Kunstecke500 Gotteshäuser: Reif für neue, vielfältige Aktivitäten

Kunstecke / 500 Gotteshäuser: Reif für neue, vielfältige Aktivitäten
Die Kirche in Lasauvage ist eines der ersten Luxemburger Gotteshäuser, die entweiht wurden Archivbild: Francis Wagner

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Nächste Woche wird die vor Jahren entweihte Bärbels-Kirche in Lasauvage mit neuer Bestimmung wieder eröffnet. Ihre Baugeschichte, ihre Entwicklung und ihre Renovierung dienten vor einigen Tagen bei dem von der OAI organisierten und der Erwachsenenbildung des Erzbistums initiierten Rundtischgespräch „Wise re-use: profaniéiert Kierchen ëmgestalten an nei notzen“ als Paradebeispiel für Handhabung und Neubestimmung „profanierter“ Gotteshäuser.

In der Tat, nach der Trennung von Kirche und Staat haben Inventare ergeben, dass es rund 500 Kirchen und Kapellen im Großherzogtum gibt. Davon gehören derzeit 174 den jeweiligen Gemeinden, 150 sind im Besitz des nationalen Kirchenfonds und bei 176 sind die Eigentumsverhältnisse noch nicht konventionell abgedeckt. Erst 14 Kirchen gibt das Erzbistum heuer als „profaniert“ an. Zu diesen gehört dann wohl auch die von der Gemeinde Differdingen übernommene Bärbels-Kirche in Lasauvage. Wer die diesbezüglichen Ausführungen bei besagter Veranstaltung gehört hat, weiß, wie schwierig und langwierig der Prozess bis zur rund zwei Millionen Euro teuren Renovierung war und mit wie viel Sorgfalt und Respekt mit diesem aus dem 19. Jahrhundert stammenden neogotischen Bau umgegangen wurde. Dass in dieser „Kirche“ nun Ausstellungen und andere kulturelle Veranstaltungen organisiert werden können, scheint uns begrüßenswert!

Gilt auch eine duale Nutzung?

In erlesener Runde ging es bei der OAI jedoch auch um die Grundsatzfrage: Darf man in einer Kirche nebst sakralem Geschehen auch weltliche Veranstaltungen abhalten? Die Antwort ist „Ja“, doch ist ein Gebetshaus einmal „profaniert“, darf keine Messe mehr in diesen Gemäuern gelesen werden. Das ist kanonisches Recht. Somit ist klar: Da mit der Entweihung weiterer Kirchen in den nächsten Monaten und Jahren zu rechnen ist, stellt sich die Frage nach einer sinnvollen Nutzung dieser ehrwürdigen Gebäude, die meist architektonisch interessant sind und als wertvolles Kulturgut betrachtet werden können.

Der Verantwortliche von „Sites et monuments“ hat davor gewarnt, die Abrissbirne gegen derartige Bauten zu schwingen, um Bauland für irgendwelche gewinnträchtigen Projekte zu gewinnen. Es stellt sich auch die Frage, was mit den unzähligen Kulturgütern in diesen Kirchen geta werden soll, da ja nicht alle in einem Archiv versauern sollen. Zwar hütet das MNHA einige sakrale Schätze, doch ist da nicht Platz genug, um alle unterzubringen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Idee eines entsprechenden Museums steht somit im Raum. Eine Chance, dieses neben der Kathedrale in der ehemaligen Nationalbibliothek einzurichten, scheint ja leider verpasst. Ein anderer Ort müsste demnach gefunden werden. Alex Langini, Experte für sakrales Kulturgut, wirft im Vorwort der letzten Ausgabe von nos cahiers diese Frage auf und plädiert darüber hinaus für ein Museum, wenn auch ein kleines, bescheidenes Haus zur Wahrung dieser religiösen Kulturschätze reiche. Diese sind nicht nur Bestandteil der Bistumsgeschichte, sondern auch der Geschichte des Landes schlechthin.

An guten Beispielen mangelt es nicht

Im nahen und fernen Ausland gibt es zahlreiche Beispiele zum Thema, was mit ehemaligen Kirchengebäuden getan werden kann, ohne diese abzureißen. Eine der in der Diskussion aufgelisteten Überlegungen war, entsprechende Projekte nicht nur am Gebäude an sich, sondern auch an der nahen Umgebung auszurichten, damit die „Kirche auch weiterhin im Dorf“ bleibe, was so viel bedeutet wie, die Menschen in diesen ehemaligen heiligen Hallen zusammenzubringen, den sozialen Halt der Gesellschaft zu fördern. Eine weitere Idee ist wohl, die künftige Nutzung an real existierenden Bedürfnissen etwa der Kommunen zu orientieren, kurzum, keine allzu exotischen Projekte zu befürworten, da dies im Endeffekt wieder kontraproduktiv sein könnte.

