Euro 2020It’s coming to Rome: Italien besiegt England im Elfmeterschießen

Euro 2020 / It’s coming to Rome: Italien besiegt England im Elfmeterschießen
Gianluigi Donnarumma avancierte im Elfmeterschießen zum Helden Foto: Paul Ellis/AFP

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Italiens unbezwingbare EM-Helden haben den Thronsaal des englischen Fußballs erobert und sich selbst zu den Königen von Europa gekrönt. Roberto Mancinis „Gladiatoren“ stillten mit einem 3:2 im Elfmeterschießen gegen England im Heiligtum Wembley eine 53-jährige Sehnsucht nach dem kontinentalen Titel – und sie starteten eine Riesenparty in Grün-Weiß-Rot.

Die Italiener ließen im packenden Finale mit dramatischem Ende zudem die Luft aus der weit über London hinaus grassierenden Three-Lions-Euphorie: Die vielzitierten „55 Jahre Schmerz“ seit dem WM-Triumph 1966 gehen weiter.

Eine Halbzeit lang brauchten die Italiener, um den Schock von Luke Shaws Final-Rekordtor für England (2.) abzuschütteln. Leonardo Bonucci (67.) brachte die Azzurri vor 67.500 Zuschauern zurück ins Spiel, Gianluigi Donnarumma versetzte das ganze Land mit der entscheidenden Parade zum zweiten EM-Triumph nach 1968 in Ekstase. Jadon Sancho und Marcus Rashford hatten für England verschossen. Auf der Ehrentribüne von Wembley riss Staatspräsident Sergio Mattarella die Arme hoch, die 60.000 englischen Fans verfielen in Agonie.

Um 21.00 Uhr war es Zeit für den Showdown, das 51. und letzte Spiel einer in vielerlei Hinsicht komplizierten EM. Um 21.02 Uhr kochte Wembley über: Linksverteidiger Shaw hatte per Dropkick an den Innenpfosten nach 116 Sekunden das schnellste Finaltor der EM-Geschichte erzielt, Gareth Southgates Rückkehr zum 3-4-3 des Achtelfinalsieges gegen Deutschland zahlte sich umgehend aus. Italien, nun 34 Länderspiele ungeschlagen, war überrumpelt und musste sich sortieren.

Ganz England stand hinter seiner Nationalmannschaft, Southgate erfreute sich nach der umjubelten Anfahrt an den vielen Menschen „jeder Herkunft, jeder Religion, jeder Gemeinschaft“. Selbst Queen Elizabeth II. hatte sich in einer persönlichen Nachricht an die WM ’66 erinnert – damals hatte die Königin Kapitän Bobby Moore den goldenen Pokal überreicht. Diesmal war ihr Enkel William, Präsident des Fußball-Verbandes FA, nebst Herzogin Kate der ranghöchste Vertreter des Königshauses.

Er jubelte beim 1:0 noch euphorisch und sah, wie der Gegner sich nur mühsam berappelte. Die abgekochten Italiener mit ihrer routinierten Innenverteidigung Chiellini/Bonucci wackelten, England rannte vom Adrenalin gepeitscht an. Immer wieder flog der Ball von den Außenpositionen gefährlich in den Strafraum – war die Szene verteidigt, gab es von der hochgepriesenen italienischen Spielfreude wenig zu sehen. Der Weg zum englischen Tor blieb geschickt verbaut.

London im Ausnahmezustand

Zehn-, wenn nicht sogar Hunderttausende Fans hatten sich in London mit reichlich Bier, Gesängen und weiß-roten Ritterkostümen auf das erste EM-Finale mit englischer Beteiligung eingestimmt. Nicht überall blieb es friedlich: Dutzende Menschen ohne Eintrittskarten rissen am Stadion Absperrungen nieder und strömten auf die Tribünen. Etwa 7.000 Fans unterstützten Italien und feierten am Ende für mindestens 20.000.

