Lombardei-RundfahrtTour-Sieger Pogacar gewinnt sein zweites „Monument“

Lombardei-Rundfahrt / Tour-Sieger Pogacar gewinnt sein zweites „Monument“
Am Ende setzte sich Tadej Pogacar (vorne) gegen Fausto Masnada durch Foto: Luca Bettini/AFP

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Tadej Pogacar war bei der Lombardei-Rundfahrt nicht zu schlagen. Der zweifache Tour-de-France-Sieger ließ im Sprint seinem italienischen Begleiter Fausto Masnada keine Chance und gewann nach Liège-Bastogne-Liège bereits sein zweites „Monument“ in diesem Jahr.

Tadej Pogacar ist der „König“ der Radsportsaison 2021. Keiner gewann so viele Rennen wie der Slowene, und keiner war so überlegen bei seinen Siegen. Am Samstag fügte der 23-Jährige (geb. am 21.9.1998) seiner Erfolgskette eine weitere Perle hinzu, als er Italiens schwersten Klassiker „Il Lombardia“ gewann.

Wer das Rennen verfolgte, musste den Eindruck gewinnen, Pogacar würde das alles im Handumdrehen, und ohne einen Finger zu krümmen, bewerkstelligen. Er machte sich mit einer derartigen Leichtigkeit im „Passo di Ganda“, der 9,2 km langen, schweren Steigung (Schnitt 7,3%) rund 35 km vor dem Ziel auf und davon, dass schon zu diesem Zeitpunkt kaum noch an seinem späteren Sieg gezweifelt werden konnte.

Das zweite „Monument“

Lediglich der Italiener Fausto Masnada, der vom Quick-Step-Teamboss einen Freifahrtschein bekam, weil dem designierten Leader Remco Evenepoel lange zuvor die Luft ausgegangen war, sorgte noch für ein klein bisschen Spannung. Er machte sich allein auf die Socken Pogacars, fing diesen auch ein und riskierte sogar einen zaghaften Angriffsversuch, als beide in der schmalen Steigung im Herzen des Ankunftsorts Bergamo dem Ziel entgegenfuhren.

Pogacar aber zeigte dem Lehrjungen schnell, wer der Meister war. Er übernahm die Führung und lancierte den Sprint, wenn überhaupt von einem Sprint gesprochen werden kann, von der Spitze aus. Masnada, der am Ende mit seinen Kräften war, hatte in dieser Auseinandersetzung Mann gegen Mann nicht den Hauch einer Chance.

In diesem Jahr gewann Pogacar neben den „Monumenten“ Liège-Bastogne-Liège und „Il Lombardia“ nicht weniger als vier Etappenrennen, der Reihe nach die UAE-Tour, Tirreno-Adriatico, die Slowenien-Rundfahrt und die Tour de France. Nur bei der Baskenland-Rundfahrt verpasste der Slowene den Gesamterfolg. Immerhin aber kam er dort aufs Podium und feierte einen Etappensieg.

Im Herbst 2020 holte Pogacar sich drei Etappen der Tour, dieses Jahr fuhr er genauso oft als Erster ins Ziel. Er gewann das Einzelzeitfahren von Changé nach Laval sowie die zwei schweren Pyrenäenetappen von Muret zum Scheitel des Col de Portet und von Pau nach Luz Ardiden.

Der schmächtige Sohn (1,76 m, 66 kg) eines slowenischen Verkaufsleiters und einer Französischprofessorin erklomm die Sprossen der Erfolgsleiter relativ schnell. Durch seinen Erfolg bei „Il Lombardia“ ist er jetzt zu den ganz Großen der Radsportszene gestoßen wie Fausto Coppi und Eddy Merckx, die bisher als Einzige im selben Jahr die Tour de France und (wenigstens) zwei sogenannte „Monumente“ gewannen. Coppi gelang dies im Jahr 1949, als er neben dem Giro und der Tour noch Mailand-Sanremo und die Lombardei-Rundfahrt davontrug.

Auf den Spuren von Merckx

Zwanzig Jahre später (1969) holte Merckx sich seine erste Tour und dazu noch Mailand-Sanremo, die Ronde van Vlaanderen sowie Liège-Bastogne-Liège. In den Jahren 1971 und 1972 fügte er seinem Palmarès die Tour, Mailand-Sanremo, Liège-Bastogne-Liège und „Il Lombardia“ hinzu. Im Jahr 1971 wurde er zudem Weltmeister in Mendrisio, 1972 Giro-Sieger und Stundenweltrekordhalter.

Ein anderer Vergleich sei erlaubt: Im Alter von 23 Jahren hatte Merckx einen Giro d’Italia und eine Weltmeisterschaft, dazu zweimal Mailand-Sanremo und einmal Paris-Roubaix gewonnen. Pogacar kann dieser Bilanz zwei Tours de France, ein Liège-Bastogne-Liège, ein Tirreno-Adriatico und eine „Il Lombardia“ entgegensetzen.

Zahlen und Vergleiche aber scheinen den Slowenen zurzeit noch nicht zu interessieren. „Ich will mir auf meinem Rad Freude bereiten“, meinte er beim Siegerinterview. „Ich denke nicht an Rekorde und auch nicht an Geschichtsbücher. Im Laufe des Rennens fühlte ich mich immer besser, sodass ich beschloss, es im ‚Passo di Ganda‘ zu versuchen. Ich war mir bewusst, dass bis ins Ziel noch über 30 km zu fahren waren, doch muss man etwas riskieren, um zu gewinnen. Dass Masnada mich einfing, war nur normal. Er kennt die lange Abfahrt aus dem Effeff, er wohnt in der Ecke. Ich wusste, dass er keine Führungsarbeit leisten würde, doch das störte mich nicht. Im Sprint hatte ich keine Schwierigkeiten, mich durchzusetzen. Von allen fünf ‚Monumenten‘ ist ‚Il Lombardia‘ dasjenige, das mich am meisten fasziniert. Es war mein großes Ziel, hier zu gewinnen. Und das ist mir gelungen.“

Ergebnisse

115. Lombardei-Rundfahrt, Eintagesrennen von Como nach Bergamo (239 km):
1. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Team Emirates) 6:01:39 Stunden, 2. Fausto Masnada (Italien/Deceuninck-QuickStep) gleiche Zeit, 3. Adam Yates (Großbritannien/Ineos) 0:51 Minuten zurück, 4. Primoz Roglic (Slowenien/Jumbo-Visma), 5. Alejandro Valverde (Spanien/Movistar), 6. Julian Alaphillipe (Frankreich/Deceuninck-QuickStep), 7. David Gaudu (Frankreich/Groupama-FDJ), 8. Romain Bardet (Frankreich/DSM), 9. Michael Woods (Kanada/Israel Start-Up Nation) alle gleiche Zeit, 10. Sergio Higuita (Kolumbien/EF Education-Nippo) 2:25,