EditorialFreiheit um jeden Preis

Editorial / Freiheit um jeden Preis
Ein Mann springt auf die Tanzfläche kurz nach der Wiedereröffnung im „The Piano Works“ in Farringdon, London. Die Nachtclubs des Landes öffnen zum ersten Mal seit 17 Monaten wieder, da fast alle Vorschriften zum Schutz vor dem Coronavirus aufgehoben werden sollen.  Foto: dpa/AP/Alberto Pezzali

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Körper drängen sich dicht an dicht, laute Musik dröhnt aus den Lautsprechern. Am Eingang – im Gegensatz zu Luxemburg – keine Spur von irgendwelchen Covid-Checks oder Selbsttests, niemand hat eine Maske an. Trotzdem ist die Stimmung ausgelassen, fast schon euphorisch in den Clubs der Londoner Partyszene um kurz nach Mitternacht. Die Bilder, die am Montag in Teilen der britischen Presse veröffentlicht wurden, lassen einen fast glauben, dass die Corona-Krise nur ein großer Spuk gewesen sei. 

Möglich machen das die neuesten Lockerungen der Corona-Maßnahmen der britischen Regierung. Seit gestern, dem „Freedom Day“, gibt es keine verpflichtenden Abstandsregeln mehr, die Maskenpflicht wird in weiten Teilen Großbritanniens abgeschafft, große Events wie Konzerte und Festivals können wieder ohne Beschränkungen stattfinden.

Der von Premierminister Boris Johnson und seiner Regierung eingeschlagene Weg scheint umso absurder, vergleicht man ihn mit anderen europäischen Ländern: In den Niederlanden müssen Clubs und Diskotheken wieder schließen, Frankreich führt strengere Hygieneregeln ein, in Belgien, Deutschland und Luxemburg müssen weiter Masken getragen werden und es gelten Einschränkungen für Nicht-Geimpfte.

Wieso also kann sich die Insel eine Rückkehr zur Pre-Corona-Normalität erlauben? Sind die Infektionszahlen etwa so niedrig? Weit gefehlt: Auch in Großbritannien springt das Virus weiter von einem infizierten Opfer auf das nächste – fast 50.000 Neuinfektionen gibt es jeden Tag. Die Regierung begründet die Lockerungen mit der hohen Durchimpfung der Bevölkerung: Jeder erwachsene Brite habe eine Impfeinladung erhalten. 87 Prozent der erwachsenen Briten haben eine erste Impfdosis erhalten – 68 Prozent sind sogar komplett geimpft. Die Impfungen würden schwere Krankheitsverläufe verhindern und somit würde eine erneute Welle das Gesundheitssystem nicht überlasten. Außerdem könnte nach einer erneuten Welle durch die überstandenen Infektionen die Herdenimmunität erreicht werden. 

Doch mehr als 1.200 Forscher warnen im renommierten Wissenschaftsmagazin „The Lancet“ vor der Entscheidung der britischen Regierung. Zu viele Erwachsene seien noch nicht komplett durch eine Impfung geschützt und bei Kindern und Jugendlichen – die ja ebenfalls Teil der Gesellschaft sind – haben die Impfungen gerade erst begonnen. Eine erneute Welle würde dann insbesondere sie treffen. Das könnte zu „heftigen Störungen des Schulsystems“ führen, wenn infizierte Kinder in Quarantäne müssen. Forscher betonen, dass, auch wenn die Impfungen vor heftigeren Krankheitsverläufen schützen, bei steigenden Zahlen auch die Krankenhauseinweisungen wieder steigen werden und das Gesundheitssystem immer noch unter Druck stehe. Außerdem – und das sollte auch diejenigen aufhorchen lassen, die sich nun wundern „Was haben die Lockerungen in England mit mir zu tun?“ – könnte ein ungebremstes Ausbreiten des Virus in einer teilweise durchgeimpften Gesellschaft dazu führen, dass eine Mutation auftritt, gegen die die Impfungen nicht mehr wirken. Damit würde Großbritannien die ganze Welt auf dem Corona-Spielbrett wieder zurück auf Los schicken. 

