Kunstecke Gefärbt, gehäkelt, gebastelt und ausgestellt

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Derweil in der Fondation Beyeler in Riehen/Basel dank einer Installation von Olafur Eliasson zahlreiche Räumlichkeiten noch bis Mitte Juli „künstlich“ und „kunstvoll“ in Anlehnung an die „Zerbrechlichkeit der Natur“ geflutet sind, florieren im Mudam in Luxemburg Lichtbilder von Pflanzen und Blumen im Rahmen des Europäischen Monats der Fotografie. Wem die Natur im Rohzustand nicht behagt, der kann diese nun hinter Glas und Museumsmauern bewundern.

Es scheint, als würden sich die Künstler gerne an den fantastischen Gebilden in der Natur reiben oder diese einfach in ihren Werken herausstellen wollen. Vieles haben wir in dieser Hinsicht bereits erlebt, doch das, was das Privatmuseum Frieder Burda in Baden-Baden plant, noch nicht. In der ab Januar 2022 ins Programm gehobenen Ausstellung „Wert und Wandel der Korallen“ wollen Christine und Margaret Wertheim sich sowohl an ihre australische Kindheit erinnern als auch etwas zur Unterstützung der bedrohten Korallenriffe „Crochet Coral Reef“ tun. Sie möchten das schicke Museum, mitten im Park der Kurstadt gelegen, in eine „Traumwelt“ verwandeln. Es soll ein neuer Kosmos voll faszinierender und farbenprächtiger Korallenformen entstehen. Wissenschaftlich begleitet von Naturstudien aus dem 19. Jahrhundert, gilt dieses Projekt als Markenzeichen der Geschwister Wertheim. Es ist, wie das Museum mitteilt, eine Reaktion auf die Zerstörung des Great Barrier Reefs vor der Küste Queenslands. Das Werk besteht aus „gehäkelten“ Korallen, in die beide Künstlerinnen Mathematik, Meeresbiologie, Kunsthandwerk und „kollektive Kunstpraxis“ einfließen lassen. Auf diese Weise entsteht eine fantastische „Unterwasserlandschaft“.

Es ist bekannt, dass es bedeutende Künstler gibt, die sich mit Stoffobjekten, gewebten Teppichen und anderen, mit Zwirn und Faden zusammengeflickten künstlichen Gebilden aller Art noch bis ins hohe Alter einen Namen gemacht haben. Dieses „Crochet Coral Reef“-Gesamtkunstwerk besteht aus gehäkelten Skulpturen, Korallenwäldern, Anemonen- und Rifflandschaften sowie Einzelkorallen und einer „Suite aus Miniaturkorallen“. Nicht genug damit. Die beiden Künstlerinnen und das Museum wollen das Publikum beteiligen. Es soll ein neues Korallenriff aus Häkelarbeiten von Freiwilligen gemäß einer Vorlage des 500 Meter hohen Pinnacle Reef entstehen. Männer und Frauen sind aufgerufen, Garn und Nadel in die Hand zu nehmen und ein eigenes kleines Korallenriff zu häkeln und einzusenden. Selbst Ungeübte dürfen sich beteiligen. Um ihnen das Häkeln zu erleichtern, liefert eine einfache Häkelanleitung, die man als PDF herunterladen kann, Hilfestellung. Bei der Gestaltung des eigenen Korallenriffs ist Imagination gefragt. Am Ende werden alle Beiträge von den Künstlerinnen ineinander geflochten. Pro gehäkelte und eingesandte Koralle stellt ein edler Sponsor aus dem Energiebereich einen Spendenbetrag an Sea Shepherd Deutschland, eine Organisation, die sich dem Schutz der Weltmeere widmet, zur Verfügung. Der Scheck wird bei der Eröffnung der Schau überreicht. Wer weitere Einzelheiten über dieses außergewöhnliche Projekt erfahren möchte, kann sich bei www.museum-frieder-burda.de erkundigen.

Die Ausstellung verspricht nicht nur, naturschutzmäßig aufschlussreich zu werden, sie eröffnet auch neue Perspektiven in der künstlerischen Handhabung der ansonsten wohl anders eingesetzten traditionsreichen Technik der Häkelarbeit. Wer sich an dieser lehrreichen Initiative beteiligen möchte, der sollte in diesen Pandemie-Zeiten doch zu Nadel und Garn greifen. Wer weiß, vielleicht gewinnt diese auf Geschicklichkeit basierende Handarbeit auch in Luxemburg neue Verfechter. Bis zur Ausstellung im nicht allzu fern gelegenen Baden-Baden müssen wir uns bis Anfang 2022 gedulden.