Delta-SorgenKroatien, Montenegro und Slowenien verhängen strengere Präventivmaßnahmen in der Hochsaison

Delta-Sorgen / Kroatien, Montenegro und Slowenien verhängen strengere Präventivmaßnahmen in der Hochsaison
Blick auf die Altstadt von Dubrovnik, eines der beliebtesten Touristenziele in Kroatien Foto: Guy Kemp

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Auch wegen der Corona-Probleme der Konkurrenz brummt die Sommersaison an der Adria bisher besser als erhofft. Doch die Delta-Furcht vor deren vorzeitigem Ende lässt die Küstenstaaten Kroatien, Montenegro und Slowenien nun zu verschärften Präventivmaßnahmen greifen.

Der einen Not der anderen Brot: Während sich in den in die rote Zone abgerutschten Mittelmeeranrainern Malta, Portugal, Spanien, Türkei, Zypern und Griechenland die Stornierungen von gebuchten Urlaubsreisen mehren, klingeln an der Adria weiter die Kassen. „Kroatien ist am sichersten am Mittelmeer und die Saison bisher ausgezeichnet“, jubiliert das Webportal index.hr in Zagreb.

Tatsächlich hält der Touristendrang in Richtung Adria trotz europaweit steigender Infektionszahlen unvermindert an. Als wäre Corona nie gewesen: Bis zu drei Stunden lange Wartezeiten wurden am Wochenende an Kroatiens Grenzübergängen vermeldet. Zahlreiche Unfälle verlängerten die kilometerlangen Blechkolonnen auf den stark befahrenen Autobahnpisten in Richtung Küste. „Großer Andrang und Staus in Richtung Meer“, vermeldete mit klammheimlicher Erleichterung die Zeitung Slobodna Dalmacija in Split.

Zwar ist auch Kroatien Mitte Juli von der grünen in die orange Zone gerutscht. Doch es ist die im Vergleich zu anderen Mittelmeerstaaten noch immer relativ niedrige 7-Tage-Inzidenz von 25,1, die sonnenhungrige Meeresjünger weiter unverdrossen an die felsige Küste des Adria-Staats drängen lässt. 850.000 Touristen halten sich derzeit in Kroatien auf – fast die Hälfte mehr als vor Jahresfrist im ersten Corona-Sommer. Laut Angaben von Kroatiens Tourismusministerium sind die Gästezahlen im Juli bereits auf 80 Prozent des Rekordjahrs 2019 geklettert: Die Hochsaison brummt an der kroatischen Adria bisher weitaus besser als selbst von der heimischen Tourismusbranche erhofft.

Doch der starke Besucherandrang geht mit zunehmenden Corona-Sorgen gepaart. Zwar ist die 7-Tage-Inzidenz in den nördlichen Küstenregionen und vor allem in Istrien (1,4) unvermindert niedrig. Doch weiter im Süden ziehen die Infektionszahlen in Dalmatien kräftig an. Die Region Zadar ist mit einer 7-Tage-Inzidenz von 102,9 bereits in die rote Zone einer Risikoregion gerutscht, Dubrovnik (91,6) könnte bald folgen.

Frühzeitigen Abbruch der Saison vermeiden

Die Saison verlaufe bisher zwar „mehr als vielversprechend“, so Kroatiens Camperverband (KUH) in einer Erklärung. Doch um das Vorjahrszenario des vorzeitigen Saisonabbruchs Mitte August zu verhindern, seien eine Verschärfung der Präventivmaßnahmen und härtere Sanktionen unerlässlich: Denn noch eine schlechte Saison wäre für den Tourismussektor „eine wahre Katastrophe“.

Mehr als ein Fünftel von Kroatiens Sozialprodukt wird direkt im Tourismussektor erwirtschaftet: Einen frühzeitigen Abbruch der Hochsaison will die Regierung in Zagreb darum unbedingt vermeiden. „Delta ist schon unter uns. Wir müssen vorsichtig sein“, mahnt Gesundheitsminister Vili Beros seine Landsleute zu vermehrten Impfungen und der Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen an: Denn deren Missachtung sei „der Weg in die rote Zone, der Weg zur sicheren Abreise der Touristen“.

Zur Rettung der Sommersaison tritt Zagreb nun auf die Notbremse. Wegen der steigenden Infektionszahlen an der Küste sind seit Wochenbeginn Menschenansammlungen von mehr als 1.000 Menschen verboten und Privattreffen ohne Covid-Zertifikat nur noch bis zu 15 Personen erlaubt. Wie Kroatien haben auch die Nachbarstaaten Slowenien und Montenegro ihre Vorsichtsmaßnahmen merklich verschärft: Es ist die Angst vor der raschen Verbreitung der Delta-Mutante des Covid-Virus, die die Adria-Anrainer verstärkt auf Prävention setzen lässt.

Zögerliches Impftempo

Nur im kleinen Küstenstaat Montenegro (7-Tage-Inzidenz 69,9) wurde die Delta-Mutation offiziell noch nicht festgestellt. Zwar werden im Land der Schwarzen Berge in diesem Sommer vor allem die zahlkräftigen Touristen aus Russland vermisst. Doch nach den verheerenden Einbrüchen des Vorjahres, als die Besucherzahlen um mehr als 90 Prozent schrumpften, sind diese nicht zuletzt dank der Gäste aus den Nachbarstaaten Serbien, Albanien und Bosnien wieder auf 80 Prozent des Vorkrisenniveaus geklettert: Mit der vorläufigen Schließung von Nachtclubs und Discotheken hofft der wirtschaftlich stark angeschlagene EU-Anwärter, ein verfrühtes Ende der Saison zu vermeiden.

Wie anderen Adria-Anrainern macht auch Slowenien (7-Tage-Inzidenz 21,9) das zögerliche Impftempo zu schaffen. Erst 43,1 Prozent aller Slowenen haben sich zumindest einmal impfen lassen. Auch in Kroatien (39,4 Prozent) und Montenegro (26,4 Prozent) liegt die Impfquote klar unter dem EU-Durchschnitt (57,4 Prozent). Grenzüberschreitend fürchten die Epidemiologen, dass die vierte Infektionswelle den schlecht immunisierten Südosten Europas im Herbst besonders hart treffen könnte.

Seit Montag ist in Slowenien bei Besuchen von Restaurants, Hotels und selbst Glücksspielhöllen wieder der Nachweis von Impfungen, aktuellen Tests oder einer ausgestandenen Infektion Pflicht. Angesichts der steigenden Infektionszahlen in ganz Europa rät Sloweniens Chefepidemiologe Milan Krek seinen Landsleuten in der Fremde gar zur baldigen Heimkehr: „Allen, die in ihren Urlaub im Ausland verbringen, empfehle ich eine Rückkehr bis zum 15. August.“