Studie mit Universität LüttichWieso die Uni.lu bei nationaler Umfrage ausgeschlossen wurde

Studie mit Universität Lüttich / Wieso die Uni.lu bei nationaler Umfrage ausgeschlossen wurde
Die Nationale Beobachtungsstelle für Schulqualität ONQS sieht viele Vorteile in ihrer Zusammenarbeit mit der Universität Lüttich. Die Uni.lu geht beim aktuellen Projekt leer aus. Foto: Editpress/Julien Garroy

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Jeder Schüler und jede Lehrkraft einer öffentlichen Schule hatte den Fragebogen im Briefkasten. Bei der ersten Studie der Nationalen Beobachtungsstelle für Schulqualität (ONQS) über das Wohlbefinden in der Schule greift das ONQS nicht etwa auf die Kompetenzen der Uni.lu zurück, sondern auf jene der Universität Lüttich. Das Tageblatt ist der Frage nachgegangen, wie es dazu kam und aus welchem Grund dies so war.

Wie steht es nach über einem Jahr Pandemie um das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen? Dieser pertinenten Frage gehen zurzeit gleich drei Studien in Luxemburg nach. Sie finden alle drei mehr oder weniger gleichzeitig statt. In einem Tageblatt-Gespräch vergangene Woche sagte die Projektleiterin von Covid-Kids II – das ist eine dieser Studien –, dass die Kinder ein wenig bombardiert werden. Dennoch scheint die Zeit kurz vor den Sommerferien der geeignete Zeitpunkt zu sein, Studien zum Wohlbefinden der Kinder und Jugendliche durchzuführen.

Neben Covid-Kids II läuft zurzeit eine Studie des Liser (Luxembourg Institute of Socio-Economic Research) sowie eine weitere der Nationalen Beobachtungsstelle für Schulqualität („Observatoire de la qualité scolaire“, abgekürzt ONQS) in Zusammenarbeit mit der Universität Lüttich. Alle drei Studien haben zum Ziel, mehr über das Wohlbefinden der Kinder und Jugendlichen in der Pandemie zu erfahren. Covid-Kids II wurde durch zwei Forscherinnen der Uni.lu initiiert und geleitet. Ein Bereich der Studie wird vom Bildungsministerium durch die Zusammenarbeit mit dem ONE („Office national de l’enfance“) unterstützt. Das Liser-Institut untersteht ebenfalls dem Bildungsministerium.

Die Uni.lu ist ein wichtiger Partner für uns, und das schon seit langer Zeit, wenn es um evidenzbasiertes Wissen um die Jugendlichen hier in Luxemburg geht

Claude Meisch, Bildungsminister

Aber wieso greift die dritte Studie, jene des „Observatoire”, die ebenfalls vom Bildungsministerium unterstützt wird, nicht auf die Kompetenz der Uni.lu zurück? Dabei verwendete Bildungsminister Claude Meisch auf der Vorstellung des Jugendberichts 2020 am Mittwoch noch folgende Worte: „Die Uni.lu ist ein wichtiger Partner für uns, und das schon seit langer Zeit, wenn es um evidenzbasiertes Wissen um die Jugendlichen hier in Luxemburg geht.“

„Observatoire“ stand im Kontakt mit Uni.lu

Das Tageblatt hat beim Bildungsministerium, der Uni.lu und der Koordinatorin der „Observatoire“-Studie nachgefragt. Laura Bianchi, Pressesprecherin der Uni.lu, sagt gegenüber dem Tageblatt, dass das ONQS mit der Universität Luxemburg in Kontakt getreten ist. Das „Observatoire“ habe sich spezifisch mit der Gruppe, welche die EpStan-Umfrage koordiniert, ausgetauscht. Laut Bianchi ging es darum, den Fragebogen zu bearbeiten. Für weitere Details verwies Bianchi auf das „Observatoire“.

Wir hatten, was das Thema vom Wohlbefinden im Kontext einer Pandemie betrifft, einen Austausch mit dem Lucet, um nicht redundant zu sein in unseren jeweiligen Fragebögen an die Eltern

Somia Salah, Koordinatorin des ONQS

ONQS-Koordinatorin Somia Salah scheint sich mit dem Bildungsministerium abgesprochen zu haben, da die Antwort-Mail an das Tageblatt die Pressesprecherin des Ministeriums in Kopie gesetzt hatte. In der ausführlichen E-Mail von Somia Salah bestätigt die Koordinatorin, dass das „Observatoire“ einen Austausch mit dem „Luxembourg Centre for Educational Testing“ (Lucet) der Uni.lu hatte. „Wir hatten, was das Thema vom Wohlbefinden im Kontext einer Pandemie betrifft, einen Austausch mit dem Lucet, um nicht redundant zu sein in unseren jeweiligen Fragebögen an die Eltern.“ Tatsächlich hatte auch das Lucet vor nicht allzu langer Zeit Fragebögen an die Eltern (Grundschule) und Schüler (Lyzeum) verschickt. Diese Datenerhebung findet im Zuge der alljährlichen EpStan („Epreuves standardisées“) statt, bei denen die Schüler am Ende eines Zyklus bewertet werden.