Einen kleinen Lichtblick gibt es dennoch: Viele Briten finden die Lockerungen der Regierung ebenso unverantwortlich wie die Forscher und planen, trotz Ende der Maskenpflicht einen Nasen- und Mundschutz zu tragen, wenn sie unterwegs sind.

Luxemburg sollte die Entwicklung der Corona-Situation in Großbritannien mit einem wachsamen Auge verfolgen – und sich nur kein Beispiel daran nehmen. Denn Infektionen, Long-Covid-Fälle und Tote in Kauf zu nehmen, nur damit die Wirtschaft wieder brummt und die Partylöwen unbeschwert durch die Nacht tanzen können, ist moralisch und politisch die absolut falsche Entscheidung.

de Schéifermisch
23. Juli 2021 - 9.58

Was, bitte schön, kann die Regierung gegen unverantwortliche Bürger tun, die sich dem Ernst der Lage nicht bewusst sind? Ein neues Lockdown worunder dann die vernünftigen Menschen auch wieder zu leiden hätten? Oder ganz einfach, bei Verstoss gegen die Corona-Massnahmen, drastische Strafen verhängen? Meine Freiheit hört dort auf, wo die des anderen beginnt. Leider leben wir in einer Gesellschaft, wo Viele glauben sich alles erlauben können und wo fie Frustratinsschwelle sehr niedrig angesetzt ist.

Blaat‘s Gast
21. Juli 2021 - 4.05

@ Här ZEYEN , Ihre Idee , Regierungen zum Schutz in die Wüste zu schicken finde auch ich sehr gut . In ihnen aber bescholtene Idioten zu sehen würde ich an Ihrer Stelle nicht tun, dies umso mehr , Sie diese ja im selben Satz im Gegensatz zu Hitler als Demokraten loben. Was mich betrifft, machen Sie sich bitte keine Sorgen, In. 86 Jahren ist es mir gelungen den Unterschied zwischen Äpfel und Birnen heraus zu schmecken.! Auf ihre sehr interessante Frage wo ich « demokratisch «  gegen die Kinderlähmung geimpft wurde weiss ich nicht . Soviel man mir erzählte wurde ich zuerst gegen die Scharlach geimpft und zwar in dem faschistischen Gau Moselland wo von Demokratie und Grossherzogen keine Rede war. Alle späteren , auch erst nach 10 jähriger „ Erprobung „ angewandte Impfungen u.a. auch gegen Kinderlähmung usw haben, und das kann ich bezeugen, bis jetzt nach 80 Jahren keine schlimmen Nachwehen erzeugt. Dass die neuen innerhalb einer eines einzigen Jahres erfundenen und erprobten anti-Corona Impfungen im Körper von Versuchskarnickel auch nach einigen Monaten keine Wehen nach sich gezogen haben, beweist wie Sie richtig sagen, den Schutz der von Ihnen in die Wüste geschickte Regierungen. Wie gesagt ich gebe Ihnen wie immer vollkommen Recht. Ich lasse mich jedes Jahr gegen die oft viel mehr als 0,05% Todesopfer kostende natürliche Grippe impfen und eerde in 10 Jahren den Coronapass erhalten. Leute wie ich, die den Krieg «  mitgemacht » haben, brauchen diesen Wisch nicht, eine Lapalie sich ohne durchzuschlagen, oder ?

Jacques Zeyen
20. Juli 2021 - 12.30

@Blaat Gast, und ich finde es "ënnert aller Klarinett" Regierungen die alles dran setzen die Bevölkerung zu schützen mit dummen Argumenten in die Wüste schicken zu wollen. Darüber hinaus habe ich von "Idioten" geredet,nicht von unbescholtenen Bürgern. Und wir sind nicht unter Hitler sondern unter einer demokratisch gewählten Regierung.Ungeachtet ihres Alters dürfen sie nicht Äpfel mit Birnen verwechseln. Wurden sie nicht geimpft gegen Kinderlähmung usw.,damals,im demokratischen Großherzogtum? Sehen sie.

