Gegenpressing, die EM-KolumneInfluencer oder Fußballer?

Gegenpressing, die EM-Kolumne / Influencer oder Fußballer?
Zu Coca-Cola sagt Cristiano Ronaldo „nein danke“ Foto: Robert Michael/dpa

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Influencer oder Fußballer? Oder doch beides? Bei Cristiano Ronaldo ist wohl eher Letzteres der Fall. Der Starspieler von Juventus Turin ist fünffacher Weltfußballer, hat im Auftaktspiel der Portugiesen gleich für Furore gesorgt und ist nun alleiniger EM-Rekordtorjäger. Nebenbei hat er einen neuen EM-Trend ausgelöst. 

Mit einer kuriosen Aktion hat er nämlich auch abseits des Spielgeschehens Aufsehen erregt und mal eben ein milliardenschweres Unternehmen lächerlich gemacht.

Als der Portugiese vor dem Spiel gegen Ungarn für eine Pressekonferenz antrat, entfernte er erst einmal zwei Cola-Flaschen vom Tisch. Coca-Cola hatte einen Haufen Geld für diese Schleichwerbung gezahlt – nicht mit CR7. Der 36-Jährige schob die zuckerreichen Getränke beiseite, hielt eine Wasserflasche hoch und rief – passend zu seinem gesunden Lebensstil – mit den Worten „Agua“ zum Wassertrinken auf. 

Das Video ging viral, Ronaldos rund 300 Millionen Instagram-Fans schienen den Aufruf ernst zu nehmen. Der Marktwert des Getränkeriesen sank anschließend um vier Milliarden US-Dollar. Influencer Ronaldo hat eben nicht nur Macht auf dem Platz. 2006 war er aber noch selbst das Gesicht einer Coca-Cola-Werbung, mittlerweile schert er sich nicht mehr um die Wünsche der Sponsoren. 

Er macht, was er will, hat inzwischen so viel erreicht, dass er nicht mehr auf Werbung, die nicht seinem Geschmack entspricht, angewiesen ist. Solche hat er nicht mehr nötig. Richtig oder falsch? Darüber lässt sich diskutieren. Sponsoren gehören aber zu einem solch großen Turnier genauso dazu wie der ganze Rest – ohne sie würden die Kassen größtenteils leer bleiben und eine Veranstaltung in dieser Größe wäre nicht möglich. Ronaldo ist das egal.

Der Anfang eines großen Getränke-Gate? Wohl eher nicht. Dennoch müssen die Sponsoren, die das Turnier finanzieren, um die Sichtbarkeit ihrer Produkte und die Wertlosigkeit ihrer Investition fürchten. Denn zwei Nachahmer gab es bereits. Der Italiener Manuel Locatelli bevorzugt auch Wasser und schob ebenfalls zwei Cola-Flaschen beiseite – Paul Pogba imitierte den Portugiesen, indem er aus religiösen Gründen eine Bierflasche vom Pressetisch entfernte. Das Flaschenrücken hat durchaus das Potenzial, zum EM-Trend zu werden.