Direkt am Eingang zum Schifflinger Jugendhaus steht das „Flächenbuffet“. Basis der Idee sind die rund 2000 m² Ackerfläche, die für jeden Menschen auf der Welt pro Jahr zur Produktion seines Essens zur Verfügung stehen (vereinfachte Rechnung bei 1,5 Mrd. Hektar Ackerland und 7,5 Mrd. Menschen). Also haben sich die Jugendlichen aus dem Jugendhaus ihr Menü ausgesucht und bauen unmittelbar am Eingang alles an, was zur Produktion eines Kebabs benötigt wird. Die Hälfte der Fläche wird dabei für die Tiernahrung in Anspruch genommen. Zudem muss alles angepflanzt werden, was für das Brot und die Beilagen benötigt wird. „Es geht darum, die Jugendlichen, aber auch die ganze Gesellschaft zu sensibilisieren, was es alles braucht, um einen Kebab zu produzieren, den man sich sonst mal eben schnell im Imbiss abholt, wenn einem danach ist“, sagt Janine Smith, eine von vier festangestellten Erziehern im Schifflinger Jugendhaus (dazu kommt ein Erzieher in der Ausbildung). Im Herbst soll dann eine Art Erntefest stattfinden und der Kebab vorgestellt werden.

Das Flächenbuffet ist eins der Projekte des Schifflinger Jugendhauses, das sich in das Zukunftsdiplom einreiht. Das Zukunftsdiplom richtet sich an Jugendliche zwischen 12 und 30 Jahren und ist eine Art Zertifizierung von Kompetenzen auf freiwilliger Basis. Die haben sich die Jugendlichen in den einzelnen Projekten angeeignet, wobei zwischen neuen Techniken (Hardskills) und der Verbesserung der Sozialkompetenz (Softskills) unterschieden wird. Diese Kompetenzen werden im Zukunftsdiplom dokumentiert, sodass den Jugendlichen sie später zum Beispiel bei beruflichen Bewerbungen benutzen können. Die Schifflinger Gemeinde unterstützt das Projekt genauso wie die Schifflinger Betriebe, indem sie Kandidaten mit Zukunftsdiplom prioritär behandeln, wenn es zum Beispiel um Praktikumsplätze geht.

Die Kompetenzen können sich die jugendlichen bei so ziemlich allen Aktivitäten des Jugendhauses aneignen, wobei stets auf Nachhaltigkeit und die Natur achtgegeben wird. Eine Aktivität kann eine zweitägige Kanufahrt durch ein Naturgebiet sein, auf der die Jugendlichen alles mitnehmen müssen, was zum Leben gebraucht wird. Dabei geht es auch darum, dass die Heranwachsenden über das Verhältnis zwischen Natur und Mensch reflektieren.     

Felipe Rodrigues ist derweil für ein Projekt verantwortlich, das in der Pandemie geboren wurde. Rodriques ist Radsportler und wollte schon lange ein „Velo-Atelier“ aufbauen. „Während Corona boomte das Radfahren, aber gleichzeitig waren alle Geschäfte geschlossen“, blickt Rodrigues zurück. Also bot er auf Terminvereinbarung samstags vor dem Jugendhaus eine Radwerkstatt an. Der Ansatz ist partizipativ, die Leute sollen lernen, wie man sein Rad repariert. Und die Jugendlichen helfen ihm dabei.

Schon jetzt steht der Keller des Jugendhauses im alten Postgebäude unmittelbar neben dem Rathaus voll mit Fahrrädern. In erster Linie Spenden, die Rodrigues und die Jugendlichen wieder fahrtüchtig machen. Das Projekt soll weiter wachsen, allerdings sind die Räumlichkeiten dafür im Jugendhaus beengt. Zweimal im Monat wird die Werkstatt angeboten, der letzte Termin vor den Sommerferien ist der 10. Juli.