Tokyo 2020Schwimmerin Julie Meynen hat schwierige Monate hinter sich, geht aber optimistisch in die olympischen Rennen

Tokyo 2020 / Schwimmerin Julie Meynen hat schwierige Monate hinter sich, geht aber optimistisch in die olympischen Rennen
Mit 18 Jahren feierte Julie Meynen ihre Premiere bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro Archivfoto: Gerry Schmit

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Julie Meynen blickt nicht nur aufgrund der Pandemie auf komplizierte Monate zurück. Die Ungewissheit, ob es mit der Olympia-Teilnahme klappt, und ein Trainerwechsel bestimmten das vergangene Jahr der Luxemburgerin. Nun nimmt sie an ihren zweiten Olympischen Spielen teil und freut sich auf die beiden Rennen.

Für Julie Meynen ist es die zweite Teilnahme an Olympischen Spielen. Diesmal ist aber einiges anders als 2016, als sie mit 18 Jahren ihre olympische Premiere feierte. Diesmal weiß sie, was sie erwartet. Sie kennt die Abläufe im Olympischen Dorf, weiß, wie der Transport zu den Trainingseinheiten organisiert ist und wie die Mahlzeiten ablaufen. „Das ist der große Unterschied zu den Spielen vor fünf Jahren, als alles neu für mich war“, so Meynen, die dadurch auch nicht wirklich Nervosität verspürt.

Nervosität hat die 23-Jährige in den vergangenen Monaten ausreichend gehabt. „Es war alles andere als eine leichte Zeit.“ Durch die Pandemie fehlten ihr Wettkämpfe. Sie versuchte aber immer wieder, sich über die A-Norm für Tokio zu qualifizieren. „Wenn man dann immer wieder denkbar knapp scheitert, ist das mental nicht so einfach zu verkraften.“ Denkbar knapp heißt in Meynens Fall um eine einzige Hundertstelsekunde. Das war bei der Weltmeisterschaft 2019, als sie 12. über 50 m Freistil wurde. Da zeigte die Athletin von der Auburn University in den USA, welches Potenzial in ihr steckt.

Zittern bis zum Schluss

Dennoch musste sie bis zuletzt zittern, ob es über die B-Norm und den vom COSL beantragten Universalitätsplatz reichen würde. „Ich war mir bis zum Schluss nicht sicher. Ich dachte, dass die Organisatoren aufgrund der Pandemie vielleicht weniger Athleten am Start haben wollen und dann den Cut bereits früher ansetzen.“ Meynens Befürchtungen sollten sich nicht bestätigen, sie wird über 50 und 100 m Freistil an den Start gehen.

In den vergangenen Jahren hat die Luxemburgerin vor allem an Erfahrung hinzugewonnen. „Die Entscheidung, in die USA zu gehen, hat es mir erlaubt, ein ganz neues System kennenzulernen.“ Seit einem Jahr ist Meynen Profi und konzentriert sich ausschließlich auf das Schwimmen. Einen bestimmten Bereich, in dem sie sich seit Rio verbessert hat, kann Meynen nicht hervorheben. „Ich habe eigentlich in vielen Bereichen kleine Fortschritte gemacht.“ Tagtäglich hat sie während fünf Jahren trainiert, um viele kleine Fortschritte zu erzielen, die am Ende ein Ganzes ergeben. Auch die Erfahrung von großen Rennen, wie 2020 als sie für die International Swimming League nominiert wurde, bei der die weltweite Schwimm-Elite teilnimmt, hat Meynen geprägt. „Ich weiß, wie es sich anfühlt, bei großen Rennen an den Start zu gehen.“

Gewohntes Umfeld

Durch die wenigen Wettkämpfe weiß die Luxemburgerin trotzdem nicht genau, wo sie im Vergleich zur internationalen Konkurrenz steht. Ihre persönliche Form sei jedenfalls gut, so die Luxemburgerin. Dabei lief in der Vorbereitung nicht nur aufgrund der Pandemie nicht alles nach Plan. Ihre Trainer an der Uni wurden entlassen. „Das waren schwierige sechs Monate“, so die Luxemburgerin, die in Tokio aber auf ihren aktuellen Trainer aus den USA zurückgreifen kann, mit dem sie in den vergangenen Tagen zusammengearbeitet hat. „Er ist als Nationaltrainer von Guatemala tätig. Da er mich am besten kennt, ergibt es Sinn, dass ich auch hier mit ihm arbeite.“

Vor der Reise ins Olympische Dorf hatte Meynen gemeinsam mit ihrem Kollegen Raphaël Stacchiotti und den FLNS-Verantwortlichen noch einen Lehrgang am Mount Fuji absolviert. In den vergangenen Tagen standen eher lockere Trainingseinheiten auf dem Programm. Es ging vor allem darum, sich mit dem Schwimmbecken vertraut zu machen. „Es sind zahlreiche Unterwasserkameras im Becken, daran muss man sich als Schwimmerin erst einmal gewöhnen, nicht dass es einen nachher beim Rennen ablenkt.“ Ansonsten versuchte sie, in den vergangenen Tagen fokussiert und locker zugleich zu sein. Ob es geklappt hat, wird sich am Mittwoch um 12.09 Uhr MESZ zeigen, wenn Meynen im vierten Vorlauf über die 100-m-Freistil ins Olympia-Becken springt.