FR.A.RT (27)Katarzyna Kot-Bach, 1978, Koerich

FR.A.RT (27) / Katarzyna Kot-Bach, 1978, Koerich
 Foto: Anouk Flesch

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Die freischaffende Bildhauerin und Installationskünstlerin Katarzyna Kot-Bach (@katarzynakotbach) wuchs in Polen auf und studierte in Krakau Kunstpädagogik und Kunst. Nach weiteren Studien an den Kunstakademien in Paris und Krakau wurde sie 2000 zum Kultursymposium in Luxemburg eingeladen, wo sie den ersten Preis gewann. Hier lernte sie ihren Mann kennen, mit dem sie eine Familie mit drei „lebendigen Statuen“ gründete, wie sie sagt. Seit 2004 arbeitet sie als freischaffende Künstlerin und hat ihr Atelier im Sixthfloor in Koerich. Mit ihren Werken will sie unsere Wahrnehmung der Natur verändern und zeigen, dass die Menschheit Teil der Natur ist, und das Gegenteil nicht stimmt. Sie arbeitet meist mit Elementen, die sie draußen findet und wieder benutzt.

Tageblatt: Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.

Katarzyna Kot-Bach: Extrem neugierig, durchhaltevermögend und analytisch.

Was wünschen Sie sich, dass Ihre Arbeit im Betrachtenden auslöst?

Fundamental ist, dass meine Werke im Betrachtenden widerhallen, ihn anziehen und intrigieren. Ich lasse jeden meine Kunst auf seine Art interpretieren. Am Wichtigsten ist es, die Vorstellungskraft zu erwachen und dass er oder sie sich Zeit nimmt, um mit dem Werk zu interagieren.

 Foto: Anouk Flesch
 Foto: Anouk Flesch

Was bedeutet der Schaffensprozess für Sie?

Er ist enorm wichtig, weshalb ich ihn auch viel analysiere. Das Schwere ist nicht, die Werke zu machen, sondern sich in den Zustand zu versetzen, in dem man sie realisieren kann. In dieser Art Trance fühle ich mich verbunden mit den Gefühlen, die ich ausdrücken will. Nur dann kann ich etwas Kohärentes schaffen, das auch meine Recherchen widerspiegelt. Dieser Schaffensprozess erlaubt es mir, meinen fundamentalen Blick auf das Leben auszudrücken.

Welcher Teil des Kunstschaffens gefällt Ihnen am wenigsten?

Da das Land klein und das Publikum begrenzt ist, ist der kommerzielle Aspekt eine Herausforderung. Als freischaffende Künstlerin bin ich auf den Verkauf angewiesen, um weiterhin arbeiten zu können. Des Weiteren gibt es nicht ausreichend spezialisierte Geschäfte für die Maschinen, die ich brauche. Es ist sehr schwer, die richtigen Teile zu finden.

Wie erfahren Sie die Kunstszene als Frau?

Oft werde ich auf der technischen Ebene nicht ernst genommen. Wenn ich beispielsweise meine Trennscheibe reparieren lassen will, werde ich ignoriert oder so behandelt, als würde ich mich damit nicht auskennen. Außerdem scheint es viele Menschen zu beeindrucken, dass ich als schmächtige Frau und Mutter von drei Kindern eine körperlich ermüdende Arbeit leisten kann.

Auf dem Makrolevel fällt es leider immer noch sehr auf, dass Männer in Museen und Galerien viel besser vertreten sind als Frauen. Neuerdings gibt es Galerien, die dem versuchen gegenzusteuern – doch es ist immer noch mehr Trend als Realität.

 Foto: Anouk Flesch

Was würden Sie sich für die luxemburgische Kunstszene wünschen?

Ich wäre froh, wenn sich mehr Kurator*innen für die Weiterentwicklung und die Kohärenz der Arbeit der Kunstschaffenden interessieren würden. Oft sind die Auswahlkriterien der Jurys für Ausstellungen und Preise unklar. Sie schauen sich drei oder vier einzelne Stücken der Künstler*innen an, nicht aber ihren Werdegang oder Gesamtwerk. Dadurch ist ihre Auswahl oft oberflächlich und wir Professionelle werden benachteiligt, weil wir nicht immer etwas komplett Neues liefern können. Außerdem müssten sich Plattformen für zeitgenössische Kunst wie beispielsweise Esch2022 mehr öffnen. Oft gibt es klare Präferenzen für Künstlerinnen, die hier geboren sind und einen typischen Werdegang hatten. Da ich dem nicht entspreche, fällt es mir schwer, meinen Platz zu finden. Die luxemburgische Szene hat viel Potenzial, aber leider gibt es kein System, das dieses Potenzial dauerhaft fördert.

Welche ist Ihre Lieblingskultureinrichtung in Luxemburg?

Wegen der Wahl und der Komplexität der rezenten William-Kentridge-Ausstellung wähle ich das Mudam. Ich liebe auch die Abbaye Neumünster wegen der Vielfalt ihres Angebots an Konferenzen, Konzerten, Ausstellungen, …

Was würden Sie heute machen, wenn Sie nicht Künstlerin geworden wären?

Würde ich keine bildende Kunst machen, wäre ich wahrscheinlich Musikerin oder Bühnengestalterin. Ansonsten war ich auch immer sehr an Psychologie interessiert. Auf Dauer wäre es aber sicher eine Form der Kreation. Ich habe genügend Ideen für die drei nächsten Leben (lacht).

 Foto: Anouk Flesch

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Ich habe noch viele Pläne. Momentan bin ich im Gespräch mit einer zeitgenössischen Kunstplattform im Ausland über eine eventuelle Zusammenarbeit. In Luxemburg fehlt es an Plattformen für Kunst und Natur, im Ausland gibt es eine ganze Menge davon. Es ist wie ein Bumerang – man muss hier raus, um anschließend zurückzukommen und sich hier aufzubauen. Leider gibt es dafür wenig Unterstützung.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

Die aus Italien stammende Bildhauerin Rita Sajeva.

FR.A.RT

Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die FR.A.RT-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.