FR.A.RT (30)Mélanie Humbert, 1989, Lasauvage

FR.A.RT (30) / Mélanie Humbert, 1989, Lasauvage
 Foto: Anouk Flesch

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Mélanie Humberts farbenfrohe, abstrakte Leinwände spiegeln ihre Idee wider, Kunst solle in erster Linie Spaß machen. Von Kind an malt Humbert, entschied sich nach dem Lycée aber für ein Psychologiestudium. Noch arbeitet sie Vollzeit als Psychologin, nimmt aber demnächst unbezahlten Urlaub, um sich auf die Malerei zu fokussieren. Ihr Atelier befindet sich in Lasauvage. In dem Kontext werden ihre Werke vom 24. September bis zum 3. Oktober in der Ausstellung „Les artistes résidents“ im „H2O“ in Differdingen zu sehen sein. Zusammen mit den Malern Michel Kremer und Franky Hoscheid hat Humbert kürzlich das Künstlerkollektiv „Ham, Fritten an Zalot“ gegründet, das seine erste Ausstellung im Februar 2022 im Kulturhaus Niederanven haben wird.

Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.

Unkompliziert, tiefenentspannt und lebensbejahend.

Wann sind Sie am kreativsten?

Die Ideen kommen mir im Alltag, zum Beispiel während ich Auto fahre. Oft stoße ich zufälligerweise auf Farbkombinationen, die ich dann in meinen Bildern verarbeite. Allerdings ist meine Zeit zur Ausführung momentan noch sehr begrenzt, weil ich Vollzeit arbeite.

Was wünschen Sie sich, dass Ihre Arbeit im Betrachtenden auslöst?

Der Spielraum für Interpretation ist bei meinen Werken natürlich sehr groß, aber am wichtigsten ist es mir, dass sie Spaß machen. Meine Kunst macht mich froh, und ich will, dass sie auch nach außen hin etwas Positives ausstrahlt.

 Foto: Anouk Flesch

Wie entstehen die Formen in Ihren abstrakten Werken?

Manchmal versuche ich, durch die Formen einen Satz auszudrücken, den ich beim Malen im Kopf habe. Meistens entstehen sie aber spontan während des Malprozesses. Ich lasse mich dann auch von meiner direkten Umgebung inspirieren, zum Beispiel von Lampen, Möbeln oder Pflanzen. Früher habe ich figurativ gemalt, vor allem Illustrationen und Aktmalerei.

Mit welchem/welcher Künstler*in würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?

Ich liebe Matisse. Wenn ich mit ihm auch nur einen Kaffee trinken könnte, wäre ich glücklich. Ansonsten mag ich die farbigen Murals von William LaChance und Alex Brewer alias HENSE sehr.

Welcher Teil des Kunstschaffens gefällt Ihnen am wenigsten?

Wenn man viele Ideen hat und bei ihrer Durchsetzung gebremst wird. Letztes Jahr habe ich viele Mauern bemalt und wollte noch mehr machen. Oft habe ich keine Genehmigung erhalten, oder die Zusage ließ so lange auf sich warten, dass ich meine Energie schon anderen Projekten gewidmet hatte. In dieser Hinsicht fehlt es in Luxemburg noch an Plattformen, um sich kreativ auszudrücken.

 Foto: Anouk Flesch

Wie erfahren Sie die Kunstszene als Frau?

Ich fühle mich weder privilegiert noch benachteiligt. 

Warum haben Sie ein Künstlerkollektiv gegründet?

Das ist deswegen entstanden, weil wir sehr motiviert sind, etwas zu bewegen. Besonders wegen der Pandemie ist es in Luxemburg momentan eher ruhig in der Kunstszene. Zweitens geht es uns um Präsenz. Da wir drei eine ähnliche Herangehensweise haben und uns gegenseitig unterstützen, passt das gut. Wenn man zusammen etwas ausarbeitet, sind die Chancen höher, dass man es auch hinbekommt und es dann nach außen zeigen kann. Zudem hat man natürlich mehr Ressourcen.

Was würden Sie sich für die luxemburgische Kunstszene wünschen?

Die Räumlichkeiten sind zu sehr begrenzt. In Luxemburg stehen so viele Gebäude leer, die man professionellen und Hobbykünstler*innen zur Verfügung stellen könnte. Wäre es einfacher, an ein Atelier zu kommen, würden sich auch mehr Leute trauen, Kunst zu machen. Ich würde mir auch mehr Plattformen wünschen, die die verschiedenen Kunstformen miteinander kombinieren. Mich stört das Schubladendenken. Vielleicht ist Luxemburg dafür zu klein – oft fehlt es aber an Mut, um Ideen zu realisieren. Die Leute schrecken schnell zurück.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Mein Traum wäre es, dann freischaffende Künstlerin zu sein. Ich erhoffe mir auch, mehr Sichtbarkeit zu erlangen, um meine Projekte einfacher realisieren zu können. Ich will jedenfalls in Luxemburg bleiben, denn ich habe Lust, dazu beizutragen, dass hier etwas passiert.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

Die Malerin Paule Lemmer.

FR.A.RT

Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die FR.A.RT-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.

 Foto: Anouk Flesch