ForumBeitrag zum World Decent Work Day: Was haben Tomaten und Kleidung gemeinsam?

Forum / Beitrag zum World Decent Work Day: Was haben Tomaten und Kleidung gemeinsam?
In Europa sind es oftmals Erntehelfer, die den Preis der Globalisierung bezahlen müssen Foto: AFP/Adem Altan

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Der heutige 7. Oktober ist „World Decent Work Day“ – an diesem Tag treten Gewerkschaften weltweit für menschenwürdige Arbeit ein. Inhumane Arbeitsbedingungen existieren nicht nur weit weg in bangladeschischen Textilfabriken, sondern auch innerhalb Europas.

Sam aus Westafrika pflückt jeden Tag von 7 bis 18 Uhr in der prallen italienischen Sonne Tomaten. Er hat zwar eine Aufenthaltsgenehmigung, muss jedoch trotzdem diese schweißtreibende Arbeit ohne Vertrag oder Krankenversicherung verrichten. Er ist Tagelöhner und verdient pro Tag höchstens 30 Euro, minus Transportkosten. Er weiß allerdings nie, wann er wieder Arbeit findet. So arbeitet er manchmal nur 1-2 Tage im Monat und muss demnach mit 50 Euro auskommen.

Wenn wir an menschenunwürdige Arbeitsbedingungen denken, sehen wir gleich schlimme Bilder außerhalb Europas vor unserem inneren Auge. Wie steht es allerdings um Produkte, zum Beispiel Obst und Gemüse, die aus Europa kommen und die wir tagtäglich mit gutem Gewissen zu uns nehmen? Laut einer TNS-Ilres-Umfrage steht ein bewusster Konsum sowie das Fördern von lokalem Verbrauch und lokaler Produktion an zweiter Stelle der gewünschten gesellschaftlichen Veränderungen. Immer mehr Menschen achten beim Lebensmitteleinkauf auf Regionalität und Saisonalität. Beim Blick auf das Etikett fällt auf, dass viel Obst und Gemüse aus Spanien, Italien oder den Niederlanden kommt. Da es sich dabei um EU-Länder handelt, in denen schließlich Rechtsgrundlagen gelten, die Ausbeutung und inhumane Arbeitsbedingungen verhindern, gibt es da scheinbar kein Problem. Die Realität ist aber anders, siehe z.B. Sams Lage.

Menschenwürdige Arbeit

Aber was bedeutet eigentlich der Begriff „menschenwürdige Arbeit“? Dieser erschien erstmals 1999, als die Internationale Arbeitsorganisation – eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen – deklarierte, dass jeder Mensch das Recht auf „menschenwürdige Arbeit“ hätte, was beinhaltet: Zugang zu Beschäftigung, eine angemessene Entlohnung, Sicherheit am Arbeitsplatz und gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen. Das Konzept der menschenwürdigen Arbeit gilt nicht nur für ArbeitnehmerInnen in der formellen, sondern auch in der informellen Wirtschaft. Was die Sicherheit am Arbeitsplatz betrifft, ist der Zusammensturz des Rana Plaza in Bangladesch ein gravierendes Beispiel für die weltweiten Missstände. Am 24. April 2013 fiel die Textilfabrik, in der mehrere internationale Marken Kleidung produzieren ließen, in sich zusammen. Mehr als 1.100 Menschen verloren dabei ihr Leben. Auch fast 10 Jahre nach Rana Plaza sterben weltweit jeden Tag noch immer etwa 6.300 Menschen durch arbeitsbedingte Unfälle. Außerdem leben mehr als 300 Millionen ArbeitnehmerInnen von einem Gehalt, das es ihnen nicht erlaubt, ihre Grundbedürfnisse (Nahrung, Kleidung, Miete, Gesundheits- und Sozialschutz, Bildung und Ersparnisse) zu decken.

Die internationale Gewerkschaftsbewegung hat aufgrund der vielen bestehenden Missstände den 7. Oktober zum Welttag für menschenwürdige Arbeit erklärt. Bereits in der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ der Vereinten Nationen ist das Recht auf faire Arbeit verankert. Die Internationale Arbeitsorganisation sieht in menschenwürdiger Arbeit ein wichtiges Element für ein friedliches Miteinander.

Bewusste Kaufentscheidungen

Hier in Europa sind es oft Erntehelfer, die den Preis der Globalisierung bezahlen müssen. Durch ungerechte Gewinnverteilung bedeutet ein hoher Kaufpreis nicht unbedingt, dass die Arbeit fair bezahlt wird. Der gnadenlose Wettbewerb in den Produktionsländern wird auf dem Rücken der ArbeiterInnen ausgetragen. Wenn in Europa Tomaten aus China importiert werden, müssen italienische Produzenten auf billigere Arbeitskräfte zurückgreifen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies ist nur machbar, indem sie Migranten einstellen und sie für Hungerlöhne bis zu 50 Stunden die Woche arbeiten lassen. Ohne soziale Rechte. Das „Loan dumping“ führt zu immer schlechteren Arbeitsbedingungen in der EU und weltweit.

KonsumentInnen können einen Beitrag leisten, indem sie, im Wissen über die ausbeuterischen Praktiken, bewusste Kaufentscheidungen treffen. Ist es zum Beispiel notwendig, sich zu jeder Jahreszeit eine neue Fast-Fashion-Kollektion zuzulegen? Oder – falls es finanziell möglich ist – schmeckt ein regionales, saisonales und faires Menü nicht genauso gut, wenn nicht sogar besser, als industriell verarbeitete Lebensmittel? Allerdings ist es oft sehr schwer und manchmal gar unmöglich, genaue Informationen über die Herstellung eines Produktes zu bekommen. Deshalb ist es essenziell, dass die Politik nachzieht. 84% der Befragten derselben TNS-Ilres-Umfrage sind dafür, dass die Verantwortung nicht auf die KonsumentInnen abgewälzt wird, sondern ein klarer legaler Rahmen geschaffen wird. Nur transparente und kontrollierte Lieferketten können dazu beitragen, dass die Ausbeutung von ArbeiterInnen überall auf der Welt gestoppt wird.

Caritas Luxemburg hat anlässlich des „World Decent Work Day“ eine Aufklärungskampagne zum Thema menschenwürdige Arbeit gestartet. Weitere Anregungen zum Thema, Beispiele und Tipps finden Sie auf www.decentwork.lu.

* Die Autorin ist Referentin für politische Arbeit bei Caritas Luxemburg

Wieder Mann
7. Oktober 2021 - 14.37

Esou wéi mir vun der Politik mat emmer neien Steieren, Verdeierongen vun den Liewenskäeschten bedéngt gin ouni dass d’Paien, d’Renten ungepasst , d’Souen am Portemonni ofhuelen, mir och op villes verziichten, ass mir den Sproch «  jeder ist sich der Nächste“ léiwer an ech kaafen wat am bellegsten ass. Als Autorin déi der Caritas nosteet, géng ech emol un den Dieren vum Vatikan an Konsorten klappen se hiren iwwert Joerhonnerten am Numm Christi gesammelten Besetz , nom Motto vun der Näechstenléiwt an Deelen,an der Welt versteeen ,verkaafen an un déi Aarm an der Welt verdeelen.