die nicht mehr wer was bekommen hat?

Danielle Tara
16. Oktober 2021 - 13.41

Ech fannen och soll een un dei Schwach an Vulnerabel denken. Dei hun Angscht eraus ze goen well se färten ugestach ze gin. Sie haten virum Covid keen einfacht Liewen an och nom Covid net. An dass en NO Go dass en Deel vum Gesondheetspersonal sech net impfen leisst. An dass traureg dass eng Marche blanche gemach gett well dei as geduecht geint Pädophilie an net geint Impfung!

Antonio
16. Oktober 2021 - 11.05

"Wer einen Stich wollte, musste sich den selber organisieren. Die Herangehensweise in anderen Ländern war direkter." Man wurde in Luxemburg DIREKT zur Impfung mit einem Brief eingeladen, einen Termin zu machen ist nur noch Formsache. In Deutschland musste man sich selbst informieren in welcher Impfgruppe man nun ist und welche dann auch gerade dran ist. Danach sollte man sich auf einer Website einen Termin nehmen, was quasi so war als ob man ein Konzertticket für Beyonce ergattern möchte. Luxemburg hat alles richtig gemacht. Impfverweigerer kann man nicht überzeugen.

Wieder Mann
16. Oktober 2021 - 10.42

Als vollständig Geimpfter stelle ich mir eine wichtige Frage die noch immer zu klären scheint . .Warum haben , trotz doppelter Impfung , sich 46 Prozent mit Corona infiziert. Trotz Impfung sind diese 46 Prozent eine Gefahr für die Bevölkerung , jeder Infizierte ob geimpft oder nicht mindestens 2 Personen ansteckt. Sind trotz Impfung die Maskenpflicht, die Hygienevorschriften, die Begrenzung von Personen bei Veranstaltungen, den Abstand, die Kontrollen per Test …. nicht wichtiger Bestandteil einer Vorsorgepflicht. Mir scheint eher den wirtschaftlichen Interessen und der Angst von Missmut , der Auflehnung der Massen gegen die Politik stehen eher im Fokus der beschlossenen sanitären Maßnahmen.