MedienkommissionAbgeordnete haben am Dienstag Einsicht in den finanziellen Teil der RTL-Vereinbarung erhalten

Medienkommission / Abgeordnete haben am Dienstag Einsicht in den finanziellen Teil der RTL-Vereinbarung erhalten
Der Piraten-Abgeordnete Sven Clement steht dem Konzessionsvertrag eher skeptisch gegenüber Foto: Editpress/Didier Sylvestre

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Medienminister Xavier Bettel hat den Abgeordneten am Dienstag den finanziellen Aspekt der RTL-Vereinbarung präsentiert. Im Vorfeld äußerte sich Sven Clement kritisch zu dem Konzessionsvertrag. Am Ende blieben noch viele Fragen offen.

Medienminister Xavier Bettel (DP) hat am Dienstag um 14 Uhr die Abgeordneten über den finanziellen Teil der RTL-Vereinbarung unterrichtet. Der derzeit gültige Konzessionsvertrag zwischen Regierung und CLT-UFA, einem Tochterunternehmen der RTL-Gruppe, läuft nach einer Laufzeit von drei Jahren im Jahr 2023 aus. Im neuen Konzessionsvertrag steht unter anderem, dass das Kinderprogramm, Sport und Kultur weiter ausgebaut werden müssen. 

Erstmals Einsicht in Vertrag

Im Januar 2021 fällte das Verwaltungsgericht ein für Luxemburg richtungsweisendes Urteil: Luxemburgs Parlamentsabgeordnete sollen Einsicht in Dokumente erhalten, die von der Regierung mit Drittparteien unterzeichnet worden sind und bisher der Geheimhaltung unterlagen. Der Piraten-Abgeordnete Sven Clement hatte das Recht vor Gericht eingeklagt. Im Anschluss an das Urteil entbrannte nicht nur in der Chamber eine hitzige Diskussion, neben den politischen Fragen stellten auch zukünftige Prozeduren eine große Unbekannte dar. Den Abgeordneten wurde der Vertrag erstmals in einer Ausschusssitzung präsentiert – im Beisein von Medienminister Xavier Bettel. Die Abgeordneten erhielten im Mai Einsicht in den Konventionsvertrag, der mit CLT-UFA ausgehandelt wird.

Diese Erweiterung des Programms ist laut dem Piraten-Abgeordneten Sven Clement dann auch die Grundlage für neue Gerüchte, die besagen, dass die Regierung dem Medienunternehmen in Zukunft 15 Millionen Euro pro Jahr anstatt die bisherigen 10 Millionen Euro auszahlt. „Es ist klar: Wenn RTL mehr machen muss, dann kostet es auch mehr“, sagte Clement gegenüber dem Tageblatt am Dienstagmorgen. „Die Frage ist, wie nahe werden wir heute Nachmittag an den 15 Millionen liegen.“ 

Die Regierung finanziere RTL allerdings nicht direkt, sagte Clement. Vielmehr übernehme das Großherzogtum momentan bis zu 10 Millionen Euro an Verlusten. „Eigenartigerweise kommen wir am Ende immer ungefähr auf die 10 Millionen Euro“, stellte Clement fest. Als Geschäftsführer sei es in so einer Situation also schlauer, den kompletten Betrag auch auszunutzen – zum Beispiel als Investitionshilfe. Laut Clement sei eine Kontrolle der Finanzflüsse von CLT-UFA nötig. RTL sei ein privatrechtlicher Sender, der sehr wenige Garantien gebe, dass er weiterhin in Luxemburg bleibe. „Wäre es nicht sinnvoller, diese finanziellen Mittel in eine eigene Infrastruktur zu investieren?“, fragt sich der Pirat. Heißt: einen öffentlich-rechtlichen Sender. Überhaupt sieht der Abgeordnete den Vertrag mit dem Medienkonzern eher skeptisch: „Unsere Regierung wurde so schnell über den Tisch gezogen, dass sie die Reibungshitze als Nestwärme empfunden haben.“

Clement stellte am Morgen auch eine weitere Frage: Müsste diese öffentliche Dienstleistung nicht ausgeschrieben werden? „Oder kann die Regierung sagen: ‚Liebes RTL, es gibt sonst niemanden, der das machen kann, deswegen geben wir dir 15 Millionen Euro pro Jahr.‘“ Bei der Präsentation des Konzessionsvertrags sei er jedoch nicht dazu gekommen, seine Frage zu stellen, sagte Clement in einem weiteren Gespräch mit dem Tageblatt am Dienstagabend. Es blieben noch eine Menge Fragen offen.

„Die Einnahmen von Werbungen fallen, aber der Staat will mehr Dienstleistungen im Bereich der Kultur, der Bildung und des Sports – und das kostet Geld“, so Clement. RTL wolle eine Garantie vom Staat, um weitere Verluste zu vermeiden. Es sei im Interesse der Regierung, das Medienunternehmen wegen der Arbeitsplätze und der Symbolik in Luxemburg zu behalten – deswegen würde man bezahlen, so der Abgeordnete weiter. Und RTL gebe dem Staat wiederum die Garantie, dass keine Arbeitsplätze verschwinden. „Diese Vereinbarung soll über sieben Jahre laufen. Wie viel es letztendlich kosten wird, hängt von den Verlusten ab“, sagte Clement.

Die Einschätzung der Kosten würde einige Fragen aufwerfen. Ob die Regierung nach legitimen Alternativen gesucht habe, wisse er nicht. „Ich glaube nicht, dass es glaubwürdige Alternativen gibt, aber ich bin erstaunt, dass man sagt, dass es mit RTL gemacht werden muss.“ Des Weiteren fragte sich Clement, ob man in diesem Fall noch immer im Bereich einer staatlichen Hilfe sei oder ob es sich um eine Dienstleistung handele, die der Staat einkaufe. „Juristisch kann ich das momentan nicht einschätzen, aber es kommt mir ein wenig seltsam vor.“ 

„Die Hauptfrage, die offen bleibt: Sind wir hier konform?“ Es sei im Interesse der Regierung, alles als legal darzustellen. „Ob das hier der Fall ist, bin ich mir nicht sicher“, sagte Clement. 

Medienunternehmen „RTL Group“

Das Medienunternehmen RTL Group ist eine Aktiengesellschaft, die in Luxemburg ihren Hauptsitz hat. Die CLT-UFA ist ein Tochterunternehmen der RTL-Gruppe und ist für die Produktion und Ausstrahlung des öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramms in Luxemburg verantwortlich.
Der Medienkonzern Bertelsmann ist seit 2001 Mehrheitseigner der RTL-Gruppe. Bertelsmann kündigte am 16. Februar an, seine Markenstruktur zu überarbeiten und deshalb einen Teil der RTL Group von Luxemburg nach Köln verlagern zu wollen.

J.C. Kemp
22. September 2021 - 8.19

Eng Privatfirma, déi Milliouneboni mecht mat qualitativ minderwertegen Tele-schrott-programmer, an déi bis zu 15M€ pro Joër mat Steiergelder bezouschosst gët. En Hohn! Woubäi mer en öffentlech rechtleche Radio hun.