Upcycling der etwas anderen ArtIn Esch werden seit drei Monaten die alten Industrieloks restauriert 

Upcycling der etwas anderen Art / In Esch werden seit drei Monaten die alten Industrieloks restauriert 

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Spektakulär ging es am Wochenende des 10./11. April in Esch zu, als die vier Zeugen der Industriekultur via Sondertransport von ihren Standorten in der Stadt zum Hangar in der Belvaler Straße gebracht wurden. Dort werden die beiden Lokomotiven, der Schlackenwagen und sein „Humpen“ restauriert. Das Tageblatt hat sich über den Stand der Arbeiten ein Bild gemacht. Ortsbesuch. 

Es wird schwer gearbeitet in den beiden Hangars in der rue de Belval. Feiner Sand liegt zentimeterdick auf dem Boden. Er zeugt von dem, was hier momentan geschieht. Tom Ries und seine Mannschaft der Arbeitsinitiative ProActif mühen sich an der Hanomag-Dampflokomotive ab. Die wurde 1911 für den „Aachener Hüttenverein“ als Schmalspurlok gebaut und ist heute die einzige in Luxemburg noch erhaltene Lokomotive dieses Typs. Jahrelang stand sie als Relikt der industriellen Vergangenheit gegenüber dem „Schlassgoart“ an der Luxemburger Straße und diente sogar zeitweise einem Obdachlosen als Schlafplatz. Ansonsten aber rostete sie vor sich hin.

Nun steht die Hanomag ziemlich nackig in ihrem Hangar. Sie ist mehr oder weniger in ihre Einzelteile zerlegt, wobei der Kessel und das Chassis noch auf dem Fahrgestell sind. Ein Arbeiter ist dabei, das letzte bisschen Lack mit einem Sandstrahler zu entfernen. Dadurch wird erkennbar, was alles aufgearbeitet werden muss. Im Fall der Hanomag sind das zum Beispiel die Kabine und der Wasserkasten. Ihnen hat der Rost dermaßen zugesetzt, dass sie neu aufgebaut werden müssen. „Beim Auseinanderbauen rechnet man immer mit großen Überraschungen“, sagt Tom Ries, der momentan als Urlaubsvertretung hier der Chef ist. Er hat Erfahrung mit der Restaurierung alter Zugmaschinen, arbeitet er doch gewöhnlich im „Minett Park“ im Fond-de-Gras. 

„Das, was noch zu gebrauchen ist, wird behalten, bearbeitet und später wieder eingebaut“, sagt Ries. Das sieht man im Hangar, denn überall liegen Stücke der Dampflokomotive. Für Außenstehende wild durcheinander, in Wirklichkeit aber exakt sortiert. Viel Platz ist in der früheren Lagerstätte der Baufirma Parisotto. Das ermöglicht den Arbeitern, an mehreren Stellen gleichzeitig zu wirken. Momentan ist der Sandstrahler laufend in Betrieb. Der jagt Quarzsand mit einem Druck von 12 bis 16 Bar auf die Lokomotiven. Lack und Rost haben da keine Chance. Ries schätzt den Sandverbrauch auf 1,5 bis 2 Tonnen. Wobei Recycling auch hier großgeschrieben wird. Zwei der vier Arbeiter der Beschäftigungsinitiative kehren ihn vom Boden auf, dann wird er gesiebt und anschließend im Sandstrahler wiederverwertet. Zwei- bis dreimal geht das, anschließend ist der Sand zu rein, nur noch Staub.  

Wiederverwertung

Wie weit die Wiederverwertung gehen kann, demonstriert augenzwinkernd der zuständige Escher Schöffe André Zwally (CSV) wenig später vor den Hangars. Für den Tageblatt-Fotografen posiert er vor einer kleinen Birke. Der Baum ist Zeuge des Verfalls der Industriedenkmäler und schlug auf der Dampflok Wurzeln. Nun wurde er „umgetopft“ und harrt einer späteren Bestimmung. Die Birke wird behalten und wieder eingepflanzt. Wo genau, ist noch nicht klar.    