Nomi
20. Juli 2021 - 11.00

@ Blaat's Gast : "Mit Idiotenpass meinte ich das Eintragen , ähnlich wie den berüchtigten Punkteabzug , von Fehlverhalten im Kontext mit dem Covid-19 in den normale Pass , der natürlich bleibt gültig bleibt, bis zu X-Missachtungen oder so ähnlich."" Daat ass jo grad wat d'Chinesen mat hirer Bevoelkerung machen, an wat mir hinnen repèrochei'eren, am Senn vun individueller Freiheetsberaubung !

Blaat‘s Gast
20. Juli 2021 - 9.46

@Herr Zeyen. I Ich kann Ihnen nur Recht geben. Ich,jedoch habe mich meinerseits unklar ausgedrückt ! . Mit Idiotenpass meinte ich das Eintragen , ähnlich wie den berüchtigten Punkteabzug , von Fehlverhalten im Kontext mit dem Covid-19 in den normale Pass , der natürlich bleibt gültig bleibt, bis zu X-Missachtungen oder so ähnlich. Auf jeden Fall kann von einem Impfpass in unserem noch demokratischen Grossherzogtum KEINE Rede sein., und sei es auch nur der Gedanke daran. Dass vom letzten Krieg viele nicht die geringste Ahnung haben ist verständlich und allzeit leider nur zu bemerkbar.... Niemand hindert Sie daran vor einer Spinne die Flucht zu ergreifen, aber ehrliche ,unbescholtene Mitbürger wie unter Hitler demnächst kennzeichnen und wie Aussätzige behandeln zu wollen, finde ich ,der den Krieg , wie man sagt ,mitgemacht „ hat , nicht nur „ STAARKEN TUBAAK «  mä ënnert aller Klarinett „, um Ihnen gegenüber höflich zu bleiben !

Jacques Zeyen
20. Juli 2021 - 8.58

Politik,sprich der Gesetzgeber greift immer dann ein wenn ein Volk zu dumm ist Gefahren richtig einzuschätzen. Wir haben alle etliche Impfungen (gesetzliche) hinter uns und kein Mensch hat sich darüber beschwert.Pocken,Kinderlähmung usw. sind praktisch aus der Welt WEIL wir etwas Freiheit abgegeben haben als wir uns impfen lassen mussten. Corona tötet wenn man Regeln nicht einhält.Wer bewußt auf Maßnahmen verzichtet weil er seine Freiheit(die übrigens gar nicht existiert) in Gefahr sieht und somit Menschen tötet gehört eingesperrt. Wenn wir alkoholisiert Autofahren und wir werden erwischt protestieren wir doch auch nicht. Oben ist das Wort "Idiotenpass" gefallen.Ich denke Idioten sollte man kennzeichnen damit die Menschen sie von Weitem erkennen und die Flucht ergreifen können.

HTK
20. Juli 2021 - 8.49

Genau soweit wird der junge Freiheits-Fan seinen Mund aufmachen müssen wenn man ihn intubiert.Aber das betrifft ja eher die älteren die er angesteckt hat.Boris hat die Sache ja hinter sich,aber wer weiß!?

Wieder Mann
20. Juli 2021 - 8.03

Freiheit die ich meine, immer mehr durch Verbote, Überwachung, politisches Diktat eingeengt wird, dabei die der Party- und Spaßgesellschaft eine andere Freiheit ist.

Blaat‘s Gast
20. Juli 2021 - 7.21

CORONA IDIOTENPASS ! Anstatt an einen idiotischen IMPFPASS zu denken , sollte an einen Idiotenpass gedacht werden der dem Virus den Garaus machen würde. Das heisst die offizielle Eintragung in den normalen Pass der idiotischen Vergehen gegen die Anti Corona Sicherheitsmassnahmen !!!! Hiermit wird jeder einverstanden sein und niemand diskriminiert werden.