Uns dünkt, es gilt, wie bei vielen weitreichenden Entscheidungen, erst zu überlegen und die Meinung interessierter Bürger anzuhören, ehe die Weichen neu gestellt werden. Es steht viel auf dem Spiel. Für Luxemburg ist es eine Art Aufbruch in eine neue Etappe in der Förderung des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens. Wenn die Kulturministerin meint, es gelte jetzt nicht, in jeder „leeren Kirche ein Museum oder eine Bücherei einzurichten“, hat sie sicherlich prinzipiell recht.

Wir sind jedoch der Auffassung, es gibt in diesen Zeiten der oberflächlichen Information und digitalen Kommunikation nicht genug Bibliotheken mit dem Anreiz, Bücher zu lesen, auch wäre es sicher interessant, die thematisch recht vielfältige Museumslandschaft um einige geschichtlich und künstlerisch sinnvolle Museen und Kunsthäuser, Stichwort Nationalgalerie, zu ergänzen. Und wenn bei schwindender Zahl an traditionellen Wirtshäusern, die der sozialen Kommunikation dienlich sind, hie und da eine neue urige Kneipe aufleben könnte, wäre das, würde diese zentral im Ortskern liegen, wohl auch kein Fehler!

en ale Sozialist
17. Oktober 2021 - 20.08

War ni e grousse Kirchgänger, sinn och aus dëser Institutioun ausgetruden, sinn awer kee Paafefrësser a fanne verschiddene Kommentaren einfach niveaulos. Ët gëtt en däitscht Spriechwuert : " Umso mehr ich einen Feind bekämpfe, umso ähnlicher werde ich ihm ". Wien also hei , d'Kierch-déi ët jo sou nët mé gëtt- verbal bekämpft, mecht genee datselwecht wat de Klerus a senger Glanzzeit praktizéiert huet. Vill vun deenen dei sech fréier geduckt hunn, jeitzen haut am haartesten. Well näischt méi um Spill steet.

Winter
15. Oktober 2021 - 17.52

Wartet einfach bis sie baufällig sind und reißt sie dann ab, wenn schon eine Minorität, die an sprechende Schlangen glaubt, einen Infarkt bekommen, wenn wir sie gleich wegbaggern.

yvette
15. Oktober 2021 - 17.40

Ech wëll net ee Sou vu menge Steiergelder fir den Dreck do verhonzt gesinn. 2000 Jore laang hunn s'eis d'Suen aus der Täsch gezunn fir déi Buden opzeriichten. Elo geet et duer. Elo kënnt de Bagger. PS. Si kënne jo eng stoe loosse als Denkmal fir d'Dommheet vun de Leit.

Armand
15. Oktober 2021 - 17.28

"Und wenn bei schwindender Zahl an traditionellen Wirtshäusern, die der sozialen Kommunikation dienlich sind, hie und da eine neue urige Kneipe aufleben könnte, wäre das, würde diese zentral im Ortskern liegen, wohl auch kein Fehler!" Ich nehme an, der Steuerzahler soll die Heizung bezahlen, nicht die Säufer.

Duesselmann
15. Oktober 2021 - 17.27

"... unzähligen Kulturgütern in diesen Kirchen getan werden soll, da ja nicht alle in einem Archiv versauern sollen. " Macht aus EINER Kirche ein Museum mit all dem Kram, dann kann der Bagger die anderen 499 in Häuser umwandeln, wo Menschen leben können, die tatsächlich existieren.

Yann
15. Oktober 2021 - 17.26

Ich seh's schon kommen. Jedes Kirche wird in ein 'Centre de documentation sur la vie rurale' umgewandelt, mit einem Direktor, einer Empfangsdame, Handwerker, Reinigungspersonal und Ehrenwein, wenn einmal im Jahr ein neues Traktorfoto aufgehängt wird.

Undine
15. Oktober 2021 - 17.24

"Reif für neue, vielfältige Aktivitäten." Trainingspotential für Dutzende Baggerfahrer.