Schöffe André Zwally posiert vor der Birke, die zuvor auf der Dampflok wuchs
Schöffe André Zwally posiert vor der Birke, die zuvor auf der Dampflok wuchs Foto: Editpress/Hervé Montaigu

Wo die restaurierten Lokomotiven ihren Standort erhalten, konkretisiert sich derweil langsam, aber sicher. Zunächst war angedacht, die Dampflok in das neue Stadtviertel auf „Terres Rouges“ zu integrieren und die Elektrolok sowie den Schlackenwagen mit seinem „Humpen“ in Belval aufzustellen. Doch den Lallingern war ihre grüne AEG 620 an der place de l’Exposition gegenüber dem LTL stärker ans Herz gewachsen als angenommen. „Es haben sich viele Lallinger gemeldet, die ‚ihre‘ Lokomotive behalten wollten“, erklärt André Zwally, der selbst im Viertel wohnt. „Also soll sie dann auch dorthin zurück, zusammen mit dem Schlackenwagen und dem ‚Humpen‘.“ 

Der zukünftige Standort der restaurierten Dampflokomotive soll weiterhin auf „Terres Rouges“ sein. Wo genau sie stehen wird, steht noch nicht fest, schließlich wird das neue Stadtviertel für bis zu 3.000 Einwohner auf dem Gelände der früheren „Brasseurschmelz“ noch gebaut. Da das noch einige Jahre in Anspruch nehmen wird, muss eine Zwischenlösung gefunden werden. Die könnte durchaus der alte Standort am „Schlassgoart“ sein. Muss aber nicht. „Wir haben noch bis Mai 2022 Zeit, uns das zu überlegen“, sagt Zwally. Denn dann soll die Restaurierung der Dampflok abgeschlossen sein. Die Zugmaschinen werden im Übrigen restauriert, nicht fahrbar gemacht. Das wäre in Anbetracht ihres Zustands nur mithilfe spezialisierter Firmen im Ausland möglich. Und die Kosten mit 500.000 Euro pro Lokomotive nicht unerheblich. 

Erst der Anfang

Für das gesamte Projekt sind drei Jahre geplant, jeweils eines pro Maschine, wobei Schlackenwagen und „Humpen“ zusammengehören. Das Budget beträgt jährlich 170.000 Euro, wovon das Kulturministerium die Hälfte übernimmt. Gut möglich, dass bis dahin noch weitere Zeugen der industriellen Vergangenheit in den Hangars restauriert werden. Der „Buggi“ neben dem Haupteingang des CIPA „Op der Léier“ wird jedenfalls nach den Sommerferien zur Restauration in die Hangars gebracht.     

Mehr Arbeit also für Indalecio Eko und seine Kollegen. Der 55-Jährige ist begeistert von dem, was er hier tut. „Wir sind alle extrem motiviert, denn das hier ist eine außergewöhnliche Aufgabe“, sagt er, „wir haben bei null angefangen und machen nun aus etwas ‚Wertlosem‘ etwas ganz Neues. Das ist interessant und deshalb sind wir sehr motiviert.“ Eko und die anderen wenden sich wieder der Dampflok zu. Ihre Schicht geht von 7.00 bis 15.30 Uhr. Eine Sommerpause gibt es nicht. Es wartet noch viel Arbeit auf sie, die Hanomag ist erst der Anfang.     

Gruppenbild: Die Arbeiter von ProActif mit dem Escher Schöffen André Zwally und „Chef d’équipe“ Tom Ries (r.)
Gruppenbild: Die Arbeiter von ProActif mit dem Escher Schöffen André Zwally und „Chef d’équipe“ Tom Ries (r.) Foto: Editpress/Hervé Montaigu
Abeitepatei
23. Juli 2021 - 19.17

Een Gléick dass eisem Scheffen deem schwaarz-weissen Kicker seng deemoolëg Aarbechts Kollegen , nach schwaar fum Dampf op der Foto , sech un hiir schéin Schmelzzeéit ërënnërën können an déir si hir Loken , Humpen an Schlaakenween zu.Belval selwer reparéieren hun missen, Haut ass daat mat Masken op der Nues een plaiséier wéi daat un hiirem Laachen zë gesin ass. Fir daat alles an nach vill méi, mussen mir eisem crëschtlëchën Meeschter fun dë Bierger merci soën an ërëm wielen. Seng éiwëch viirgänger aus dër «  Abeiterpatei » hun ni dorun geduecht e Souvenir fun dëser schéiner Zeit zè retten, geschweige een Konschtwierk fum fréieren Schmelzugestellten Lofys Wil fie seng Heemechstaa Esch zë retten.

Kaalen Dampf
22. Juli 2021 - 21.56

Eng Skiz fun eisem groussen Escher allround Kënschler ,dem lofys WIL , wär an dër Kulturhaapstaad fun Europa méi ubruucht ewéi eng aal Lok, déi joorelaang keen Mënsch méi interessélert huet an fun eisen Dammen an Hären Bourgmeeschtërën an CONsorten ,dét alleguer fum Wil neischt wëssen wollten, firun sëch hin raschten geloos gouf !!! Déi aal rafistoléiert Lokomotiven gehéiërën mat den aalen Ieselen aus der P.Caudestross an den Zoo op de Gaalgënbierg, oder ?