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Der Klimawandel findet nicht „nur“ woanders statt: Auch in Luxemburg jagt ein Niederschlags- und Temperaturrekord den nächsten Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Flutkatastrophen im Westen Europas und in Zentralasien, Hitzewellen und Rekordtemperaturen in den USA, verheerende Waldbrände am Mittelmeer: Der Klimawandel macht sich immer deutlicher bemerkbar. War es bislang das Bild des Eisbären auf schmelzenden Eisschollen, das als Paradebeispiel für die Folgen des Klimawandels galt, so müssen wir heutzutage allerdings nicht mehr lange überlegen, um zu verstehen, dass auch unsere Region nicht von Wetterextremen verschont bleibt.

So zeigen uns die extremeren und länger andauernden Wetterereignisse sehr deutlich, warum es wichtig ist, dass wir bis 2050 klimaneutral werden. Genauso offensichtlich wird allerdings auch die Erkenntnis, dass manche Folgen des Klimawandels bereits nicht mehr aufzuhalten sind, egal, wie erfolgreich unsere Maßnahmen für mehr Klimaschutz sind.

Denn dass die globalen Temperaturen zumindest in den kommenden Jahren noch weiter steigen werden, scheint unausweichlich. Im Jahr 2020 – einem der drei wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen – lag die globale Durchschnittstemperatur 1,2 °C über dem vorindustriellen Niveau. Zum Vergleich: Bei einem weltweiten Temperaturanstieg von 1,5 °C droht laut Wissenschaft beispielsweise der weltweite Rückgang der Korallenriffe um 70 bis 90 Prozent.

Doch bereits heute hat der Klimawandel die Häufigkeit der Extremereignisse insgesamt erhöht und langanhaltende Wetterextreme ermöglicht. Mit jedem Temperaturanstieg von 1 °C steigt die Wasserspeicherkapazität der Atmosphäre um etwa 7 Prozent, was wiederum das Risiko extremer Niederschläge merklich beeinflusst. Eine erhöhte Wasserverdunstung aus Böden, Pflanzen oder Wasserflächen kann außerdem dazu führen, dass Dürren häufiger und intensiver auftreten.

2015 wurden deshalb im richtungsweisenden Klimaabkommen von Paris neben dem Ziel, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 °C zu begrenzen, auch Entschlüsse zur Anpassung an den Klimawandel getroffen. So sollen vor allem in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit Partnerländer dabei unterstützt werden, ihre Landwirtschaft an klimainduzierte Extremereignisse wie Dürren und Überschwemmungen anzupassen oder mit schleichenden Klimaveränderungen wie z.B. Bodendegradation und Meeresspiegelanstieg umzugehen.

Fahrplan für Luxemburg

Aber der Klimawandel ist nicht mehr „nur“ weit weg. Auch in Luxemburg jagt ein Niederschlags- und Temperaturrekord den nächsten. Im Juli 2019 zeigte das Thermometer eine bisher noch nie dagewesene Maximaltemperatur von 40,8 C an, in Remerschen wurde am 2. November 2020 mit 21,8 °C ein weiterer Rekord für den Monat November aufgezeichnet. Der aktuelle Niederschlagsrekord von 101,3 l/m2 wurde am 31. Mai 2018 an der Messstation in Waldbillig aufgestellt und während der Hochwasser im Juli wurden an 15 der 41 Messpunkte Rekordpegelstände verzeichnet – um nur einige Beispiele zu nennen.

Die gute Nachricht: die Möglichkeiten, die wir haben, um uns effektiv auf die Klimawandelfolgen vorzubereiten und Schäden zu verringern, werden immer zahlreicher. Die Wissenschaft kann immer genauer beziffern, welchen Impakt die Erderwärmung auf Wetterlage und -phänomene in 10, 50 oder sogar 100 Jahren haben wird, um möglichst wirksame Werkzeuge zur Prävention und Schadensbegrenzung zu schaffen. Der Einsatz von Frühwarnsystemen nur 24 Stunden vor einer Hitzewelle oder einem Sturm kann beispielsweise eventuelle Schäden um bis zu 30 Prozent reduzieren.

Um die Finanzierung und Umsetzung solcher Innovationen sicherzustellen, braucht es allerdings einen politischen Rahmen, der zukünftige Klimarisiken aufzeigt und Handlungsspielräume für alle betroffenen Akteure schafft, sei es auf wirtschaftlicher, politischer oder gesellschaftlicher Ebene. In Luxemburg soll die „Strategie und Aktionsplan für die Anpassung an den Klimawandel“ als Fahrplan für den Zeitraum 2018 bis 2023 dienen und das Land fit für die Folgen des Klimawandels machen.

