EditorialWillkommen in der Zukunft

Editorial / Willkommen in der Zukunft
Richard Bransons „VSS Unity“ stieg am Sonntag nach dem Start im US-Bundesstaat New Mexico auf eine Höhe von mehr als 80 Kilometern Foto: Virgin Galactic/AP/dpa

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Weltraumreisen für Touristen sind seit gestern Wirklichkeit. Mit seinem eigenen Weltraumunternehmen Virgin Galactic und dem Flug der Unity 22 konnte sich Sir Richard Branson nicht nur einen Lebenstraum erfüllen, sondern den Weltraum gleichzeitig auch für Privatpersonen erschließen. Die Zeiten, in denen nur hoch trainierte Spezialisten aus Militär und Wissenschaft die Erde in absoluter Schwerelosigkeit von oben betrachten dürfen, neigt sich damit dem Ende zu. Es ist dies nicht nur das Verdienst einer Handvoll Visionäre, sondern vor allem ein Triumph der Wissenschaft. Und doch zweifeln immer noch Menschen an der Wissenschaft und folgen vielmehr den Ausführungen vereinzelter Theoretiker in den sozialen Netzwerken als den Erkenntnissen jahrzehntelanger, gar jahrhundertelanger Forschung zu vertrauen.

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle die kommenden Covid-Bedingungen näher unter die Lupe nehmen und über Sinn und Unsinn der neuen Mitternachtsregelung referieren. Nach Betrachtung des Livestreams von Virgin Galactic – Bransons Weltraumunternehmen – aber komme ich nicht umhin, selbst in Tagträumen zu schwelgen, von Schwerelosigkeit zu träumen und den jüngsten Errungenschaften von Technik und Wissenschaft Tribut zu zollen.

Natürlich wird eine Reise an den Rand des Weltraums für einen Luxemburger Journalisten mittleren Alters (und Einkommens) weiter nur ein Wunschtraum bleiben. Außerdem wird der wohl teuerste Flug des Planeten bei einem aktuellen Preis um 250.000 Dollar auch künftig nur einer exklusiven Schar an Wohlbetuchten vorbehalten bleiben. Dennoch kann man fast nicht anders, als neben der Willenskraft und dem Durchsetzungsvermögen der Herren Branson, Musk und Bezos auch die jüngsten Errungenschaften von Wissenschaft und Technik zu bewundern.

Bei der Landung einer Falcon, der Booster-Rakete von Elon Musks SpaceX, entwischt mir immer noch ein respektvolles „Wow“. Wie es die Entwickler fertiggebracht haben, eine tonnenschwere Rakete aufrecht und millimetergenau auf einer schwimmenden Plattform zu landen, entzieht sich bis heute als Laie meiner Vorstellungskraft. Den Umstand, dass ein junges Unternehmen wie SpaceX einer Institution wie der NASA längst den Rang abgelaufen hat, lassen wir mal einfach außen vor.

Natürlich wären all diese Errungenschaften nicht möglich gewesen ohne die Vision einiger weniger und der Spendierfreudigkeit von Investoren, die an diese Vision geglaubt haben. Profitgier ist und bleibt auch heute noch bei vielen Meilensteinen der Wissenschaft die treibende Kraft. Das gilt auch in der Medizin.

Dass die Impfstoffe gegen Covid-19 nicht allein nur aus Lust an der Forschung und der Liebe zur Menschheit entwickelt wurden, dürfte inzwischen auch dem naivsten Optimisten einleuchten. Natürlich erhoffen sich die entwickelnden Unternehmen einen soliden Ertrag aus ihrem Produkt. Dadurch allein aber wird das Produkt nicht unbedingt schlechter. Im Gegenteil: Die Entwickler haben höchstes Interesse daran, dass ihre Stoffe erfolgreich sind und Wirkung zeigen.

Dass Menschen die Impfung aus ideologischen oder medizinischen Gründen ablehnen, muss man respektieren. Dass sich die Verweigerer aber auf halbgare Gerüchte und Theorien aus den sozialen Netzwerken stützen und die Impfstoffe aus Skepsis vor der Wissenschaft ablehnen, kann man nur noch mit einem Kopfschütteln quittieren. Insbesondere wenn die gleichen Personen Nudeln aus dem Briefkasten aufkochen, gleichzeitig aber Impfstoffe ablehnen, weil sie „nicht wissen, was drin ist“.

de spëtzbouf
13. Juli 2021 - 19.38

Wéi sot Colette Flesch? " Den Avenir lät an der Zukunft ".

Dorje
13. Juli 2021 - 16.56

Wow, e Milliardär huet dat gemaach wat scho virun iwwer 50 Joer gemaach gouf. Wat eng spannend Zukunft.

Sepp
12. Juli 2021 - 17.05

Wenn man bedenkt, dass man für die Reise auf andere erdähnliche Planeten mit Lichtgeschwindigkeit ein paar Hundert Jahre braucht, ist die Weltraumforschung überhaupt nicht mehr interessant. Ich finde noch immer dass es nutzlose Forschung ist und hauptsächlich dem Träumen dient.

HTK
12. Juli 2021 - 10.15

"..die jüngsten Errungenschaften von Wissenschaft und Technik zu bewundern." Richtig. Ob Impfstoffe gegen Pandemien oder High-Tech in anderen Bereichen.Das macht uns zu etwas Besonderem.Allerdings müssen wir uns fragen wofür diese Errungenschaften gut sein sollen,wenn sie nur "Betuchten" zu ihren Phantasien gereichen.Was haben wir im Weltall zu suchen wenn wir hier unten gerade die Füße vom Boden verlieren? Aber es gibt viele Leute die glauben an eine Besiedlung des Mars.Dass der Mensch hierfür nicht geeignet ist weiss doch wohl jeder. Ist ein morgendliches Aufwachen unter künstlicher Atmosphäre und tägliches Muskeltraining um den Schwund hinaus zu zögern die Zukunft? Nein,danke.

Charel HILD
12. Juli 2021 - 9.36

Do steht op Säit 1: "Klimapolitik kann sehr wohl sozial gerecht sein". An da gëtt am Editorial de Multimilliardär ugehimmelt wann e mat sénger dreckeger Rakéit blöd domm, an total sënnlos, bis an de Weltraum flitt. An e puer Joer kann all décke Patron séch erlaben, vun uewen aus dem Weltall no ze kucken, wéi déi vill aner kleng Leit versichen, sozial gerecht (haha) d'Klimakatastroph ze vermeiden. Ons fett lëtzebuerger Flibustierën wäerten do mat der Nues viirbäi stoen. Kuerz: Ech fannen, esou Dommheete missten direkt streng verbuede gin.

Grober J-P.
12. Juli 2021 - 9.20

250000 Dollar = Impfdosen?