NachhaltigkeitOhne Umweg durch China: Schreinerei Knaf-Buchler stell Möbel aus lokalem Holz vor

Nachhaltigkeit / Ohne Umweg durch China: Schreinerei Knaf-Buchler stell Möbel aus lokalem Holz vor
Claude Turmes, Romain Schneider, Carole Dieschbourg und der Beforter Bürgermeister Camille Hoffmann beim Besuch der Schreinerei Knaf-Buchler  Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Die Schreinerei Knaf-Buchler aus Befort stellt Möbel aus heimischem Kiefernholz her. Gleich drei Minister beehrten die Schreinerei am Montag mit einem Besuch.

In einer globalisierten Welt machen Rohstoffe oft den Weg um die ganze Erde. Das könne auch mit Luxemburger Holz passieren, wenn es erst seinen Weg nach China finde um dann, verarbeitet zu Möbeln, in einem großen Möbelhaus zu landen, behauptet Claude Turmes. Der Energieminister hat dafür kein Verständnis. Deshalb hat er sich, zusammen mit seinen Regierungskollegen Carole Dieschbourg und Romain Schneider, am Montag nach Befort begeben, um sich dort die neue Möbellinie der Schreinerei Knaf-Buchler anzusehen.

Die neuen Möbel bestehen aus Kiefernholz aus der Region. Schrankwand, Esstisch, Bett und Co. werden im Verkaufsraum der Schreinere modellhaft ausgestellt und sollen die Kunden inspirieren und von dem Material und der Handwerkskunst überzeugen. Am Ende werden die Möbel für die Kunden aber maßangefertigt, erklärt Hans Oeltges von der Schreinerei Knaf-Buchler. Daneben wurden Videos produziert, die den Herstellungsprozess der Möbel zeigen. Angeschaut werden können sie auf dem YouTube-Kanal der „Naturparke Luxemburg“.

Die Region Müllerthal hat mit 38 Prozent einen überdurchschnittlich hohen Waldanteil. Dominiert wird die Region von Buchen und Eichen. Der Betrieb hat sich dennoch bewusst für Kiefernholz entschieden, weil die Alternative, Eichenholz, länger trocknen muss, bis es verarbeitet werden kann. Die Möbel seien auf ein reges Interesse gestoßen, erklärt Oeltges, der nun schauen muss, wo er mehr Holz herbekommt.

Umweltministerin Carole Dieschbourg lobte die Nachhaltigkeit des Projektes. Für die Ministerin bedeutet der Begriff auch, dass langfristig und vorausschauend geplant werden müsse, damit Ressourcen auch in Zukunft genügend vorhanden seien. Nachhaltig seien aber nicht nur die kurzen Transportwege, die das Holz zurücklegt, sondern auch die Schaffung regionaler und qualitativer Jobs, die solche Projekte mit sich brächten. Sie gab zu, dass derzeit die Vernetzung unter den Akteuren noch fehle, und informierte darüber, dass das Wirtschaftsministerium deshalb an einer digitalen Plattform arbeite, mit der Abhilfe geschaffen werden solle.

Die Corona-Krise, so schmerzhaft sie auch sei, habe wieder das Bewusstsein für lokale Ressourcen gestärkt, so Oeltges. Der Betrieb kämpfe jeden Tag mit Rohstoffknappheiten. Die Lage verschärft habe noch ein Streit zwischen dem ehemaligen amerikanischen Präsidenten Donald Trump und dessen kanadischem Nachbarn Justin Trudeau. Im Zuge dessen hatten die USA Importzölle auf kanadisches Holz verhängt. Die USA kauften ihr Holz in der Folge verstärkt auch in Europa.

Die Möbel-Linie ist Teil eines „Leader“-Projektes des Naturparks Müllertal. „Leader“ ist eine Initiative der Europäischen Union, die modellhaft innovative Projekte im ländlichen Raum fördern soll. Im Rahmen dieser Initiative sind in den vergangenen Jahren immer öfters Produkte aus Luxemburger Holz in der Region Müllerthal aufgetaucht, wie zum Beispiel Bänke, Brücken und Souvenirs, die in Touristeninformationszentren angeboten werden, wie die Regierung in einer Pressemitteilung schreibt.

Claude Turmes, Romain Schneider, Carole Dieschbourg, Hans Oeltges und Camille Hoffmann im Showroom der Schreinerei Knaf-Buchler
Claude Turmes, Romain Schneider, Carole Dieschbourg, Hans Oeltges und Camille Hoffmann im Showroom der Schreinerei Knaf-Buchler   Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Vor einigen Jahrzehnten noch hatte das Holz aus dem Müllerthal einen schlechten Ruf. Die Ursache geht auf den Zweiten Weltkrieg zurück. In dem Holz steckten wohl so viele Granatsplitter, dass es Erzählungen nach passieren konnte, dass Sägereien das Holz ablehnten, aus Angst, sich die Sägeblätter zu ruinieren.

Oeltges hat bereits ein weiteres Problem ins Auge gefasst und profitierte geflissentlich von der Anwesenheit dreier Minister, um darauf aufmerksam zu machen. Holz, das vom Borkenkäfer befallen war, so Oeltges, könne ohne weiteres noch vom Schreiner genutzt werden. Das Tier hält sich – wie der Name sagt – in der Borke auf. Der Kern des Holzes sei intakt, so Oeltges. Lediglich etwas mehr Verschnitt gebe es. Das Holz ist demnach für Schreiner nicht automatisch wertlos und muss nicht zwangsläufig zu Pellets verarbeitet werden.