Gewässerschutz Die Bauern müssen mit an Bord 

Gewässerschutz  / Die Bauern müssen mit an Bord 
Rund um den See wird auf 6.850 Hektar Landwirtschaft betrieben. Sie liegen in den neuen Wasserschutzzonen und es gibt Regeln für die Bauern. Die Hälfte der Betroffenen hat sich in der „Landwirtschaftlech Kooperatioun Uewersauer” organisiert, um das „Wassermanagement“ in den Griff zu bekommen. Der Naturschutz kostet.  Foto: Editpress/Anne Lommel

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Der Landwirt von heute ist schon lange nicht mehr „nur“ Lebensmittelproduzent. Die Aufgaben als Landschaftspfleger und Naturschützer wachsen seit Jahren. Rund um den Stausee steht für sie sogar „Wassermanagement“ auf dem täglichen Programm. Die Bauern haben eine große Rolle bei der Qualität des Wassers. Der Stausee ist das größte Trinkwasserreservoir. Viele von ihnen haben sich in der LAKU, der „Landwirtschaftlech Kooperatioun Uewersauer“, organisiert.

LAKU-Präsident Marco Koeune (52) wollte eigentlich mal Pilot werden. Aber das ist lange her und mittlerweile ist er ein echtes Urgestein in der Landwirtschaft rund um den Stausee. Er wächst in Harlingen auf, wo der Hof mit den 50 Milchkühen und rund 100 Hektar Weide- und Ackerland liegt. Sein Vater betreibt ihn in zweiter Generation. Der Sohn arbeitet nun in einer Schutzzone.

Koeune kennt die Geschichte des Stausees ganz genau. „Er war damals als Naherholungsgebiet gedacht, sollte Strom erzeugen und ein Hochwasserschutz sein“, sagt er zur Talsperre, die 1958 fertig wird. „Heute ist der See als Trinkwasserreservoir nicht mehr wegzudenken.“ Der Stausee deckt rund die Hälfte des Trinkwasserbedarfs im Land und erreicht zeitweise 90 Prozent der Bevölkerung. 

Das geht aus einem Gutachten des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wasserforschung (IWW) zu Wasserschutzzonen rund um die Talsperre aus dem Jahr 2017 hervor. Als Trinkwasser muss das Wasser sauber sein. Es zu reinigen, ist die Aufgabe des „Syndicat des eaux du barrage d’Esch-sur-Sûre“ (Sebes). Das Wasserwerk entnimmt Wasser aus dem Stausee, filtert und liefert letztendlich in die Haushalte.

Unglücke mit Verschmutzungen verhindern

Dabei kommt den Bauern, die Flächen rund um den Stausee bewirtschaften, eine zentrale Rolle zu. Je umweltschonender sie arbeiten, desto besser die Wasserqualität. Sebes, der Naturpark Obersauer und teilnehmende Bauern einer Arbeitsgruppe „Landwirtschaft“ des Gewässervertrags Obersauer initiieren 2015 die Gründung der LAKU, in der sich 85 der rund 180 betroffenen Bauern mit Flächen in den Schutzzonen organisieren. Sie decken knapp drei Viertel der 6.850 Hektar Land, um die es geht, ab.

Die meisten der LAKU-Bauern arbeiten konventionell. Gerade mal acht Biobauern finden sich unter den Mitgliedern. Präsident Koeune ist einer davon. Der Schutz des Trinkwassers ist für ihn keine Frage, sondern unabänderliche Tatsache. Daran hängt viel, wie das Unglück im belgischen Witry klarmacht. 2014 laufen rund 6.000 Liter eines Pflanzenvernichtungsmittels aus der Feldspritze eines Landwirtes aus und gelangen über einen Zufluss in den Stausee.

Rund 20 Bäche und kleine Flüsse münden in den Stausee. Die Sauer und vier weitere Bäche haben ihre Quelle in Belgien. „Mit den Zuflüssen geht es los“, sagt Martine Stoll (32). Die Umweltwissenschaftlerin arbeitet seit 2015 beim Naturpark Obersauer. Ihre Aufgabe ist es, die Kooperation am Laufen zu halten. Am Laufen halten heißt, Dialog, Beratung und Hilfen für die Bauern bei den Kosten, die durch die Aufgabe Wasserschutz entstehen.

Die neuen Regeln haben Konsequenzen für die Höfe

Was das für sie bedeutet, zeigen die Regelungen in dem im April dieses Jahres verabschiedeten „Règlement grand-ducal“ Nr. 316. Es regelt alle Aktivitäten innerhalb der neuen Schutzzonen, die Umweltministerin Carole Dieschbourg rund um den See einführt. Artikel 7 beispielsweise verbietet Gülle oder Mist als organischen Dünger für ein Kulturjahr.

