Bekenntnis zur RegenbogenfahneZu bunt für manche Schweden

Bekenntnis zur Regenbogenfahne / Zu bunt für manche Schweden
Die schwedische Armee bekennt sich als bunteste Truppe Foto: Shutterstock/Bumble Dee

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„Eine Flagge, die es wert ist, sie zu verteidigen“ heißt es bei einer neuen Imagekampagne der schwedischen Armee. Doch nicht blaugelb prangt die Fahne, die ein Soldat, das Gesicht martialisch mit Tarnfarben bemalt, in den Fäusten hält, sondern die Regenbogenfarben. Diese gelten allgemein als Symbol der LGBTQ-Bewegung.

„Es geht nicht nur darum, das schwedische Territorium zu verteidigen“, so Johannes Landström, der Kommunikationschef der Streitkräfte in Schweden. Es gehe auch um Menschenrechte, die durch die „Pride“-Flagge verkörpert würden. Zudem wolle die Armee „kristallklar vermitteln, wo sie in Wertefragen steht“, so Landström gegenüber den Medien. Denn es gibt Erklärungsbedarf um die Kampagne, die im Internet präsent ist, aber auch jüngst auf der Vorderseite der bürgerlichen Zeitung Svenska Dagbladet prangte.

„Die Streitkräfte sollen sich vor kontroversen Symbolen in Acht nehmen“, so die konservative Zeitung Bulletin, die eine Politisierung befürchtet. In den sogenannten sozialen Medien sind die Töne weniger gemäßigt. Viele sehen das Ersetzen der schwedischen Flagge als Verunglimpfung an oder sie verweisen darauf, dass Schweden zu verteidigen sei, nicht die Regenbogenfahne. Auch gibt es klar diskriminierende Äußerungen. Auf der anderen Seite wird die Kampagne von vielen Personen der Öffentlichkeit begrüßt, auch da es immer wieder Fälle von Diskriminierungen bei der schwedischen Armee gibt.

Fest steht: Schweden gilt als Vorreiter im Aufgreifen und Umsetzen von progressiven gesellschaftlichen Trends. Das Land hat ein Außenministerium mit feministischer Ausrichtung, selbst die rechtspopulistischen „Schwedendemokraten“ haben nichts gegen die Rechte Homosexueller einzuwenden, lehnen jedoch die „Pride“-Fahne als Logo einer „linksextremen Bewegung“ ab und fürchten um den Stellenwert der traditionellen Familie. Dahinter steht ein lang verbreitetes Denken: Noch bis 1989 gab es beim Militär die interne Empfehlung, Homosexuelle vom Dienst auszuschließen. Dann folgte ein rascher Wandel.

Soldatinnen und Soldaten bei Pride-Demonstrationen

Mit dem damaligen Hauptmann Krister Fahlstedt bekannte sich im Jahr 2000 der erste schwedische Soldat zu seiner Homosexualität. Mit der Offizierin Petra Jäppinen führten die schwedischen Streitkräfte 2008 die weltweit erste Sachbearbeiterin für LGBTQ-Personen in einer Armee ein. Nach eigenen Angaben engagiert sich die Landesverteidigung schon seit 20 Jahren für die Rechte sexueller Minderheiten. Soldaten und Soldatinnen nehmen seitdem ganz offiziell an sogenannten Pride-Demonstrationen teil.

Mit der Kampagne sind die Streitkräfte einen Schritt weiter gegangen. Sie haben sich nicht nur der Integration der Minderheiten verpflichtet, sondern plakativ die Verteidigung ihrer Rechte als Auftrag angenommen. Seit der Ukraine-Krise ist der Stellenwert der Verteidigung des offiziell neutralen Landes wieder mehr im Fokus der Öffentlichkeit und die Empfindlichkeiten sind größer. Kritik wird von liberaler Seite geäußert. Die Kampagne sei „bedeutungslos“. Die schwedischen Streitkräfte würden sich ja nicht für sexuelle Minderheiten in anderen Ländern einsetzen, wo sie verfolgt würden, ist in dem Blatt Göteborgs Posten zu lesen.