Davis CupGilles Muller mit der Einstellung des Teams unzufrieden: „Es hinterlässt einen bitteren Beigeschmack“

Davis Cup / Gilles Muller mit der Einstellung des Teams unzufrieden: „Es hinterlässt einen bitteren Beigeschmack“
Chris Rodesch konnte mit vier Siegen in vier Partien in Zypern überzeugen Foto: FLT

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Mit einem 2:0-Sieg über Island hat das luxemburgische Davis-Cup-Team am Samstag den Klassenerhalt in der Europazone III geschafft. Zuvor verlor das Team in der Gruppenphase gegen Monaco (1:2) und Irland (1:2), gegen Malta konnte sich das Team 3:0 durchsetzen. Teamkapitän Gilles Muller blickt trotz des Erreichens des Minimalzieles verärgert auf die Kampagne in Larnica (Zypern) zurück – vor allem, weil ihm die Professionalität bei seinen Spielern fehlte. 

Tageblatt: Ihre Mannschaft hat es knapp verpasst, um den Aufstieg mitzuspielen. Am Ende reichte es in der Relegation immerhin zum Klassenerhalt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Auftritt des Teams?

Gilles Muller: Wir hatten die Möglichkeit, um den Aufstieg mitzuspielen. Was mich ärgert, ist, dass nicht das Tennis an sich den Unterschied gemacht hat. Die anderen Teams hatten eine professionellere Einstellung, sie hatten den nötigen Biss. Das hat bei uns gefehlt. Wir haben uns nicht genug gewehrt, vor allem gegen Irland. Gegen Monaco haben wir hingegen ein starkes Spiel gemacht. Wir waren 1:0 vorne und wussten, dass sie ein starkes Doppel haben. Deswegen wollten wir das zweite Einzel gewinnen. Der Gegner von Alex Knaff war aber ein sehr guter Spieler, da kann man nichts sagen. Es ist einfach schade, weil wir nicht schlechter als die anderen waren. Und das hinterlässt einen bitteren Beigeschmack. 

Hatten Ihre Schützlinge ein Mentalitätsproblem?

Es war nicht so, dass sie nicht wollten. Sie sind es nur nicht gewohnt, professionell zu arbeiten. Ich kenne sie alle gut und es sind gute Jungs. Ich will nicht auf sie draufhauen. Aber das Ziel ist es, ihnen beizubringen, dass sie jeden Tag 110 Prozent geben müssen, damit es im Spiel auch so läuft. Es reicht nicht, dass man eine Woche vor dem Turnier ein bisschen mehr Gas gibt und es ein wenig ernster meint. Klar, verschiedene Spieler sind keine Vollprofis. Aber wenn sie Davis Cup spielen, dann müssen sie lernen, dass man professionell leben muss. Alles muss dem sportlichen Ziel untergeordnet werden. Das fängt beim Essen an, geht über die Vorbereitung bis hin zur Erholung. Wir haben diese Punkte über die ganze Woche angesprochen. Es ist schwierig, weil man nicht alles von heute auf morgen ändern kann. Nun liegt es an den Jungs, das über die kommenden Monate umzusetzen.

Dennoch haben Sie nur knapp das Spiel um den Aufstieg verpasst. 

Das ist das Positive: Man sieht, dass die Möglichkeiten sehr groß sind. Wenn wir uns in den angesprochenen Bereichen verbessern, dann werden wir auch sicher um den Aufstieg spielen. 

Mit vier Siegen in vier Spielen hat vor allem Chris Rodesch mit seiner Leistung überzeugt. Was trauen Sie ihm für die Zukunft zu?

Seine Leistung in Zypern hat mich überhaupt nicht überrascht. Ich habe ihn vor zwei Jahren gesehen und wusste, dass er großes Potenzial hat. Er hat aber auch jetzt noch viel Luft nach oben. Wenn er die Sachen außerhalb des Platzes in den Griff bekommt, kann sein Leistungsniveau explodieren. Das wünsche ich ihm auch. Er spielt nun in den USA unter semiprofessionellen Bedingungen auf dem College. Wenn er sich entscheiden würde, viele Turniere zu spielen und professionell zu leben, kann er es weit nach oben schaffen. 

Im Doppel hingegen kamen jedes Mal Alexander Knaff und Raphael Calzi zum Einsatz. Welche Idee steckte dahinter?

Wir haben uns für das Doppel mit der meisten Erfahrung entschieden – auch wenn es insgesamt nicht viel  Erfahrung war. Chris war auf der zweiten Position, er war eine starke Nummer zwei. Bei Raphael und Alex haben wir uns abgewechselt, was die Einzel betrifft. Wir wollten mehr Frische im Doppel haben und Chris wollten wir nicht überlasten. 

Im Überblick

Gruppenphase
Luxemburg – Irland 1:2 

Chris Rodesch – Osgar O’Hoisin 3:6, 6:0, 6:2
Alex Knaff – Simon Carr 3:6, 2:6
Raphael Calzi/Knaff – Carr/ David O’Hare 3:6, 4:6
Luxemburg – Malta 3:0
Rodesch – Alex Degabriele 6:2, 6:2
Calzi – Liam Delicata 6:3, 6:4
Calzi/Knaff – Degabriele/Delicata 6:1, 6:1 
Luxemburg – Monaco 1:2 
Rodesch – Romain Arneodo 6:2, 5:7, 6:1
Knaff – Valentin Vacherot 2:6, 3.6
Calzi/Knaff – Arneodo/Hys  4:6, 0:6
Tabelle:
1. Monaco: 3 Spiele, 3 Siege; 2. Irland: 3/2; 3. Luxemburg: 3/1; 4. Malta: 3/0

Relegation
Luxemburg – Island 2:0

Rodesch – Anton Magnusson 6:4, 6:4
Calzi – Egil Sigurdsson 6:4, 6:0 

Wie geht es für Sie und die Spieler weiter?

Es hört sich ein wenig blöd an, aber meine Arbeit ist für dieses Jahr eigentlich getan. Ich werde mit den Jungs in Kontakt bleiben – vor allem mit Raphael Calzi und Alex Knaff, die ich beide trainiere. In den nächsten Tagen werden wir ein wenig zur Ruhe kommen. Die Jungs müssen nun Matches und Turniere spielen, um die Wettkampfform zu erreichen. Sie müssen im Sommer mindestens zehn Turniere spielen. Sie werden also nicht oft in Luxemburg sein, sodass ich sie nicht viel trainieren kann – aber das ist gut so. Das Ziel im Sommer wird sein, so viele Matches zu spielen, wie es nur geht. 

Gilles Muller wünscht sich mehr Professionalität 
Gilles Muller wünscht sich mehr Professionalität  Foto: Tageblatt-Archiv/Marcel Nickels