Luxemburg80 Kinder auf der Warteliste: Im Kirchberger „Foyer scolaire“ fehlt Platz

Luxemburg / 80 Kinder auf der Warteliste: Im Kirchberger „Foyer scolaire“ fehlt Platz
Seit Jahren wird über eine Erweiterung der Schule diskutiert Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Seit Jahren steigen die Schülerzahlen auf dem Kirchberg, seit Jahren schon schlagen die dortigen Elternvertreter Alarm und weisen seit geraumer Zeit auf den immer akuter werdenden Platzmangel hin. Kritisch ist die Situation nun im „Foyer scolaire Kiem“: Rund 80 Kinder haben bis dato keinen Platz und befinden sich auf einer Warteliste für das kommende Schuljahr. 

„Oberste Priorität der Gemeinde ist es, vor allem eine Lösung für die 35 Kinder auf der Warteliste zu finden, deren Eltern wegen ihrer Arbeit keine Möglichkeit haben, sie zu Hause zu versorgen“, versicherte Schulschöffin Colette Mart (DP) dem Tageblatt gegenüber. Am Freitag finde eine Versammlung mit allen Verantwortlichen statt, und man werde verschiedene Optionen vorschlagen.

Die Platzprobleme in der Kirchberger Schule bestehen nicht erst seit gestern: Seit Jahren weisen Elternvertreter auf das Problem hin und fordern Abhilfe. Aus Protest gegen die aus ihrer Sicht Untätigkeit der Gemeinde haben fünf der neun Elternvertreter kürzlich das Handtuch geworfen, sich mit einem offenen Brief an die Presse gewandt und ihr Anliegen anhand eines Videos auf Youtube dargestellt. Sie fühlen sich von der Gemeindeverwaltung im Stich gelassen und fragen, warum die Kirchberger Kinder nicht die gleichen Bedingungen erhalten wie die in anderen Vierteln der Hauptstadt. Ihre Kritik betrifft nicht nur den Platzmangel, sondern auch die Tatsache, dass die Schüler momentan auf vier Standorte verteilt sind, was den Zusammenhalt der Zyklen beeinträchtige.

Bedingt durch die starke Besiedlung des Viertels stieg auch die Zahl der schulpflichtigen Kinder rapide an. Gab es 2016 auf dem Kiem 244 Schüler, sind es 2021 bereits 430. „Die ersten Pläne für eine Erweiterung der Schule sind schon 2012 vorgestellt worden, der Ausbau wurde dann für 2017 angekündigt, dann für 2019, dann für 2021, doch bis dato ist nichts passiert“, beklagt sich Chantal Trausch, eine der fünf Personen, die kürzlich als Elternvertreter demissioniert haben. „Seit vier Jahren machen wir auf die Probleme aufmerksam, doch nichts passiert.“

Um den Platzmangel zu beheben, wurden Container installiert, die ersten 2017 in der rue Anne Beffort und die zweiten im Januar 2021 am Boulevard Frieden. Doch dies hat neue Probleme geschaffen. „Die Temperatur in den Containern kann schon mal bis auf 35 Grad ansteigen“, erklärt Trausch.

Auch das Foyer ist momentan in solchen Containern untergebracht. Doch noch immer befänden sich etwa 80 Kinder auf der Warteliste für einen Platz in der Tagesstätte: In 35 Fällen sei es dramatisch, weil die Eltern arbeiten und so keine Möglichkeit haben, sich um die Kinder zu Hause zu kümmern.

2019 seien zwar neue Pläne für die Erweiterung der Schule vorgestellt worden, doch es sei noch immer nichts passiert. „Une lenteur semble être de mise délibérément pour cette école, la Ville de Luxembourg ne semble pas vouloir investir pour les enfants des résidents“, beklagt sich eine enttäuschte Chantal Trausch.

Langsame Prozeduren

Den Vorwurf, dass es zu langsam gehe, relativiert die Schulschöffin. Colette Mart weist darauf hin, dass Bauprojekte, vor allem für Schulen, in der Regel bis zu zehn Jahre bräuchten. Es stimme, dass die ersten Pläne schon 2012 vorlagen, doch schon bald habe man gesehen, dass man die Entwicklung unterschätzt habe; die Kapazitäten seien mehrmals angehoben worden. Im Mai 2020 sei nun das Bauprojekt vom Gemeinderat gutgeheißen worden, im Januar 2021 habe die Baugenehmigung vorgelegen. Aktuell sei noch eine Kommodo-Prozedur am Laufen, das Resultat müsste eigentlich in Kürze vorliegen. „Wir hoffen, dass wir im Herbst dieses Jahres mit dem Bau beginnen können“, sagt Mart. Bei einer Bauzeit von zwei bis drei Jahren dürfte das Gebäude 2024 bezugsfertig sein.

Was nun die dringenden aktuellen Probleme angehe, so würden am Freitag in einer Versammlung allen Beteiligten verschiedene Optionen dargelegt. So bestehe die Möglichkeit, 40 Kinder des Zyklus 4 im Eicher Foyer unterzubringen: Ein Bus der Gemeinde würde sie mittags dorthin fahren. Fast alle Kinder bis Zyklus 3 hätten bisweilen eine Zusage für einen Foyersplatz erhalten.

Eine andere Möglichkeit wäre, die Schulklassen des Zyklus 4 im Neudorf unterzubringen, so würden die Räumlichkeiten für das Foyer frei werden. Mit diesem Vorschlag sei das Schulkomitee aber nicht einverstanden gewesen. Letztendlich gebe es noch die Option, einen Raum sowohl für die Schule wie auch für das Foyer zu benutzen, was aber auch nicht ideal sei, gesteht Mart. „Auf jeden Fall ist es mir wichtig, eine Lösung im Konsens mit allen Beteiligten, vor allem den Eltern, zu finden“, betont die Schöffin.