Doch der Weg dahin war steinig. England spielte zielstrebig nach vorne, war physisch überlegen und machte hinten nach Ballverlust rasch alles dicht. Erst Federico Chiesa schüttelte seine Bewacher ab – sein krachender Fernschuss rauschte auf regennassem Rasen knapp am Pfosten vorbei (35.). Torjäger Ciro Immobile hingegen war wie so oft überhaupt nicht ins Spiel eingebunden. Das Finale war zur Pause stark ausbaufähig.

Danach kam Italien besser in die Zweikämpfe, nach einem scharfen Freistoß von Lorenzo Insigne warf Mancini Bryan Cristante und Domenico Berardi ins Spiel. Der schwache Immobile musste runter. Italien drängte die Engländer zurück, doch weiterhin fehlten die gewohnten gefährlichen Vorstöße über außen. Einen verdeckten Schuss Chiesas parierte Torhüter Jordan Pickford stark (62.).

Auch fünf Minuten später zuckte Pickfords Hand nach einem Kopfball von Marco Verratti geradezu sensationell noch zum Ball, doch Bonucci wühlte, drückte, kämpfte den Ball zum verdienten Ausgleich ins Tor. Wembley verstummte – und nach dem italienischen Sieg noch einmal. Dabei hatte sich England in den letzten 20 Minuten plus Verlängerung auf Augenhöhe zurückgekämpft.

Im Elfmeterschießen scheiterten bei den Engländern Marcus Rashford, Jadon Sancho und Bukayo Saka. Bei den Italienern scheiterten von den fünf Schützen hingegen lediglich Andrea Belotti und Jorginho.

Gareth Southgate ging sofort nach dem Elfmeterschießen zum untröstlichen Bukayo Saka. Der 19-Jährige kämpfte nach seinem entscheidenden Fehlschuss im Elfmeter-Drama von Wembley im Arm seines Trainers lange mit den Tränen. „Natürlich ist es herzzerreißend für die Spieler“, sagte Southgate spät am Abend, nachdem der englische Traum vom ersten großen Fußball-Titel seit 55 Jahren durch das 2:3 im Elfmeterschießen gegen Italien auf bitterste Art und Weise geendet war. „Es ist nicht ihre Schuld“, betonte Southgate.

Viele enttäuschte Idioten sahen das offenbar anders und beleidigten den Profi des FC Arsenal im Internet rassistisch. Auch der Noch-Dortmunder Jadon Sancho (21) und Marcus Rashford (23), die beide allein für das Elfmeterschießen eingewechselt worden waren und dann ebenfalls nicht trafen, wurden Zielscheibe von üblen Kommentaren.

Die FA reagierte in der Nacht mit einer Stellungnahme. „Wir könnten nicht deutlicher machen, dass jeder, der hinter solch widerlichem Verhalten steckt, als Anhänger unseres Teams nicht willkommen ist. Wir werden tun, was wir können, um die betroffenen Spieler zu unterstützen und drängen zugleich auf die härtest möglichen Strafen für jeden, der verantwortlich ist“, hieß es.

Alle drei waren schon unmittelbar nach der Entscheidung kaum aufzurichten. „Niemand ist auf sich alleine gestellt. Wir gewinnen und verlieren als Team“, sagte Southgate, der die Schuld auf sich nahm: „Das ist meine Entscheidung, nicht die der Spieler. Wir haben die besten Schützen ausgewählt, die auf dem Feld standen.“ Er, sagte der 50-Jährige, sei der, dem die Schuld zu geben sei.