Angesichts der Tatsache, dass die meisten der 85 in der LAKU vereinigten Betriebe Fleisch- und Milchproduzenten sind, ist nicht nur das eine Herausforderung. Eine andere Regel besagt, dass eine ganzjährige Begrünung der Flächen obligatorisch ist. Brachen sind nicht mehr erlaubt. Obligatorisch sind ebenso der Erosionsschutz und Zäune um die Weideflächen entlang der Wasserläufe in einem Mindestabstand zu deren Ufer.

Das ist nur ein Auszug aus den fünf Seiten an festgeschriebenen Regelungen, die Koeune nicht nur in seiner Eigenschaft als Präsident bei der Kooperation, sondern auch als Landwirt betreffen. Er kann damit leben. Bevor er 1998 auf einem der Höhepunkte der Biobewegung seinen Hof umstellt, sieht er zum letzten Mal ein Rebhuhn auf den Stoppeln seines Ackers.

„Heute weiß ich, wie wichtig Biodiversität ist“, sagt er. Diese Einsicht hat Konsequenzen für die tägliche Arbeit der Bauern. Wie viel Umweltschutz betrieben wird, entscheidet über Investitionen und das Geschäftsmodell. „Wasserschutz, Kilmaschutz- und Biodiversität gehören heute zu den Produktionsfaktoren eines Bauern“, sagt Koeune aus eigener Erfahrung.

Ein erster Erfolg auf dem Weg zur Augenhöhe 

Bislang verdienen sie ihr Geld hauptsächlich mit der Herstellung von Lebensmitteln. Viele der Kosten, die die Aufgaben als Natur- und Landschaftsschützer verursachen, bleiben an den Höfen hängen. Vor diesem Hintergrund hat der LAKU-Präsident eine klare Forderung. „Der Mehraufwand, den wir haben, soll nicht entschädigt, sondern entlohnt werden.“ Wenn die Landwirte gleichwertige Partner beim Wasserschutz sein sollen, dann nicht als Opfer, sondern auf Augenhöhe.

Einen ersten Erfolg in diese Richtung hat die LAKU erreicht. „Die Wasserfondsgelder, die die Sebes einbezahlt, können im ganzen Land investiert werden“, sagt Martine Stoll vom Naturpark Obersauer. „Jetzt profitieren die Bauern hier vor Ort davon.“ Das geht aus einem Rundschreiben des Umweltministeriums vom Oktober 2020 hervor. Es erweitert die Aufgaben des „Fonds pour la gestion de l’eau“. Zu dem Zeitpunkt ist das Reglement zu den Wasserschutzzonen auf dem Weg durch die Instanzen.

Damit hat die Kooperation ein wichtiges politisches Ziel erreicht, wie ein Beispiel zeigt. In einer Wasserschutzzone hat die mechanische Unkrautbekämpfung mit dem Striegel Vorrang. Feldspritzen mit chemischen Unkrautvernichtungsmitteln wie beim Bauern im belgischen Witry sind verpönt. Bauern, die keinen eigenen Striegel haben, können das an einen Unternehmer „outsourcen“. Die Kosten dafür trägt die LAKU mithilfe des „Fonds“.

Präsident Koeune besitzt einen eigenen Striegel. Er kostet den Bauern neu je nach Ausführung zwischen 10.000 und 20.000 Euro. Als er vor 20 Jahren an die Türen des Landwirtschaftsministeriums klopft, um nach einem Zuschuss zu fragen, bekommt er als Antwort: „Ihre Feldspritze ist viel effektiver als der Striegel.“ Das wird er heutzutage nicht mehr hören. Es hat sich also einiges bewegt. Ob es reicht, wird sich in ein paar Jahren zeigen.

Die LAKU und die Wasserschutzzonen

Es gibt fünf Zonen für den Wasserschutz auf dem Gebiet der Gemeinden Bauschleiden, Esch-Sauer, Rambruch, Winseler, Wahl und auf dem eigentlichen See. Zone eins ist die strengste und befindet sich an der Entnahmestelle von Trinkwasseraufbereiter Sebes. Zone zwei ist wiederum in drei Zonen unterteilt. Zone 3 ist die größte und umfasst mit 3.500 Hektar mehr als die Hälfte der Flächen, für die der Wasserschutz gilt. Über die Beratung zu finanziellen Zuschüssen hinaus erhalten die LAKU-Bauern im Naturpark Obersauer unter anderem konkrete Hilfe bei der Analyse von Bodenproben, Beratung zu Alternativen in der Fruchtfolge und in der mechanischen Unkrautbekämpfung. Weitere Informationen finden Sie auf www.laku.lu.

HTK
22. Juli 2021 - 22.02

Ja wer denn sonst wenn nicht die Bauern? Die Briefträger und Zöllner?