RadsportIm Dienst der Mannschaft: Tom Wirtgen verlängert und startet bei Paris-Roubaix

Radsport / Im Dienst der Mannschaft: Tom Wirtgen verlängert und startet bei Paris-Roubaix
Tom Wirtgen wird mit seinem Bruder Luc auch 2022 für Bingoal Pauwels Sauces WB fahren Archivbild: Anouk Flesch/Tageblatt

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Kurz vor seinem Start bei Paris-Roubaix am Sonntag hat Tom Wirtgen die Vertragsverlängerung bei Bingoal Pauwels Sauces WB bekanntgegeben. Der 25-Jährige wird also in seine vierte Saison als Profi gehen – doch vorher steht in diesem Jahr noch „die Hölle des Nordens“ an. 

Keine Frage, Radsport ist eine Mannschaftssportart. Doch ein gravierender Unterschied trennt Radsport von den klassischen Mannschaftssportarten wie Fußball, Handball oder Basketball. Denn am Ende einer Etappe oder eines Rennens steht nicht das siegreiche Team im Rampenlicht – sondern nur ein einzelner Fahrer. Damit dieser jedoch am Ende auf dem Podium jubeln darf, braucht es Radfahrer im Team, die für ihn im Wind fahren, die ihn schützen, die Tempo machen. 

Einer der Fahrer, die sich stets in den Dienst des Kapitäns stellen, ohne eigene Bedürfnisse zu fordern, ist Tom Wirtgen. Der Luxemburger kam 2018 in die Nachwuchsmannschaft von Bingoal WB, fährt seit 2019 für die Profi-Mannschaft der Belgier. Seitdem hat sich der 25-Jährige zu einem Edelhelfer entwickelt. „Ich habe meine Rolle im Team gefunden“, sagt Tom Wirtgen, der am Mittwoch bekannt gab, seinen Vertrag bis Ende des Jahres 2022 verlängert zu haben. „Das Team weiß, dass es auf mich zählen kann. Und ich weiß, was ich am Team habe: Sie geben mir Zeit, mich in meinem Rhythmus weiterzuentwickeln, und machen mir keinen Druck. Ich kann offen mein Rennprogramm planen und auch das Familiäre in der Mannschaft gefällt mir.“ 

Der „richtige Weg“

Wirtgen sagt, dass er einige Angebote von anderen Pro-Teams erhalten habe. Doch Bingoal Pauwels Sauces WB sei der richtige Weg, erklärt er. „Meine Entwicklung ist noch nicht zu Ende. Die Watt-Zahlen zeigen, dass ich stärker werde.“ Die nächste Chance, sein Potenzial zu zeigen, bekommt Wirtgen am kommenden Sonntag. Mit dem Start bei Paris-Roubaix wird er nach zwei Teilnahmen bei der Flandern-Rundfahrt in sein drittes Monument starten. Die Streckenbesichtigung hat er mit seinem Team bereits in der vergangenen Wochen vorgenommen. Am Sonntag kommt allerdings nicht nur der Wettkampfmodus hinzu, sondern auch das schwierige Wetter. Bis zum Ende des Rennens soll es noch regnen – das könnte für matschige und rutschige Kopfsteinpflasterpassagen sorgen.

„Man kann schon fast sagen, dass man in den Krieg zieht“, blickt Wirtgen auf die „Hölle des Nordens“ voraus. „Ich freue mich nicht direkt, weil es rutschiger wird. Aber ich weiß, dass mir das mehr liegt.“ Wirtgen erwartet ein hohes Niveau, weil es Richtung Saisonende geht und viele Fahrer noch mal wichtige Akzente setzen möchten. Das belgische Team hingegen verfolgt für das Rennen vor allem eine Taktik: es in die Ausreißergruppe zu schaffen. „Das ist wichtig, weil das Rennen den ganzen Tag im Fernsehen zu sehen sein wird. Ansonsten gibt es nicht viel Taktik, weil wir nicht den einen Leader wie andere Mannschaften haben. Wir haben vier Fahrer, die gleich stark sind. Dann muss man sehen, wie das Rennen verläuft – ob einer stürzt, ob einer eine Reifenpanne hat.“ Wirtgen jedenfalls zählt sich zu den vier stärksten Fahrern seines Teams hinzu.

Mit Paris-Roubaix hat Wirtgen gegen Ende der Saison noch die Chance auf Wiedergutmachung. Denn die Klassiker im Frühjahr stimmten ihn nicht zufrieden. „Ich hatte nicht die Form, die ich wollte. Ich kann nicht erklären, warum. Die Form kam dann etwas später.“