QuergelesenWenn Baumkronen licht statt dicht sind

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… dann geht es dem Wald schlecht, der durch Käfer, Dürre und Sturm leidet und trotzdem dem Menschen Wohlbefinden bereitet, wie René Oth zu belegen weiß

Die nachfolgende Geschichte habe ich bereits erzählt, sie hat mich aber derart gepackt, dass ich noch einmal darauf zurückkommen möchte. Im Sommer 2018, als es sehr warm und sehr schwül war, wässerte ich jeden Tag Bäume und Sträucher in meinem Garten. Dabei übersah ich jedoch aus Unachtsamkeit einen ganz bestimmten Baum, der wohl am Verdursten war und in seiner großen Not plötzlich zu mir sprach, indem er seine Stimme direkt in meinem Gehirn zum Klingen brachte und unmissverständlich zu mir sagte: „Gib mir Wasser.“ Dass ich seinem Wunsch sofort nachkam und ihn seither nicht mehr vergessen habe, ist selbstverständlich.

Dieses außergewöhnliche Erlebnis, das mich zutiefst prägte, hat nichts mit Esoterik, Irrsinn oder Wahnvorstellung zu tun. In der Tat sind Bäume „die Menschen des Pflanzenreichs“, die uns helfen, den Herzschlag der Welt zu spüren – in uns und außerhalb von uns. Sie eröffnen uns jenseits von Sehen und Fühlen eine weite, unsichtbare und doch reale Welt, in der ein Geflecht aus Wechselwirkungen ein subtiles Gewebe zwischen allen Lebewesen bildet und in der Kommunikation und Empathie ständig an Bedeutung gewinnen.

Das „Wood-Wide-Web“ unter dem Waldboden

Warum Bäume so wichtig für unsere Fortdauer sind, erklärt der „moderne Baumversteher“ Erwin Thoma in seinem rezenten Werk „Strategien der Natur, Wie die Weisheit der Bäume unser Leben stärkt“ (1): „Baumwurzeln haben in ihrer dunklen Erdentiefe vielfältige und kluge Taktiken des Überlebens, des Vorankommens, des Erfolgs entwickelt … Die ersten Freunde der Wurzeln sind die Pilze. Sie sind geradezu wahre Gefährten, die mit ihren Begleitern, den Bäumen und ihren Wurzeln, durch dick und dünn gehen. Da kann sich jeder auf den anderen hundertprozentig verlassen … Über das ,Pilzinternet‘ können Bäume lebenswichtige Nachrichten an ihre Artgenossen verteilen. Wasserknappheit und Trockenheit, Überfälle von Borkenkäfern, Schäden durch eine Naturgewalt und Ähnliches kann hier mitgeteilt werden. Wer an das große Netz angeschlossen ist, der weiß Bescheid und kann sich rechtzeitig vorbereiten, ehe es ihn selber trifft. Oder er kann die nötigen Abwehrstoffe bilden, ehe die Armee der angreifenden Käfer auch sein Umfeld erreicht.“

Wissenschaftlern ist sogar neuerdings aufgefallen, dass Pilze, die wahren Netzwerktechniker des Waldes, die ihr Myzelgeflecht ausgeklügelt durch die Waldböden legen, bei der Anforderung der permanenten Leitungsoptimierung uns Menschen deutlich überlegen sind. In der Tat: „Das Pilznetzwerk kann viel mehr an gleichzeitiger Leistung anbieten als unser menschengemachtes Internet“, das nur Nachrichten, aber keine schmackhaften Nährstoffe zu transportieren vermag.

Dass Bäume klug sind und in eine Lebensgemeinschaft eingebettet sind, in der sich alle Teilnehmer ihrer Verbundenheit bewusst sind, ergibt sich aus dem ständigen Nehmen und Geben. Der Baum gibt dem Pilz als Lohn süßen Zucker, den er bei der Fotosynthese herstellt und den er als wertvollen und wichtigen Treibstoff für sich selbst braucht. Als Gegenleistung schafft der Pilz ihm Nahrung heran und stellt sein Netzwerk zur Verfügung. An seinem Lohn beteiligt der Pilz die im Humus des Waldbodens schürfenden Mikroorganismen, denn ohne diese Nährstoffproduzenten hätte er den Baumwurzeln nichts anzubieten, keine Mineralien und keine Spurenelemente.

Dass dieses Daseinsbündnis dem Menschen zum Vorbild gereichen müsste, dessen sind sich die meisten Spaziergänger, die sich heutzutage in Corona-Zeiten den Wald erwandern, nicht im Mindesten bewusst, obwohl sie im Naturereignis und Sehnsuchtsort Hain nach heilsamen Plätzen für Körper und Seele suchen.

Die Kunst des neuen Spazierengehens

Sind Sie heute schon einfach durch den Wald gelaufen, ohne Kopfhörer und Blick auf Display, ohne Hast oder Termindruck? Dazu regen gleich drei Neuerscheinungen an, die dem Waldbaden gewidmet sind, jener in Japan und den USA anerkannten Therapie, um gesund zu werden und zu bleiben:

„Waldbaden, Kraft und Energie durch Bäume“ (2) von Werner Buchberger zeigt auf, warum wir uns wie frisch gebadet durch die Vielfalt an heilsamen Informationen der Pflanzen und Bäume fühlen, was eine energetisch reinigende Wirkung auf Körper, Geist und Seele mit sich bringt;

„Naturverbunden leben, Waldbaden 3.0“ (3) von Werner Buchberger belegt, dass der Begriff „Waldbaden“ über ein Bäume-Umarmen und Waldluft-Genießen weit hinausreicht und dass sich dahinter eine Lebenseinstellung verbirgt, mittels der wir die Natur, den Wald, die Bäume und unsere gesamte natürliche Umgebung in ihrer Ursprünglichkeit wieder erfahren können;

„Wald & Mensch im Zeitenwandel, Eine Pandemie als Chance für unsere Gesellschaft“ (4) von Andrea & Werner Buchberger eröffnet neue Denkweisen gegenüber der Natur und lädt dazu ein, mit Achtsamkeit und Mitgefühl gegenüber unserer Umwelt und ihren verschiedenen Bewohnern zu leben und den Wäldern, die regelrecht leiden und um Hilfe rufen, unseren Beistand zu gewähren …

Lesetipps

(1) Erwin Thoma: „Strategien der Natur, Wie die Weisheit der Bäume unser Leben stärkt“ (Benevento Verlag, D – München, 224 Seiten, Hardcover, 24 €, ISBN 978-3-7109-0087-7);

(2) Werner Buchberger: „Waldbaden, Kraft und Energie durch Bäume“ (Freya Verlag, A – Engerwitzdorf/Mittertreffling, 160 Seiten, Flexocover, Fadenheftung, durchgehend vierfarbig, 16,90 €, ISBN 978-3-99025-290-1);

(3) Werner Buchberger: „Naturverbunden leben, Waldbaden 3.0“ (Freya Verlag, A – Engerwitzdorf/Mittertreffling, 176 Seiten, Flexocover, Fadenheftung, durchgehend vierfarbig, 16,90 €, ISBN 978-3-99025-357-1);

(4) Andrea & Werner Buchberger: „Wald & Mensch im Zeitenwandel, Eine Pandemie als Chance für unsere Gesellschaft“ (Freya Verlag, A – Engerwitzdorf/Mittertreffling, 176 Seiten, Hardcover, Fadenheftung, durchgehend vierfarbig, 19,90 €, ISBN 978-3-99025-429-5)