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Der Racing Lëtzebuerg nimmt an der ersten Ausgabe der Conference League teil Foto: Editpress/Jerry Gerard

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Nach der Europameisterschaft ist vor der Europameisterschaft. Die Ausgabe 2021 ist gerade mal seit drei Tagen vorbei und schon kommt die Europäische Fußballunion mit der nächsten Schnapsidee um die Ecke. Der Dachverband prüfe die Machbarkeit einer EM mit 32 Mannschaften, hieß es aus der Machtzentrale in Nyon. Bereits beim diesjährigen Turnier wurde das Teilnehmerfeld von 16 auf 24 Teams aufgestockt – wofür die UEFA nicht wenig Kritik erntete. Der große Bruder FIFA steht dem in nichts nach. Bei der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko werden 48 Mannschaften an den Start gehen. 16 Nationen aus Europa werden dabei sein.

Ein Rekord jagt den nächsten und die Konten der beiden Dachverbände freuen sich aufgrund der zusätzlichen Einnahmen durch Fernsehgelder und Marketing. Immer mehr Menschen auf dieser Welt sind durch die Aufstockung der Turniere direkt und nicht mehr nur indirekt betroffen. Aus Südamerika werden sich sage und schreibe 60 Prozent der Verbände für die WM qualifizieren. In Europa sind es 29 Prozent.

Der nationale Fußballverband FLF und die luxemburgische Nationalmannschaft werden sich wahrscheinlich nicht über die neuen Gegebenheiten beschweren. Die Chancen werden immer realistischer, dass auch die FLF-Formation in naher Zukunft einmal Turnierluft schnuppern kann. Nicht nur, weil FIFA und UEFA es zulassen, sondern auch weil das Qualitätsbarometer weiter nach oben zeigt.

Freuen dürfen sich die Vereine der FLF eigentlich auch über die neu geschaffene Conference League. Der Wettbewerb hat für viele Nationen seinen Reiz und die Gegner werden nicht unbedingt unattraktiver. Immerhin steigen auch europäische Topvereine oder Traditionsklubs wie die Tottenham Hotspurs, die AS Rom, Trabzonspor oder der RSC Anderlecht noch in der Qualifikationsrunde in die Conference League ein.

Auf die BGL-Ligisten können zudem zwei Jackpots warten: Zum einen fällt der Geldregen nicht deutlich kleiner als in der Europa League aus. Der Wettbewerb ist schwächer und deshalb können potenziell mehr Runden überstanden werden und auch mehr Prämien eingesackt werden. Außerdem können viele Punkte gesammelt werden, die für die UEFA-Fünfjahreswertung wichtig sind und den nationalen Vertretern auf Jahre hinaus ihren Platz im gesicherten Mittelfeld dieses Rankings sichern können.

Sie sehen, die Revolutionen der UEFA und FIFA haben ihre Vorteile für Luxemburg. Da im Prinzip jeder nach sich schaut und das auch bei den nationalen Verbänden so ist, muss man sich nicht schämen, diese Geschenke dankend anzunehmen. Man muss sich auch keine Gedanken darüber machen, dass verwöhnte Funktionäre und Spieler aus den großen Fußballnationen des Kontinents gegen dieses neue Format stänkern.

Jeder nimmt sich, was er haben kann. So ist das in der Gesellschaft, so ist das im Sport.