Lehren aus der KriseMinister Franz Fayot stellt Plan für wettbewerbsfähige und nachhaltige Wirtschaft vor

Lehren aus der Krise / Minister Franz Fayot stellt Plan für wettbewerbsfähige und nachhaltige Wirtschaft vor
Wirtschaftsminister Franz Fayot will dafür sorgen, dass aus der Krise Lehren gezogen werden Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Das Wirtschaftsministerium hat eine große strategische Vision ausgearbeitet, wie die Luxemburger Wirtschaft in den kommenden Jahren grüner und digitaler gestaltet werden soll. Bereits kurzfristig sollen konkrete Projekte angestoßen werden.

„Luxemburg hat die Krise gut überstanden“, so Wirtschaftsminister Franz Fayot am Montag vor Journalisten. Das Land ist letztes Jahr viel besser durch die Krise gekommen als ursprünglich befürchtet. Statec rechnet für 2021 mittlerweile mit einem Wachstum von sechs Prozent. Eine derart hohe Wachstumsrate hat das Land seit mehr als zehn Jahren nicht mehr erlebt.

„Trotzdem können wir uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen“, so der Wirtschaftsminister. Es gehe nun darum, die Wirtschaft so aufzustellen, dass sie „morgen noch besser dasteht“. Erarbeitet hat das Ministerium einen Plan mit Zielen, die kurz- und mittelfristig erreicht werden sollen. Insgesamt geht es darum, die Wirtschaft digitaler und nachhaltiger zu gestalten. Der Plan „Ons Wirtschaft vu muer“ baut dabei auf bereits bestehende Visionen und Strategien auf. Das gehe von Rifkin über gezogene Lehren aus der Covid-Krise und weltweiten Mega-Trends bis hin zur Kreislaufwirtschaft, so Franz Fayot. „Digital und Grün fließen in eine Strategie zusammen.“ Das gebe es in dieser Form, europaweit, in keinem anderen Land.

Konkret hat sich das Ministerium sechs Aktionspunkte vorgegeben. Der erste Punkt sieht vor, die Wirtschaft weiter zu digitalisieren. Vorrangig soll, gemeinsam mit dem Hochschulministerium, der Aufbau einer Plattform vorangetrieben werden, auf der Daten von Firmen, Forschungszentren und Ministerien standardisiert erfasst werden. Diese Informationen sollen dann, datenschutzgerecht, für viele unterschiedliche Zwecke genutzt werden können. Das gehe von smarter Mobilität und medizinischer Forschung bis zur Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen. „Wir haben sehr viele Daten“, so Fayot. „Die werden bisher aber nur sehr wenig genutzt.“

„Ein Forschungslabor für ganz Europa“

Auch im Bereich der Logistik wird an den Aufbau einer digitalen Plattform gedacht. Mithilfe von Daten soll versucht werden, die „last mile“-Lieferung von Produkten aus dem Verteilerzentrum bis zum Kunden effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten. Die Plattform soll die unterschiedlichen Akteure zusammenbringen und letzten Endes für weniger innerstädtischen Betrieb auf den Straßen, weniger Verschmutzung und gleichzeitig weniger Kosten sorgen.

„Wir wollen auf unsere bestehenden digitalen Stärken aufbauen“, so der Minister. „Ein Forschungslabor für ganz Europa in dem Bereich werden.“ Die nationale Wirtschaft soll widerstandsfähiger und wettbewerbsfähiger werden.

Gleichzeitig soll die Zukunft auch nachhaltig, im Sinne einer Kreislaufwirtschaft, gestaltet werden. Mithilfe der Digitalisierung sollen Produktionsprozesse ressourcenschonend gemacht werden. Ein erstes Vorzeigeprojekt, das zu 100 Prozent den Ideen der Kreislaufwirtschaft entspricht, soll das Luxemburger Pavillon für die kommende Weltausstellung in Osaka werden. „Von Anfang an soll klar sein, was im Nachhinein mit den Bestandteilen passiert“, so Fayot. Abfall sei nichts anderes als ein Produkt, zu dem es keine Daten gebe. Künftig solle daher ein standardisiertes Format zur Erfassung aller Daten sowie ein Verzeichnis der verfügbaren Ressourcen erstellt werden. 

