BogenschießenFür Jeff Henckels ist der Traum von Olympia vorerst geplatzt

Bogenschießen / Für Jeff Henckels ist der Traum von Olympia vorerst geplatzt
Für Jeff Henckels war das Turnier in Paris mit gemischten Gefühlen verbunden: neuer Landesrekord, aber Olympia verpasst Archivbild:Jerry Gerard

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Freud und Leid liegen oft sehr nah beieinander, diese Erfahrung musste Bogenschütze Jeff Henckels wieder einmal beim Olympia-Qualfikationsturnier in Paris machen. Nach einer sensationellen Qualifikation am Samstag scheiterte der 36-Jährige am Montag im 1/16-Finale und der Traum von seinen dritten Olympischen Spielen rückt in weite Ferne. Eine Mini-Chance bleibt aber noch.

Einmal in einem Wettbewerb die 680er-Marke übertreffen, ein Traum, den Jeff Henckels in seiner nun schon mehr als 20-jährigen Karriere hegte und der am Samstag plötzlich Wirklichkeit wurde. Nach seinem Radunfall und der komplizierten Ellenbogenverletzung im letzten Frühling, die auch fast das Karriereende bedeutet hätte, überrascht Henckels auch sich selbst seit seinem Comeback im März. Ein Podiumsplatz beim European Grand Prix in Antalya, ein sechster Rang bei der EM vor zwei Wochen und nun ein neuer Landesrekord, denn am Samstag in der Qualifikation in Paris erzielte der Recurve-Spezialist über 70 Meter die unglaubliche Marke von 682 Ringen und verbesserte seine zwei Jahrzehnte alte Bestmarke um nicht weniger als elf Punkte. „Das ist etwas, das ich immer einmal in einem Wettkampf schafften wollte“, betonte der 36-Jährige gestern. „Wenn man bedenkt, dass vielleicht zehn Schützen schon einmal 690 geschafft haben und vielleicht 50 die 680, ist das wirklich etwas Besonderes.“

Auf dem ersten Rang beendete Jeff Henckels am Samstag auch die erste Phase dieses Olympia-Qualifikationsturniers in Paris und zog somit direkt ins 1/16-Finale ein. Eine gute Nachricht gab es am Samstag dann auch noch. Da mit den USA, Frankreich und Indonesien gelich drei Teams, die bereits einen Quotenplatz besaßen, sich noch ein Mannschaftsticket sichern konnten, gingen die bereits erkämpften Plätze zurück in den Topf, womit bei den Herren am Montag noch einmal sieben Quotenplätze für Tokio zu vergeben waren. Der Einzug ins Viertelfinale, für Henckels zwei Siege, hätte für die Sommerspiele somit gereicht. Doch nachdem er bereits bei der EM der erste Schütze war, für den es nicht reichen sollte, wurde es auch in Paris nichts. Sein Auftaktmatch am späten Montagvormittag verlor der FLTA-Schütze nämlich gegen den Moldawier Dan Olaru. Dieser hatte sich bereits durch die drei vorherigen Runden gekämpft und hatte seinen Wettkampfrhythmus bei seinem Duell gegen Henckels längst gefunden. „Es ist richtig, dass das erste Match auch immer das schwierigste ist, dieses ist stets mit einer gewissen Nervosität verbunden“, gab auch Henckels zu. Der 36-Jährige ging bereits im Vorfeld davon aus, dass er auf den Moldawier treffen würde: „Er ist ein guter Schütze und alles andere als unbekannt.“ Der Luxemburger musste sich schließlich mit 3:7 geschlagen geben. Dass sein erster Platz in der Qualifikation vielleicht sogar ein Nachteil war, sieht er jedoch nicht unbedingt so: „Natürlich ist es nicht einfach, gegen jemanden anzutreten, der schon drei Runden bestritten hat. Doch anders hätte man auch davor schon aus dem Wettbewerb fliegen können.“ Olaru beendete das Turnier übrigens auf dem zweiten Platz.

Stichdatum 28. Juni

Die sieben verbleibenden Olympia-Tickets gingen schließlich an Finnland, Ungarn, Israel, Moldawien, Polen, Russland und die Ukraine. Ein Einladungsticket für kleine Nationen bekamen zudem noch die Virgin Islands. „Dieses ist für Länder vorgesehen, die noch nie bei Olympia dabei waren, und wäre für uns nicht in Frage gekommen“, erklärte Henckels noch, der auch schon wieder lachen konnte. Die Tatsache, dass er bereits zweimal bei den Sommerspielen dabei war, und vor allem die Pulverisierung seines Landesrekordes stimmten ihn wieder versöhnlich: „Das ist wohl auch der Grund, warum ich nicht komplett am Boden zerstört bin.“ 

Und eine Mini-Chance auf seine dritten Olympischen Spiele bleibt noch immer bestehen. Für die Teilnahme an Olympia müssen die Schützen zugleich auch noch eine Norm erfüllen, die bei 640 Ringen liegt. Auf einen afrikanischen Quotenplatz trifft dies noch nicht zu. Sollte bis zum 28. Juni diese Norm nicht erfüllt worden sein, fällt der Platz zurück. In diesem Fall würde der bis dahin bestklassierte Schütze der Weltrangliste, der sich noch nicht für Tokio qualifiziert hat, das Ticket erhalten. Dies wäre zurzeit Jeff Henckels, der an Position 30 liegt. Doch die neue Weltrangliste erscheint am 28. Juni und die Punkte vom Weltcup in Paris, der in den kommenden Tagen stattfindet, kommen hier noch hinzu. „Ich will nicht wirklich daran denken, da spielen so viele Faktoren mit und ich gehe jetzt einfach einmal davon aus, dass ich Olympia heute verpasst habe“, sagte Henckels dazu. „Das ganze Hin und Her ist mental nicht sehr einfach wegzustecken.“ In einer Woche wird man jedenfalls mehr wissen.