CoronaVirologe Claude Muller: Berechnung der Herdenimmunität hängt von Art der Variante ab

Corona / Virologe Claude Muller: Berechnung der Herdenimmunität hängt von Art der Variante ab
Der Virologe Claude Muller arbeitet beim Luxembourg Institute of Health Foto: Philippe Reuter

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Der Luxemburger Virologe Claude Muller hat am Donnerstagmorgen beim Radiosender 100,7 eine Einschätzung zu der aktuellen Corona-Situation im Großherzogtum abgegeben. Dabei erklärte er unter anderem, warum es nicht von Anfang an eine festgelegte Zahl gibt, bei der die Herdenimmunität erreicht ist – das hänge nämlich von der kursierenden Variante ab.

Claude Muller beschäftigt sich als Virologe am Luxembourg Institute of Health (LIH) tagtäglich mit der aktuellen Infektionslage des Coronavirus in Luxemburg. Bei einem Interview mit dem Radiosender 100,7 erklärte er am Donnerstag, dass er Lockerungen grundsätzlich für richtig halte, wenn die entsprechenden Inzidenzwerte im Land diese auch hergeben. Allerdings müsse man die Situation stets im Auge behalten, um zum Beispiel auf mögliche größere Ausbrüche von ansteckenderen Varianten reagieren zu können. Zu locker solle man mit dem Optimismus daher nicht umgehen – denn das könne dazu führen, dass die Menschen daraufhin ihr Verhalten ändern und möglicherweise unvorsichtiger werden. Das könnte wiederum zur Konsequenz haben, dass es möglicherweise wieder mehr Ansteckungen gibt.

Derzeit bewege sich zum Beispiel der Anteil der nach Schätzungen der „Santé“ rund 40 Prozent ansteckenderen Variante namens Delta bei rund einem Drittel der Infektionen in Luxemburg, sagt Muller. Allerdings seien die Inzidenzwerte derzeit auch relativ niedrig, ergänzt er. Zu der Diskussion über die Wirksamkeit der Impfstoffe bei den neueren Virusvarianten sagt Muller, dass die aktuellen Vakzine mindestens meist schwere Verläufe der Krankheit verhinderten – und das sei ein sehr wichtiger Punkt.

Impfungen sind nicht grundsätzlich gefährlich für Kinder oder sogar Kleinkinder

Claude Muller, Virologe am Luxembourg Institute of Health

Eine große Hoffnung bei der Bekämpfung des Virus liegt nach wie vor bei vielen Menschen beim Impffortschritt und der damit verbundenen Rückkehr zu einer gewissen Normalität. Aber wann ist die Herdenimmunität überhaupt endlich erreicht? Muller erklärt, dass das von der jeweiligen Variante abhängt, die gerade am stärksten kursiert. Bei sehr ansteckenden Varianten mit einem höheren Reproduktionswert steige auch die Prozentzahl bei der zu erreichenden Herdenimmunität. Zur Erinnerung: Der Reproduktionswert ist die Anzahl an Menschen, die ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Liege dieser Wert also bei einer sehr ansteckenden Variante bei zum Beispiel 4 oder 5, könnte die Herdenimmunität möglicherweise erst bei rund 80 Prozent geimpfter Bevölkerung eintreten, statt schon bei zum Beispiel 67 Prozent bei einer relativ niedrigen Reproduktionszahl.

Muller betont außerdem, dass es wichtig sei, dass sich Eltern von Schulkindern impfen lassen – damit das Virus nicht von ungeimpften Kindern aus der Schule mitgebracht wird, auf die Eltern überspringt und sich so weiterverbreitet. Laut dem Virologen spricht nichts dagegen, auch Kinder unter zwölf Jahren impfen zu lassen, sobald die Möglichkeit dazu besteht. „Wir sollten nicht vergessen, dass Impfungen eigentlich in unserer Gesellschaft vor allem auch an kleine Kinder gehen – Impfungen sind also nicht grundsätzlich gefährlich für Kinder oder sogar Kleinkinder“, beruhigt Muller. Die Wirkung der Impfungen, besonders bei den mRNA-Impfstoffen, werde außerdem wohl rund ein oder möglicherweise auch zwei Jahre anhalten, bis eine Auffrischung nötig werde.

Claude Oswald
26. Juni 2021 - 17.31

Zitat : "Die Wirkung der Impfungen, besonders bei den mRNA-Impfstoffen, werde außerdem wohl rund ein oder möglicherweise auch zwei Jahre anhalten, bis eine Auffrischung nötig werde." Dat heescht, der Pharmaindustrie hir Zukunft ass gesëchert.