Tokyo 2020Stefan Zachäus: Als Ökonom gekommen, als Triathlet geblieben

Tokyo 2020 / Stefan Zachäus: Als Ökonom gekommen, als Triathlet geblieben
Stefan Zachäus hat nie an seiner Qualifikation gezweifelt Foto: Tommy Zaferes

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Stefan Zachäus hat sich mit 30 Jahren den Traum von Olympischen Spielen erfüllt. Auch wenn der Weg dorthin über einige Umwege führte, hat der gebürtige Deutsche sein Ziel nie aus den Augen verloren. Am Samstag 23.30 Uhr MESZ lebt er seinen Traum.

Wie so viele landete Stefan Zachäus vor rund acht Jahren aufgrund eines Jobangebots am luxemburgischen Finanzplatz im Großherzogtum. Der Deutsche heuerte nach seinem Studium in Saarbrücken beim Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG an. In solchen Unternehmen ist der Konkurrenzkampf mindestens so hart wie im Sport. Zachäus fehlt es sicherlich nicht an Ehrgeiz, aber es war nicht die Karriere im Finanzwesen, die ihn interessierte. Sein Ziel war seit jeher die Olympia-Qualifikation im Triathlon. „Das hat meine Arbeitskollegen gefreut. Die wussten, dass sie von mir nichts zu befürchten hatten“, sagt Zachäus auf trockene norddeutsche Manier. Der 30-Jährige stammt aus Norderstedt, in der Nähe von Hamburg. Über Potsdam und Saarbrücken hat es „Cesar“ schließlich nach Luxemburg verschlagen.

Seinen olympischen Traum hat er über all die Jahre nicht aufgegeben und war eigentlich stets zuversichtlich, dass es klappen würde. In Luxemburg hat er dann für seinen Traum optimale Bedingungen vorgefunden. Er nahm die luxemburgische Staatsbürgerschaft an, konnte in die Sportsektion der Armee eintreten und sich komplett auf seinen Sport konzentrieren. Mit seinem 19. Platz beim Triathlon im mexikanischen Huatulco sicherte er einen Quotenplatz für Luxemburg, für den er dann auch selbst nominiert wurde. „Ich wusste, dass – wenn alles normal läuft – ich es schaffen würde“, sagt Zachäus nüchtern.

Leiden und genießen in der Hitze

Mit der Qualifikation hat Zachäus sein Ziel erfüllt. „Das Rennen in Tokio ist ein Bonus“, sagt der Triathlet, der mit realistischen Ambitionen in Japan an den Start geht. „Im Gegensatz zu anderen Sportarten gibt es beim olympischen Triathlon keine Exoten. Da ist die gesamte Weltspitze vereint.“ Der 62. der Weltrangliste hat bei Weltcup-Rennen dreimal Platz 16 belegt, seine beste Platzierung. „Allerdings waren bei diesen Rennen nie alle Top-Athleten am Start, das ist hier anders.“

Hinzu kommt, dass Zachäus, wie seine 40 Konkurrenten, mit der Hitze zu kämpfen haben wird. Deshalb startet der Triathlon bereits am Montagmorgen um 6.30 Uhr Ortszeit (Sonntag 23.30 Uhr MESZ). Nicht nur die Lufttemperatur und Luftfeuchtigkeit wird den Triathleten beim 40 km Radfahren und 10 km Laufen zu schaffen machen, auch die Wassertemperatur spielt gleich zu Beginn bei den 1,5 km Schwimmen eine große Rolle. „Ab 20 Grad kann man sagen, dass das Wasser warm ist. In Tokio kommt es an die 30 Grad heran. Das ist extrem.“ Bei einem Test-Event 2019 lag die Wassertemperatur bei 29 Grad, was sich auf die Leistungen der Athleten auswirkt. „Man überhitzt bereits beim Sprung ins Wasser, dadurch wird das Rennen nicht gerade einfacher.“ Um sich auf die Hitze vorzubereiten, trainierte Zachäus in der Thermokammer des „Luxembourg Institute for High Performance in Sports“.

Zachäus, der nach Nancy Kemp-Arendt, Liz May und Dirk Bockel der vierte Luxemburger Triathlet bei Olympischen Spielen sein wird, will dabei aber auch versuchen, seinen olympischen Traum etwas genießen zu können.