Euro 2021Chef Verratti vor Rückkehr: Doch Mancini bremst die Euphorie

Euro 2021 / Chef Verratti vor Rückkehr: Doch Mancini bremst die Euphorie
Marco Verratti mit seinem Pariser Vereinsboss Nasser Al-Khelaifi Foto: AFP/Franck Fife

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Nach einer magischen Nacht zum EM-Auftakt bremst Italiens Erfolgscoach Robert Mancini gleich einmal die kollektive Euphorie. Dabei steht nun auch noch sein Schlüsselspieler Marco Verratti vor der Rückkehr.

Nach einer magischen Nacht kehrte bei der gefeierten „Squadra Azzurra“ sofort wieder der graue EM-Alltag ein. Die müden Helden von Rom um Torjäger Ciro Immobile regenerierten nach der Rückkehr ins Teamquartier Coverciano, die Ersatzspieler absolvierten ein kurzfristig anberaumtes Trainingsspiel gegen die Nachwuchsmannschaft Pescara Primavera – mit einer frohen Botschaft für Trainer Robert Mancini und die Tifosi: Schlüsselspieler Marco Verratti steht im zweiten Gruppenspiel der „Azzurri“ am Mittwoch (21.00 Uhr) gegen die Schweiz wohl zur Verfügung.

Der 28-Jährige von Paris Saint-Germain meldete sich im Härtetest am Samstag im Trainingslager in Florenz zurück. Verratti spielte im Dress seines früheren Jugendklubs, nachdem er seit Anfang Mai wegen einer Bänderverletzung im Knie ausgefallen war.

Die Rückkehr des Mittelfeldchefs dürfte die grenzenlose Euphorie der ohnehin glückseligen Italiener noch einmal befeuern. Nach dem historischen und beeindruckenden 3:0-Erfolg gegen die Türkei hatte Erfolgscoach Mancini bereits alle Mühe, die Favoritenrolle abzuwehren.

„Wir haben noch sechs Spiele vor uns. Es ist ein langer Weg, es gibt andere starke Mannschaften“, sagte der 56-Jährige nach dem furiosen Auftakt im Stadio Olimpico. Aber natürlich: „Wir haben einen sehr guten Start hingelegt. Wir sind stolz und froh, dass wir allen Italienern ein Lächeln geschenkt haben.“

Ein Lächeln – und drei Jahre nach der „Apokalypse“ den unbedingten Glauben an den ersten EM-Titel seit 1968. „Was für eine Show! So wollen wir Italien sehen: schön und erfolgreich“, titelte Tuttosport. Es sei „die magische Nacht“ gewesen, „auf die wir seit einem ganzen Leben gehofft hatten“, schrieb die Gazzetta dello Sport nach einem „prunkvollen“ EM-Start voller Pathos.

Von einem „Orkan“ schwärmte der Corriere della Sera nach einem Eigentor durch Merih Demiral (53.) und Treffern von Immobile (66.) und Lorenzo Insigne (79.): „Die Party kann beginnen.“ Sie hat längst begonnen. Dennoch warnte auch Routinier Leonardo Bonucci im kollektiven Jubel vor allzu viel Übermut. Dies sei nur „die erste Etappe einer langen Reise“ gewesen. „Wir müssen mit großer Demut weitermachen.“

Doch Träume sind durchaus erlaubt. „Wir sind uns bewusst, dass wir mit dem, was wir gezeigt haben, mit jeder Mannschaft konkurrieren können“, sagte der Juve-Verteidiger selbstbewusst und forderte vor den Spielen gegen die Schweiz und am Sonntag gegen Wales „ein Herz voller Leidenschaft“. Dies scheint garantiert. Für Immobile sind die Gruppenspiele in Rom „Adrenalin pur“.

Die Türkei musste das leidvoll erfahren. Im 39. EM-Spiel erzielte Italien erstmals mehr als zwei Tore. Doch damit nicht genug: Die „Squadra Azzurra“ setzte auch ihre Monster-Serie unter Mancini fort. Seit September 2018 ist Italien in 28 Spielen unbesiegt, zudem gelang nun bereits der neunte Sieg in Folge ohne Gegentor. Dabei hatten die „Azzurri“ die WM 2018 noch sensationell verpasst.

Endgültig vergessen. Mancini wird schon jetzt auf eine Stufe mit den Trainer-Legenden Vittorio Pozzo (1934 und 1938), Enzo Bearzot (1982) und Marcello Lippi (2006) gehoben, die Italien jeweils zum WM-Triumph geführt hatten. „Er hat unseren Fußball revolutioniert“, würdigte La Repubblica die Arbeit des „Maestro“. Niemand, so das Blatt weiter, „spielt wie Italien. Eine Mannschaft, die einfach immer angreift. Der Weg nach Wembley hat genau so begonnen, wie wir es uns erhofft hatten“.

Und was sagt Mancini? „Wir können uns noch weiter verbessern, wir haben ein junges Team.“ Es klang wie eine Drohung.