Auch in Gewerbegebiete sollen die Ideen der Kreislaufwirtschaft mit einfließen: mit gemeinschaftlichen Parkhäusern für alle Betriebe (die wieder abgebaut werden können), zusammengelegten Kantinen und  Sportanlagen bis hin zu einem kollektiven Abfallmanagement.

Des Weiteren plant das Ministerium die Errichtung von sektoriell spezifischen Gewerbezonen. So soll beispielsweise die Gegend um das „House of Biohealth“ in Esch zu einem Campus für Gesundheitstechnologie werden. Im gleichen Sinne soll auch ein Space-Campus entstehen, wo unterschiedliche Unternehmen mit Weltraum-Aktivitäten, betreffender Forschung und ein sektorieller Firmen-Inkubator angesiedelt werden. Diese räumliche Nähe soll den Austausch zwischen den Akteuren fördern und so neue Möglichkeiten entstehen lassen. Auch die Errichtung eines „Technologie-Parks“ für Firmen, die viel in Forschung investieren, ist vorgesehen. Angaben dazu, wo die beiden erwähnten Zonen angesiedelt werden sollen, wollte der Minister am Montag noch keine geben.

Risikokapital steuerlich begünstigen

Neben der angesprochenen Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft sieht der dritte Punkt vor, wieder mehr Produktionsaktivitäten in – und um – Luxemburg anzusiedeln. Etwa mit Robotern oder 3D-Druckern. Bestehende Wertschöpfungsketten (beispielsweise rund um Rohstoffe wie Holz, Zement oder Stahl) sollen besser genutzt oder aufgebaut werden. Die Corona-Krise habe gezeigt, wie wichtig es sei, dass einige strategische Produktionen hier angesiedelt seien, so der Minister.

Punkt vier sieht vor, ein sicheres Umfeld für Daten zu schaffen. Das Land soll sich und seine Infrastruktur (Datenzentren, Supercomputer) gegen Cyberangriffe schützen können. Auch ein Zentrum, das kleinen und mittleren Unternehmen Zugang zu „Tests mit künstlicher Intelligenz“ gibt, ist in Planung.

Laut Punkt fünf soll die Digitalisierung selbst „grüner“ gestaltet werden. Bereits heute stehe ICT für etwa zehn Prozent des Energieverbrauchs, so Franz Fayot. Doch sowohl beim Supercomputer als auch beim künftigen Datenzentrum von Google sei das Thema Energieeffizienz eine Priorität.

Der letzte Punkt des Plans sieht vor, das Umfeld für Investitionen in den Wandel zu verbessern. Zwar habe das Land mit „Orbital Ventures“ sowie „Luxembourg Future Fund“ bereits Fonds für Investitionen in Weltraumaktivitäten und Technologieunternehmen, so der Minister, doch „da können wir noch viel mehr machen“. Auch bei der staatlichen Entwicklungsbank SNCI gebe es noch Spielraum. Zudem arbeite man weiterhin an der Idee, Investitionen in Risikokapital steuerlich zu begünstigen.

Nomi
22. Juni 2021 - 12.19

Eng Initiativ wei' den "Nation Branding", falsch ungefaang an um enn vun der Legislatur an den ronnen Eemer. So'u geet daat emmer ! Ausser Speesen, nix geweesen ! Just gutt fir Politiker fir am Gesprei'ch ze bleiwen !

Grober J-P.
22. Juni 2021 - 10.21

"Bestehende Wertschöpfungsketten" ja richtig und die baut man langsam aber sicher ab (Guardian, Arcelor, Paul Wurth usw). Innovativ bleiben und produzieren und vorallem verkaufen.