Für insgesamt 13 Sektoren benennt die Anpassungsstrategie mögliche Klimafolgen und Handlungsempfehlungen. Beispiel Forstwirtschaft: 2019 waren mehr als die Hälfte der luxemburgischen Wälder in einem sehr schlechten Zustand – Hitzewellen, Waldbrände oder Schadinsekten wie der Borkenkäfer drohen die Situation immer weiter zu verschärfen. Um unsere Wälder (klima-)resilienter zu machen, sieht der Anpassungsplan deshalb unter anderem den Umbau von Monokulturen zu Mischwäldern oder die Naturverjüngung durch das Nachpflanzen junger Bäume vor.

Auch das Stichwort Hochwasserrisikomanagement hat durch die jüngsten Katastrophen in der Großregion wieder an Bedeutung gewonnen. Laut Anpassungsplan ist vor allem im Winter mit einer Zunahme der Niederschläge zu rechnen, mit möglichen negativen Folgen für Infrastruktur, Landwirtschaft oder Tourismus. Dass in Luxemburg auch über die Wintermonate hinaus Starkregen- und Hochwasserextreme immer häufiger werden, unterstreicht die hohe Variabilität und Unsicherheit, die der Klimawandel mit sich bringt. Anhand von Hochwassergefahrenkarten, Renaturierungen oder Frühwarnsystemen soll vor allem der neue Hochwasserrisikomanagementplan diesen Risiken entgegenwirken.

Entgegen aller Tendenzen hat der Klimawandel in manchen Bereichen auch positive Effekte. Längere und wärmere Sommer sowie das geringere Spätfrostrisiko haben nachweislich die Qualität des luxemburgischen Rieslings und der Burgunder-Sorten weiter verbessert. Eine erfreuliche Nachricht für alle Weinliebhaber und Klimaschützer, trägt doch der vermehrte Kauf regionaler Produkte gleichzeitig auch zu einer besseren CO2-Bilanz bei.

Keine Anpassung ist keine Option

Zugegeben: umfassende und wirksame Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel können sehr kostspielig sein. In Anbetracht der Kosten, die entstehen, wenn wir keine Investitionen in Prävention und Schadensbegrenzung tätigen, lohnen sich diese Maßnahmen aber zweifellos auf lange Sicht. Allein die rezente Überschwemmungskatastrophe hat die luxemburgische Versicherungsbranche mehr als 120 Millionen Euro gekostet, die „teuerste Naturkatastrophe ihrer Geschichte“. Je länger wir warten, umso teurer wird uns der Klimawandel zu stehen kommen.

Angesichts der Unsicherheiten, die trotz neuester Klima- und Wettermodelle bestehen bleiben, braucht es deshalb letztlich vereinte Kräfte über die einzelnen Ministerien und Sektoren hinaus. Bestehende Ansätze wie z.B. die Integration von Anpassungsmaßnahmen in Klima- und Naturpakt und in sektorielle Pläne sind wichtig, um sicherzustellen, dass Klimaschutz und Klimaanpassung Hand in Hand gehen – sei es auf kommunaler, nationaler oder auf europäischer Ebene.

Vor uns liegt ein entscheidendes Jahrzehnt, in dem unsere Klimaziele mit Leben gefüllt und ambitionierte Maßnahmen für mehr Klimaschutz umgesetzt werden müssen. Wenn wir dieses Jahrzehnt des Klimaschutzes zum Erfolg führen wollen, dann ist auch Anpassung keine Option, sondern eine Notwendigkeit.

* Tanja Duprez ist Beraterin für internationale Klimapolitik und Co-Sprecherin von „déi jonk gréng“.

