GouvAlertWarn-App: Technische Probleme und wenig Nutzer

GouvAlert / Warn-App: Technische Probleme und wenig Nutzer
Notrufe absetzen und Warnungen verschicken soll die App GouvAlert Foto: Editpress/Hervé Montaigu

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Die Flut der letzten Woche hat die Schwächen von Luxemburgs offizieller Warn-App entblößt. Eine Meldung wurde verschickt, allerdings hat sie die Nutzer nicht sofort erreicht.

Damit der Staat die Bevölkerung im Notfall nicht nur über die traditionellen Medien, sozialen Medien und staatlichen Internetseiten erreicht, sondern auch direkt mit ihnen in Kontakt treten kann, wurde 2018 in Luxemburg die Warn-App GouvAlert eingeführt. Der damalige Innenminister Dan Kersch stellte die App im Dezember 2017 vor. In der letzten Woche wurden nun Schwachstellen im System offenbart.

Auf eine Anfrage des Tageblatt hin antwortete das Innenministerium: „Über die App GouvAlert wurde letzte Woche Mittwoch, gegen Mitternacht, eine offizielle Warnung verschickt. Ein bestehendes technisches Problem, das schnellstmöglich analysiert und behoben werden konnte, führte allerdings dazu, dass die Nutzer die Warnung über die App nicht sofort erhielten.“ Die Regierung hatte gleichzeitig über andere Kanäle gewarnt. Der staatliche Wetterdienst hatte am Mittwoch um 12 Uhr eine „Alerte orange“ verschickt. Laut Innenministerium seien auch die Bürgermeister vom „Corps grand-ducal d’incendie et de secours“ (CGDIS) per SMS kontaktiert worden.

Die App, die man sich zuerst herunterladen und richtig installieren muss, hat zwei Funktionen. Zum einen können darüber Notrufe abgesetzt werden. Die App teilt den Notdiensten auch den Standort der Person in Not mit, sodass ihr schneller geholfen werden kann. Zum anderen können über diese App im Katastrophenfall Warnungen verschickt werden – wenn gewünscht lokal. Zum Beispiel bei einer nuklearen Katastrophe oder eben bei einer sich anbahnenden Flut.

Selbst aktiv werden

Der Nachteil einer solchen App ist, dass die Nutzer selbst aktiv werden müssen, um sich die App zu installieren. Auf die Presseanfrage hin informierte das Innenministerium, aktuell sei die App 15.000-mal auf Apple und 8.000-mal auf Android installiert worden. Das sind weniger als vier Prozent der Wohnbevölkerung. Bezüglich der korrekten Aktivierung verfüge das Ministerium über keine Angaben. Bislang wurden neun Warnungen so verschickt.

Warnungen über die App verschicken können lediglich zwei Akteure. Zum einen ist es das Hochkommissariat für nationale Sicherheit (HCPN) und zum anderen der Rettungsdienst CGDIS. Im CGDIS werde die Entscheidung nach einer Evaluation der Situation durch den zuständigen Direktor im „Centre de gestion des opérations“ getroffen, heißt es vom Ministerium. Die meisten bisherigen Warnungen seien lokal verschickt worden, um vor Bränden zu warnen, so das Innenministerium weiter. Das HCPN kann auf die App zurückgreifen, wenn ein Krisenstab („Cellule de crise“) einberufen wird.

Dass GouvAlert nicht mehr up to date ist, war bereits vorher klar. Im Herbst 2020 hatte die Regierung eine interministerielle Arbeitsgruppe damit beauftragt, die App zu überarbeiten. Auf der Grundlage der Schlussfolgerungen dieser Arbeitsgruppe sei ein konkretes Projekt begonnen worden, das bis 2022 abgeschlossen werden soll. Das Ziel sei es, dass die App öfter benutzt wird als bisher, so das Ministerium. Die Nutzer sollen in Zukunft darüber Warnungen unterschiedlichster Natur erhalten können, von Wetterwarnungen über Verbraucherschutzmeldungen bis hin zu Warnungen der Polizei und des CGDIS. Die Bürger sollen auswählen können, welche Nachrichten sie erhalten wollen, so das Ministerium.

Cell Braodcast

Daneben soll auch das sogenannte „Cell Broadcast“ eingeführt werden. Mit diesem System können Warn-SMS an alle Handynutzer innerhalb des betroffenen Gebietes verschickt werden. Solche Systeme sind in vielen Ländern bereits Standard. Eine europäische Richtlinie (European Communications Code) hatte den Ländern bislang die Wahl gelassen, ob sie mit einer Warn-App oder Cell Broadcasting verfahren. Im Sommer 2020 wurden nun aber neue Empfehlungen veröffentlicht, die Cell Broadcast vorschreiben, schreibt das Innenministerium in seiner Antwort auf unsere Anfrage hin. „Ein effizientes Warnsystem sollte stets multi-kanal funktionieren, also immer auch über Internetseiten, alle Formen der Medien, aber eben auch direkt vom Staat zum Bürger, via App, aber vor allem auch durch Systeme wie Cell Broadcasting.“

Auch die in einigen Ländern genutzte AML-Technik (Advanced Mobile Location) soll in Zukunft in Luxemburg zum Einsatz kommen. Durch sie wird die Position des Handys automatisch an die Rettungskräfte übermittelt, wenn ein Notruf abgesetzt wird. Der legale Rahmen dafür soll dieses Jahr geschaffen werden. Das CGDIS sei allerdings schon jetzt bereit dafür, so das Innenministerium.

Nomi
25. Juli 2021 - 22.47

Wieso müssen wir Steuerzahler für die Dummheit anderer blechen? Yes, firwaat geht daat ob Kaeschten vum dommen Stei'erzuehler ?

Rosie
25. Juli 2021 - 13.27

Die Leute leben am Wasser, beim Wasser und nutzen die Hochwasserwarnungen nicht und haben auch keine Elementarversicherung? Wieso müssen wir Steuerzahler für die Dummheit anderer blechen?