Im Überblick

Alle EM-Finals auf einen Blick
10. Juli 1960 in Paris:

Sowjetunion – Jugoslawien 2:1 (1:1, 0:1) n.V.
21. Juni 1964 in Madrid:
Spanien – Sowjetunion 2:1 (1:1)
8. Juni 1968 in Rom:
Italien – Jugoslawien 1:1 (1:1, 0:1) n.V.
10. Juni 1968 in Rom (Wiederholungsspiel)
Italien – Jugoslawien 2:0 (2:0)
18. Juni 1972 in Brüssel:
Deutschland – Sowjetunion 3:0 (1:0)
20. Juni 1976 in Belgrad:
Tschechoslowakei – Deutschland 2:2 (2:2, 2:1) n.V., 5:3 im Elfmeterschießen
22. Juni 1980 in Rom:
Deutschland – Belgien 2:1 (1:0)
27. Juni 1984 in Paris:
Frankreich – Spanien 2:0 (0:0)
25. Juni 1988 in München:
Niederlande – Sowjetunion 2:0 (1:0)
26. Juni 1992 in Göteborg:
Dänemark – Deutschland 2:0 (1:0)
30. Juni 1996 in London:
Tschechien – Deutschland 1:2 (1:1, 0:0) n.V. (Golden Goal)
2. Juli 2000 in Rotterdam:
Frankreich – Italien 2:1 (1:1, 0:0) n.V. (Golden Goal)
4. Juli 2004 in Lissabon:
Portugal – Griechenland 0:1 (0:0)
29. Juni 2008 in Wien:
Deutschland – Spanien 0:1 (0:1)
1. Juli 2012 in Kiew:
Spanien – Italien 4:0 (2:0)
10. Juli 2016 in St. Denis:
Portugal – Frankreich 1:0 (0:0) n.V.
11. Juli 2021 in Wembley:
England – Italien 1:1 (1:1, 0:1) n.V., 2:3 im Elfmeterschießen

Argentinien gewinnt die Copa America

Argentinien hat seinen Titelfluch durchbrochen und 28 Jahre nach dem letzten großen Triumph die Copa America gewonnen. Im Mittelpunkt der euphorischen Siegesfeier im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro stand Kapitän Lionel Messi, der nach dem 1:0 (1:0) im Finale gegen Gastgeber Brasilien erstmals auf großer Bühne einen Pokal für sein Heimatland, das 1986 unter Diego Maradona zuletzt Weltmeister wurde, in die Höhe reckte. In dem von vielen Fouls und Nickligkeiten gehemmten Klassiker wussten jedoch weder Messi, der zuvor drei Copa-Endspiele sowie an gleicher Stelle 2014 das WM-Finale gegen Deutschland verloren hatte, noch Freund und Gegner Neymar, im Maracana schon Triumphator beim Confed-Cup 2013 sowie im Olympiafinale 2016 gegen Deutschland, zu glänzen. Für den Geistesblitz des Abends sorgte Routinier Angel Di Maria (33), der in der 22. Minute einen langen Pass vom überragenden Mittelfeld-Rackerer Rodrigo de Paul mit dem linken Fuß annahm und mit der nächsten Bewegung erneut mit links den Ball gefühlvoll über Brasiliens Torhüter Ederson ins Tor hob. Brasilien hatte offensiv lediglich ein Abseitstor von Richarlison (52.) dagegenzusetzen.

jul
12. Juli 2021 - 19.32

J.C. jo, dat mierkt Een ech war am Mäi 68 zu Roum, an hun do Alles, no erliewt, déi ganz Nuecht gefeiert op der Via Veneto, dat waren nach schéin Zäiten do kann een nêmmen nach soen 'wie d'Zäit vergeet' hat awer fiir Italien den Daum gehaalen, an et huet geklappt, de Match u sech war nêt vu Bedäidung, Nervositiét, an dat gedribbels ouni Resultater ma nu jee, aaner Zäiten aaner Rithmen haut kuckt een de Match an der Tele, fréier war een dobäi...

J.C. Kemp
12. Juli 2021 - 10.45

Ass jo mol gudd dat bekennend Europäer d'Coupe gewannen an net eng Natioun, déi näischt mat Europa wëllt ze din hun. U sech hun ech näischt mat Futtball um Hutt!