Wieder Mann
6. August 2021 - 13.28

@Margret: Natürlich geht es um unsere Welt, doch Klimawandel und Umwelt sind Zweck und Mittel einer politischen Gruppierung ihre Ideen zu verwirklichen , und ihr Gesellschaftsystem zu oktroyieren. Ich nenne es Ökodiktatur , doch mit Öko haben diese grünen Naturfreunde nichts am Hut. Ich beweise es an vier kleinen, nicht kostenintensiven Beispielen, die der Natur , der Umwelt wirklich nutzen und kein Grünapostel in unseren Breiten gefordert oder als Regierungspartei durchgesetzt hat: 1) In Dänemark muss jede Agrarfläche mit fünf Prozent an Blumenwiesen bepflanzt werden, dem Artensterben , der Bienen wegen. In den Niederlanden werden Mittelstreifen von Autobahnen der Bienen , Insekten wegen mit Blumenwiesen bepflanzt . 3) In den Niederlanden werden die Fahrradwege außerhalb den Ortschaften mit einem wasserdurchlässigen Gemisch mit Sand angelegt, so gegen Versiegelung der Böden vorzugehen, Überschwemmungen vorzubeugen. 4) In Rotterdam , bewusst Überschwemmungsgebiete zu sein,Skatertreffpunkte, Öffentliche Plätze mit Bänken, …. so gebaut wurden , sie bei Überschwemmungsgefahr als Rückhaltebecken, Ausweichbecken für das Wasser dienen. Unsere grünen Missionare nutzen jetzt auch die Überschwemmungen aus ihre Politik durchzusetzen, aber jeder Bürger der unser Land kennt müsste wissen , dass seit jeher das Tal der Alzette bis nach Ettelbrück, der Sauer bis nach Echternach seine neuralgischen Überschwemmungsgebiete hatte. Allerdings Begradigungen der Flüsse, Baugenehmigungen und Versiegelungen in Überschwemmungsgebieten verlagern das Problem. Bestes Beispiel Deich Ettelbrück. Versiegelung durch Parking, Sportanlagen , Parkhaus oder die Gegend von Steinsel bis Mersch mit Versiegelung durch Industriegebiete, Autobahn, Wohngebiete.

Margret
6. August 2021 - 12.26

Schade dass wir immer noch nicht bereit sind uns einzugestehen, dass wir wirklich und zwar ALLE Teil der Lösung sein müssen. Es geht doch um unsere Welt und um die die wir unseren Kindern hinterlassen möchten.

Tarzan
6. August 2021 - 10.24

Sicher hat der mensch einen teil schuld am klimawandel. Bei 8 Milliarden menschen (tendenz steigend) ist das auch keine überraschung. Ob wir jetzt eine Erwärmung von 1,5% 2100 verhindern können (die dann eben erst 2120 erreicht wird), hängt davon ab ob alle mitmachen. Tarzan hat gelesen (focus?), dass 600 kohlekraftwerke in Asien in Planung sind. Die amis sind und bleiben der grösste erdölproduzent (fracking) und die Inder wollen sich jede Umweltmassnahme bezahlen lassen.Die Chinesen machen sowieso was sie wollen. Tarzans Befürchtung ist, dass man die vielen hundert EU Steuer-Milliarden zur weltenrettung genauso gut in seinem Vorgarten verbrennen könnte.

J.C. Kemp
6. August 2021 - 9.05

Die Deichwiesen in Ettelbrück standen im vergangenen Jahrhundert regelmässig unter Wasser. Sie sind eine Aue, die den dortigen 'Kanal' vor zu hohem Wasserstand schützen sollten. An anderen Stellen war dem auch so. Vielerorts wurde nie gebaut, weil es dort in der Vergangenheit öfters zu Überschwemmungen kam oder weil es bekannte Feuchtwiesen sind. Jetzt wird den Käufern erklärt diese Stellen seien sicher , und dann finden sich diese Orte im Bauperimeter wieder. Man soll jetzt nicht tun, als sei das etwas völlig Neues. Es ist ein wenig zu einfach, solche Phenomäne mit dem Klimawandel in Verbindung zu bringen.

Wieder Mann
6. August 2021 - 7.35

Ich stelle mir die Frage , wenn nicht CO2 vor 42000 Jahren die Welt in eine Umweltkrise, Artensterben gestürzt. Unsere Umweltmissionare lassen außer Acht, vor 42000 Jahren die Umkehrung der Erdmagnetpole diese Umweltkrise ausgelöst hatte, Erderwärmung und Abschmelzen von Gletscher damals auch die Folgen.Augenblickliche Situation ist auch eine Umkehrung der Erdmagnetpole , der Einfluss auf AMOC mit den selben Folgen wie vor 42000 Jahren einhergeht. Da werden unsere göttlichen Grünapostel auch nicht ein Wunder vollbringen und mit CO2 Einsparungen und mit „Fit für den Klimawandel „ dieses natürliche Phänomen der Klimaveränderung eindämmen. Wir Menschen glauben über alles auf der Welt stehen , den Lauf der Welt zu ändern, doch spätesten 21000 werden wir wissen , wenn AMOC sich zum Guten oder Bösen gewendet hat , wie es mit der Welt weitergeht.Die Grünapostel nutzen meditativ ,propagandistisch, politisch den Klimawandel aus ein System nach ihren Vorstellungen zu instruieren, den Bürger mit Angst und Schuldgefühlen zu belasten, anstatt eine CO2 Belastung ein kleiner Teil dieses Problems stellt , die Realität des Klimawandel noch andere weitaus eminente Faktoren beinhaltet, die nicht thematisiert werden.