FR.A.ART (23)Nicole Huberty, 1961, Schrondweiler/Petingen

FR.A.ART (23) / Nicole Huberty, 1961, Schrondweiler/Petingen
 Foto: Anouk Flesch

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Nicole Huberty ist Bildhauerin und Keramikkünstlerin. Sie hat ein Faible für Dinge, die schon gelebt haben. Deshalb sammelt sie altes Werkzeug, Holz, Papier oder Bleistifte, die sie dann zu neuen Kunstwerken verarbeitet. Ihr ist diese Verbindung zum Material und zu der Natur sehr wichtig. Seit einigen Jahren befindet sich ihr Atelier im „Luushaff“ in Schrondweiler, wo sie zusammen mit einer Freundin Kunstkurse anbietet und es einen Permakulturgarten gibt. Vor der Pandemie gab Huberty mehrmals wöchentlich Keramikkurse quer durchs Land.

Tageblatt: Beschreiben Sie sich in drei Wörtern.

Nicole Huberty: Ich bin passioniert, chaotisch und komplett in meiner eigenen Welt, wenn ich arbeite.

Zu welcher Tageszeit sind Sie am kreativsten?

Sonst war ich nachtaktiv, jetzt bin ich morgens fit. Ich arbeite auch viel in der Zeit zwischen den Kursen, die ich gebe. Wenn ich zeichne, vergesse ich die Zeit und alles um mich herum.

Hat Kunst ein Ziel und wenn ja, welches?

Meine Werke entstehen immer aus einer Idee heraus und beinhalten eine Botschaft für mich selbst. Das Material wähle ich dann so, dass es zur Idee passt. Manchmal interpretieren die Betrachtenden meine Werke ganz anders als ich. Einmal habe ich Statuen von auf Stühlen gefesselten Frauen geschaffen, um meine schwierige Situation als Mutter darzustellen. Es wurde aber ganz anders aufgenommen (lacht).

Mit welchem/welcher Künstler*in würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?

Der Maler und Bildhauer Anselm Kiefer inspiriert mich sehr sowie auch Jean-Michel Basquiat.

Welcher Teil des Kunstschaffens gefällt Ihnen am wenigsten?

In ungewissen Zeiten wie jetzt ist es nicht einfach, selbstständig zu sein. Von einem Moment auf den anderen hatte ich keine Arbeit mehr. Andererseits erlaubt mir das Geld von den Kursen mehr Unabhängigkeit als Künstlerin. Ich kann in meiner Kunst machen, was ich will, und muss mich nicht bemühen, im Trend zu sein.

Haben Sie spezifische Erfahrungen als Frau in der Kunst gemacht?

Als ich jung war, wollte ich am „Beaux-Arts“ Schweißen lernen, was aber als Frau unmöglich war. Ich habe es dann von einem Schmied gelernt. Bei meinen Arbeiten in Afrika oder in der Türkei habe ich auch kulturelle Unterscheide bemerkt. An manchen Orten dürfen Frauen kein Metall anfassen oder keine Bronze gießen.

Wie sehen Sie die Zukunft der Kunstszene in Luxemburg?

Die luxemburgische Kunstszene entwickelt sich mit Sprüngen. Es passiert etwas und dann passiert lange nichts. Vielleicht sind wir zu klein und zu viel in unserer Blase.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Dann will ich ganz gemütlich hier im Garten an meinen Werken arbeiten. Ich will mehr Zeit dafür haben und weniger Kurse geben müssen. Denn ich mag es, viel alleine zu sein. Momentan habe ich viel mit Menschen zu tun.

Was würden Sie heute machen, wenn Sie nicht Künstlerin geworden wären?

Psychologie, weil mich das sehr interessiert. Die meisten Menschen in meinen Kursen kennen Keramik wegen Therapien. Viele von ihnen haben sehr Schlimmes erlebt oder einen schweren Alltag. Für sie ist die Keramik oft zweitrangig – es geht darum, eine Auszeit zu haben und wie beim Frisör mit jemandem reden zu können. Für mich wurde es schwer, auszuhalten, jeden Tag damit konfrontiert zu werden. Also habe ich Ausbildungen in der Kraniosakraltherapie, Akupunktur, Heilpraktik und Traumatherapie gemacht, um mich besser auf die Menschen einlassen zu können und nichts falsch zu machen.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

Die Malerin und Graveurin Asun Parilla.

FR.A.RT

Frauen sind in der Kunstwelt nach wie vor unterrepräsentiert. Um dem entgegenzuwirken, stellt die FR.A.RT-Porträtserie Künstlerinnen vor, die eine Verbindung zu Luxemburg haben. Jedes Porträt besteht aus einem Interview und Fotos. Das Projekt schließt diverse visuelle Kunstgenres sowie etablierte Künstlerinnen und Newcomerinnen ein.