EditorialDer Fortschritt ist nicht aufzuhalten, auch nicht bei Olympia

Editorial / Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten, auch nicht bei Olympia
Yuto Horigome, der erste Goldmedaillengewinner im Skateboard Foto: dpa/Marijan Murat

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Der Fortschritt ist nicht aufzuhalten, nicht einmal in einem so konservativen Rahmen wie den Olympischen Spielen. Skateboard, Surfen, Klettern und 3×3-Basketball, das Internationale Olympische Komitee versucht, bei der Jugend zu punkten, und hat für Tokio ein paar junge Sportarten ins olympische Programm aufgenommen. Traditionalisten rümpfen die Nase, doch etwas frischer Wind tut dem größten Sportevent der Welt ganz gut.

Es kostet den einen oder anderen vielleicht etwas Mühe oder gar Überwindung, sich auf Neues einzulassen, doch es lohnt sich, diese Hürde zu meistern. Die Street-Wettkämpfe im Skateboard boten Spannung, waren spektakulär und unterhaltsam, aber vor allem wurden sportliche Höchstleistungen geboten. Das Gleiche gilt für den 3×3-Basketball und das Surfen – Klettern wird seine Olympia-Premiere erst am 3. August feiern.

All diese Sportarten verbindet ein gewisses Gefühl der Freiheit. Es gibt nicht die vielen taktischen Vorgaben, die von einigen sogar als Zwänge empfunden werden. Es gibt nicht die abertausenden Paragrafen, die ein Regelwerk formen, das sämtliche Kreativität unterdrückt. Hier wird der Sport als Ausdrucksweise genutzt, als Mittel, sich selbst zu verwirklichen. Diese Sportarten brechen mit den Normen des traditionellen Wettkampfsports, wie man sie vom Fußball, Boxen oder Radsport kennt.

Es geht nicht mehr einzig und allein um „schneller, höher, stärker“. Wer sich darauf einlässt, kann es wahrnehmen. Dafür muss man den „Nollie backside 270 railslide“ nicht selbst stehen können, wie Yuto Horigome, der erste Goldmedaillengewinner im Skateboard, man braucht den Trick nicht einmal zu kennen. 

Der Sport ändert sich ebenso wie die Gesellschaft. Das bedeutet nicht, dass Basketball, Schwimmen oder Leichtathletik aussterben, jedenfalls noch nicht so schnell. Sie müssen sich den Platz nur mit neuen Sportarten teilen. Dass einige davon nun schon den olympischen Ritterschlag bekommen haben, untermauert den Wandel.

Der Grund ihrer Aufnahme ins olympische Programm ist natürlich finanzieller Natur. Neues Publikum bringt neue Einnahmen. Die Auswirkungen ihrer Aufnahme können aber darüber hinausgehen. Neue Sportbegeisterte erhöhen die Chancen auf neue Sporttreibende. Trotz aller Auswüchse behalten Olympische Spiele ihre Faszination. Wenn Olympia mit den neuen Sportarten wirklich die jungen Menschen erreicht und den einen oder anderen zur körperlichen Betätigung anregt, hat sich die Aufnahme von Skateboard, 3×3-Basketball und Klettern definitiv gelohnt.

Der olympische Fortschritt ist mit den Spielen in Tokio noch lange nicht beendet. 2024 in Paris kommt noch Breakdance hinzu und bei den folgenden Olympiaden werden sicher weitere Sportarten ins Programm aufgenommen. Der eine oder andere Flop wird auch dabei sein und schnell wieder aus dem Programm verschwinden, aber der Fortschritt wird nicht aufzuhalten sein.

de Prolet
28. Juli 2021 - 14.59

Weshalb nicht auch Schach ins Prgramm aufnehmen? Ist ja auch Sport, nur einer anderen Art : geistiger Sport. Und wie seht's mit Kegeln resp. Bowling aus?

Roberto
28. Juli 2021 - 14.23

"Wenn Olympia mit den neuen Sportarten wirklich die jungen Menschen erreicht " Erreicht? Die Kids schauen kein Fernsehen. Vielleicht ein Video geshart, das war es dann. Geld ist mit denen nicht zu verdienen.

Sepp
28. Juli 2021 - 11.29

Fir mech ass dat ganzt Liewen eng Olympiad. Dat geet mir duer.

Gastonian Verus
28. Juli 2021 - 9.50

Neues Publikum bringt neue Einnahmen . Neue olympische Sportarten wie Skateboard , Surfen und Klettern verbindet das Gefühl einer GEWISSEN Freiheit die heute rarer und rarer wird ! Der Grund ihrer Aufnahme ist NATÜRLICH finanzieller Natur. NEUES P U B L I K U M. bringt NEUE EINNAHMEN ( Bankster ) In Paris kommen noch Breakdance und höchstwahrscheinlich Sreet- Kampf und andere nachahmungswerte körperliche Betätigungen dazu, welche z.B. in Salt Lake City unter Garantie nicht mehr auf dem Programm stehen werden, quoique...... Auch sinnloser Fortschritt ist schlussendlich aufzuhalten , oder ?