FR.A.RT (21)Mia Kinsch, 1995, Brüssel/Luxemburg

FR.A.RT (21) / Mia Kinsch, 1995, Brüssel/Luxemburg
Mia Kinsch Foto: Editpress/Anouk Flesch

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Mia Kinsch ist Illustratorin, Grafikdesignerin und Malerin. Sie lebt in Brüssel, wo sie an der ESA Saint-Luc studiert. Eine Auswahl ihrer Werke sind Teil der Ausstellung Young Luxembourgish Artists (YLA) der Valerius Gallery, die noch bis zum 31. Juli in Luxemburg-Stadt und in Howald zu sehen sein wird. Zudem arbeitet die junge Künstlerin derzeit mit Caritas und Fairtrade Lëtzebuerg zusammen und schafft Illustrationen für ihre Kampagne „Rethink your clothes“.

Tageblatt: Beschreiben Sie Ihre Kunst in drei Wörtern.

Mia Kinsch: Bunt, nackt und frisch.

Was wünschen Sie sich, dass Ihre Arbeit in den Betrachtenden auslöst?

Meine Werke sollen Überraschung erzeugen und die Betrachtenden erfreuen. Allerdings sollten diese auch im Nachhinein noch über meine Werke nachdenken. Oft thematisiere ich den Stellenwert des nackten weiblichen Körpers in unserer Gesellschaft. Kunst ist ein interessanter Weg, um dies anzusprechen. Während in der Kunstgeschichte nackte weibliche Körper omnipräsent und akzeptiert sind, ist das in der Öffentlichkeit und auf Fotos meist nicht der Fall.

Wann sind Sie am kreativsten?

Wenn ich irgendwo anders war und Neues gesehen habe. Was mich auch sehr inspiriert, ist, auf einer Terrasse zu sitzen und die Bewegungen und Interaktionen der Menschen um mich herum zu beobachten.

Mit welchem/welcher Künstler*in würden Sie gerne einmal zusammenarbeiten?

Momentan ganz klar mit der Malerin Anastasia Bay. Sie stellt gerade in Brüssel aus. Besonders gefällt mir ihre Technik, denn sie verformt die Körper, die sie malt.

Was ist der Stellenwert von den sozialen Medien, insbesondere Instagram, für Sie als junge Künstler*in?

Es ist sehr wichtig – ich habe die Mehrheit meiner Werke über Instagram verkauft. Es ist praktisch, um ein internationales Publikum zu erreichen. Auch während der Pandemie war das Internet der einzige Weg, um seine Kunst zu zeigen. Da ich eine Träumerin bin, vergesse ich allerdings oft, etwas zu posten. Was mir persönlich nicht so gefällt, ist, dass man mehr Aufmerksamkeit erhält, wenn man sich selbst und nicht nur sein Werk zeigt.

Welcher Teil des Kunstschaffens gefällt Ihnen am wenigsten?

Momentan ist es der Druck, zu gefallen. Mein Traum ist es, irgendwann von meiner Kunst leben zu können, doch als junge Künstlerin ist das Finanzielle besonders schwierig. Aber ich würde nicht meine Kunst verändern, nur um sie besser verkaufen zu können. Wenn es nicht klappt, klappt es nicht.

Was würden Sie sich für die luxemburgische Kunstszene wünschen?

Ich wünsche mir, dass junge Künstler*innen hier und andernorts mehr Unterstützung erhalten, von Galerien, aber auch von Museen. Talentierte Leute sollten die Möglichkeit haben, auszustellen, auch ohne einen etablierten Namen zu haben. Zudem wünsche ich mir, dass Luxemburgs Kunstszene mehr international zusammenarbeitet, damit mehr Austausch entsteht und unsere Kunst ein größeres Publikum erreicht. In Luxemburg kennen einen die Leute schnell.

Wie erfahren Sie die Kunstszene als Frau?

Dies ist erst meine zweite Ausstellung, ich habe also noch nicht sehr viel Erfahrung. Bisher habe ich meine Werke vor allem über Instagram gezeigt. Es bot sich also noch keine große Plattform, von der ich Kritik hätte erfahren können. Was mir allerdings schon mehrmals passiert ist, ist, dass ältere Männer, die ich nicht kannte, mir erklären wollten, dass ich als junge Frau mein Leben nicht mit Kunst verdienen könnte und damit keine Zukunft hätte.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Mein Traum ist es, irgendwann einmal eine kleine Galerie in Brüssel oder in Luxemburg zu haben. Ich würde junge Künstler*innen unterstützen. Jene, die etwas zeigen wollen, sollten auch die Möglichkeit dazu haben. Es wäre mir auch sehr wichtig, dazu beizutragen, dass Frauen die gleichen Rechte und Chancen bekommen wie Männer, auszustellen. Männer haben es in der Kunstwelt leider oft immer noch viel einfacher. Die Arbeit der Guerilla Girls zu Sexismus und Rassismus in der Kunstwelt finde ich sehr interessant.

Welche luxemburgische Künstlerin empfehlen Sie?

Lei Saint James, die auch bei YLA ausstellt. Ich kannte sie davor nicht, doch war sofort in ihre Werke verliebt.

Ein Kunstwerk von Mia Kinsch
Ein Kunstwerk von Mia Kinsch Foto: Editpress/Anouk Flesch