UnternehmenDie Zahl der Pleiten bleibt stabil – doch mehr Firmen werden aufgelöst

Unternehmen / Die Zahl der Pleiten bleibt stabil – doch mehr Firmen werden aufgelöst
Auch im Mai ist die Zahl der Unternehmenspleiten in Luxemburg nicht in die Höhe geschnellt Foto: AFP/Barbara Gindl

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Im Normalfall müsste im Rahmen von Krise und Rezession die Zahl der Firmenpleiten nach oben schnellen. Das ist jedoch bisher, fast ein Jahr nachdem die Pandemie in Luxemburg angekommen ist, noch nicht passiert. Gestiegen ist allerdings bereits seit Anfang 2020 die Zahl der Geschäftsauflösungen. 

Bei den Unternehmensinsolvenzen hat Statec auch im Mai 2021 nur wenig Bewegung gemessen. „Die Zahl der Pleiten ist stabil geblieben“, schreibt das statistische Institut vor einigen Tagen in einer Pressemeldung. Nach wie vor sei „kein signifikanter Anstieg der Zahl der Insolvenzen“ gemessen worden. Insgesamt 161 Konkurse wurden in dem Monat gezählt. Ein Jahr zuvor waren es 159.

Auch die Summe der Unternehmenspleiten in den ersten fünf Monaten 2021 zeigt keinen nennenswerten Anstieg: 521 Konkurse wurden gezählt – 504 waren es im Vorjahreszeitraum. Dabei war die Zahl der Pleiten bereits im Gesamtjahr 2020 (verglichen mit 2019) leicht rückläufig. Im Horeca-Bereich wie auch im Handel wurden 2020 Rückgänge bei den Pleiten gemessen. Trotz Corona-Stillstand. 

Experten erwarten seit Monaten einen Anstieg der Unternehmenspleiten. Doch eingetreten ist er bisher noch nicht: Rechnet man die von 2021 aufs Jahr hoch, käme man auf 1.250 Pleiten. In den Jahren 2018, 2019 und 2020 lag die Zahl der jährlichen Konkurse jeweils bei rund 1.200.

Auch in Sektoren, die heftig von der Pandemie und den Gegenmaßnahmen betroffen waren, wurden keine nennenswerten Anstiege bei der Zahl der Pleiten gemessen. Während in den ersten fünf Monaten 2020 insgesamt 31 Betriebe aus dem Horeca-Bereich Insolvenz angemeldet hatten, so waren es im gleichen Zeitraum 2021 insgesamt 33 Firmen. In den beiden Jahren zuvor, also vor Corona, war diese Zahl deutlich höher.

Angestiegen ist in den ersten fünf Monaten 2021 derweil die Zahl der Pleiten im Bereich der Unternehmensdienstleistungen (von 40 auf 69), einem Wachstumssektor, und im Bereich Handel/Autoreparatur (von 92 auf 107).

Verdopplung bei den Geschäftsaufgaben

Bei den aufgegebenen Unternehmen sehen die Zahlen jedoch ziemlich anders aus: Während sie nach 2018 (572 Firmenaufgaben) und 2019 (577 Firmenauflösungen) im Corona-Jahr 2020 deutlich in die Höhe geschnellt waren (auf 966 Firmenaufgaben), so hat die Zahl der begrabenen Geschäftsideen 2021 noch weiter zugelegt. Allein in den ersten fünf Monaten hat Statec bereits 524 „Liquidations“ gezählt. Praktisch in jedem Sektor wurden Verschlechterungen gemessen, auch in Wachstumsbranchen wie Immobilienaktivitäten oder Unternehmensdienstleistungen. Verglichen mit 2018/19 handelt es sich praktisch um eine Verdoppelung der Zahlen.

2020 hatten beispielsweise 139 Unternehmen aus dem Bereich Handel/Autoreparatur den Betrieb eingestellt. In den beiden Jahren zuvor waren es jeweils weniger als 90. In den ersten fünf Monaten 2021 wurden nun bereits 65 Geschäftsauflösungen gezählt.

Im Jahr 2020 hatten zudem 35 Unternehmen aus dem Bereich Unterkunft/Verpflegung den Betrieb eingestellt. In den beiden Jahren zuvor waren es fast gleich viele (32 und 27). Jedoch haben sich die Zahlen 2021 verschlechtert. Nach nur fünf Monaten werden 2021 in dem Sektor bereits 25 Firmenauflösungen verzeichnet.

Der Großteil der Geschäftsauflösungen betrifft, wie auch bei den Pleiten, Holdinggesellschaften und Investmentfonds. 2020 hatten 538 von ihnen den Betrieb eingestellt – in den beiden Jahren zuvor waren es je rund 300. Die Zahlen haben sich 2021 dann weiter verschlechtert (auf bisher 296). Gut für die Volkswirtschaft ist das jedoch auch nicht, da diese Gesellschaften eine wichtige Rolle bei den Steuereinnahmen spielen.

Laut Definition gilt ein Unternehmen als pleite, wenn es seine Rechnungen nicht mehr bezahlen kann und auch keinen Kredit mehr erhält. Im Falle einer „Liquidation“ hört die Firma auf zu existieren, entweder freiwillig oder gerichtlich gefordert.

Trotz der vielen Geschäftsauflösungen bleibt nicht ausgeschlossen, dass auch die Zahl der Pleiten in der zweiten Jahreshälfte spürbar steigen könnte. Die Stimmung unter den kleinen und mittleren Unternehmen sei nicht besonders gut, hat eine von der belgischen Firma Sage in Auftrag gegebene, nicht-repräsentative Umfrage ergeben. „Sie wurden, trotz staatlicher Hilfe, von der Pandemie stark getroffen“, so Geschäftsführer Guillaume Hoffmann über die betreffenden Resultate aus Luxemburg. Insgesamt 59 Prozent der befragten Firmen hätten einen teils sehr starken Rückgang beim Umsatz festgestellt. Die wichtigste der Corona-Krisen-Maßnahmen, die Kurzarbeit, läuft zu Ende des Monats Juni aus.

Statec rechnet bis Ende des Jahres mit einer Arbeitslosenquote von 6,4 Prozent. Aktuell liegt die Quote bei 5,9 Prozent. Im Monat vor dem Ausbruch der Pandemie (Februar 2020) lag sie bei 5,4 Prozent. 1.727 Personen mehr sind derzeit auf der Suche nach einem Arbeitsplatz. Gleichzeitig wurden 10.726 neue Jobs hierzulande geschaffen. Hinter dem starken Wachstum verstecken sich jedoch je nach Sektor große Unterschiede.