Gegenpressing – die EM-KolumneItalian Job in Wembley

Gegenpressing – die EM-Kolumne / Italian Job in Wembley
Michael Caine (hier auf einem Foto von 2012) wird auch nicht jünger … Foto: Manfred Werner

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Ganz England fiebert dem Finale am Sonntag entgegen. Nach 55 Jahren Durststrecke und Enttäuschungen, voreiligen Siegeshoffnungen und derben Rückschlägen, viel Pech und unverdienten Niederlagen gegen Deutschland – was eigentlich ein und dasselbe ist – will das selbstbewusste England nun endlich wieder einen jener Titel erobern, die ihnen laut britischem Selbstverständnis bei jedem Turnier zustehen. Ganz England hofft auf den EM-Titel. Ganz England? Sicherlich nicht, denn da gibt es eine italienisch-stämmige Bevölkerung, die nicht weniger patriotisch ist als die Engländer selbst.

Im Film „Italian Job“ aus den Sechzigerjahren überfällt die englische Mafia, auch „The self-preservation society“ genannt, einen Goldtransport in Turin. Sehr zum Ärger der italienischen Mafia. Bei dem Unternehmen gingen einige Jaguar E-Type zu Bruch, aber die englischen Mini Cooper waren nicht zu fassen und Michael Caines „You’re only supposed to blow that bloody door off!“ erlangte Kult-Status. Zeitpunkt des Überfalls war laut Film-Drehbuch ein Länderspiel in Turin zwischen Italien und England. Diesen Hinweis möchte ich anfügen, um die zeitlose Verbindung zwischen Fußball und organisierter Kriminalität zu verdeutlichen. UEFA und FIFA haben dies erkannt und die Mauscheleien von der Ganovenbühne auf die Bühne undurchsichtiger internationaler Finanztransaktionen gehievt, während die Spieler auf den Ärmeln ihrer Trikots ein nichtssagendes „Respect“ tragen.

Wenn die Italiener in London Vergeltung für den Turiner Coup üben wollen, sollten sie sich nicht auf Fluchtwagen verlassen. Mit Minis werden sie das Ding nicht drehen können, diese Marke ist inzwischen deutsch. Es bleiben die Fahrzeuge der Stellantis-Gruppe und da gehören Fiat und Alfa ja dazu. Da gibt es noch Maserati und Ferrari, aber die Dinger überhitzen im dichten Londoner Stadtverkehr und sind kaum für eine Flucht entlang der Ufer der Themse zu empfehlen. Zu empfehlen wäre die U-Bahn. Dort geht es zu wie in einem Strafraum, man schubst, zerrt und drückt. Immobile würde sich bei der geringsten Berührung vor Schmerzen auf dem Boden wälzen und Chiellini jedem das Hemd ausziehen, der vor ihm einsteigen will.

Wembley, britisches Nationalheiligtum, war immer eine Bank für England. Doch gegen Italien hat England eine miserable Bilanz bei WM- und EM-Spielen: kein Sieg. 1980, 1990, 2012 und 2014 traf man auf Italien, jedes Mal verlor man und Michael Caine wird auch nicht jünger.

claire
10. Juli 2021 - 12.50

"Ganz England? Sicherlich nicht, denn da gibt es eine italienisch-stämmige Bevölkerung, " Über 10% der UK-Bevölkerung besteht aus registrierten EU-Bürgern, die Million die auf den Kontinent geflüchtet sind schon abgerechnet.