Die ONQS-Studie ist laut Somia Saleh die erste ihrer Art, die vom „Observatoire“ auf nationaler Ebene durchgeführt wird. Der Fragebogen, der an sämtliche Schüler und Lehrer öffentlicher Schulen verschickt wurde, kann bis zum 23. Juni zurückgesendet werden. Per Post wurden jeweils sechs Rekto-verso-Blätter in fünf Sprachen verschickt. Das macht insgesamt 30 Blätter Papier pro Schüler. Dennoch kann der Fragebogen auch online auf edulink.lu/arb9 ausgefüllt werden. Eine weitere Möglichkeit bietet der QR-Code auf dem gedruckten Bogen, der mit einem Smartphone gescannt werden kann.

Die Vorteile der Universität Lüttich

Der Fragebogen besteht aus drei Teilen. Der erste erfragt den sozioökonomischen Status der Familie. Der zweite Teil soll erörtern, wie sich das Kind in der Schule fühlt. Und beim letzten Kapitel drehen sich die Fragen um die Corona-Pandemie. Hier stehen die Auswirkungen der Krise auf den Schüler im Mittelpunkt.

In der E-Mail vom „Observatoire“ an das Tageblatt beruft sich Somia Salah auf einen Artikel aus dem ONQS-Gesetz, der besagt, dass die Nationale Beobachtungsstelle für Schulqualität sich bei der Durchführung ihrer Mission beim Minister die Hilfe von Experten, einem Recherche-Institut oder einer Universität erfragen kann. „Nachdem wir das Inventar der wissenschaftlichen Literatur gemacht haben, ist uns die Studie ‚Le bien-être et la motivation des élèves en période de (dé)confinement‘ aufgefallen, an der zwei Forschungsabteilungen der Universität Lüttich teilgenommen haben.“ Laut Salah enthält diese Studie die gleiche methodologische Herangehensweise wie jene, die vom „Observatoire“ verwendet wurde, nämlich Studenten beziehungsweise Schüler zu untersuchen.

Das ist ohne Zweifel ein wissenschaftlicher Mehrwert für dieses Projekt

Somia Salah, Koordinatorin des ONQS

Zusätzlich sei die Idee aufgekommen, eine Umfrage auf der Ebene der Großregion zu iniziieren. Dies in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Familie, Integration und für die Großregion. „Auch hier hat sich die Uni Lüttich als pertinente Wahl erweisen“, sagt die Koordinatorin. Sie zählt aber noch einen weiteren Punkt zugunsten der belgischen Universität auf. Das zusammengestellte Forscherteam besteht aus vier Universitätsprofessoren aus vier verschiedenen Forschungseinheiten. Jeder bringt laut Salah eine hohe Expertise in verschiedenen Kompetenzbereichen mit. Dies sei nützlich für eine harmonische Entwicklung des Projektes. „Das ist ohne Zweifel ein wissenschaftlicher Mehrwert für dieses Projekt“, sagt sie.

Die Uni.lu wurde zwar bei diesem Projekt ausgeschlossen, dennoch bestehen mehrere Verträge (siehe Infobox) zwischen dem „Observatoire“ und der Universität Luxemburg. Drei der vier aktuellen Verträge hat das „Observatoire“ mit zwei Forschungseinheiten der Uni.lu unterschrieben, sagt Salah.

Kooperationsabkommen

Die drei Kooperationsabkommen zwischen dem „Observatoire“ und der Uni.lu sind folgende:
• Kooperationsabkommen mit dem „Luxembourg Centre for Educational Testing“ (Lucet) und Liser als Teil des Projektes „Esics“ („Evaluation du système d’indicateur social appliqué au contingent du personnel scolaire“);
• Kooperationsabkommen mit der „Faculty of Humanities, Education and Social Sciences – Department of Education and Social Work“ (DESW) über die Organisation von Lernzyklen, die Funktionsweise von pädagogischen Teams und über die Analyse von Methoden im Bereich der Bewertung;
• Kooperationsabkommen mit dem Lucet über die „SIVA“-Studie („Systematic Identification of High ‚Value-Added’ in Educational Contexts“).

Grober J-P.
19. Juni 2021 - 20.28

Die UNI.LU hat Schwierigkeiten sich zu koordinieren. Sogar Korrespondenz per Einschreibe gehen einfach verloren und keiner fühlt sich angesprochen wenn mal nachgefragt wird, ist ja auch nichts auffindbar.