GeldpolitikEZB lässt trotz nachlassender Pandemie Geldschleusen weit offen

Geldpolitik / EZB lässt trotz nachlassender Pandemie Geldschleusen weit offen
EZB-Präsidentin Christine Lagarde nimmt, trotz steigender Inflationsrate, bei Anleihekäufen den Fuß nicht vom Gas Foto: AFP/Daniel Roland

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Die Europäische Zentralbank (EZB) hält trotz einer sich abschwächenden Pandemie und steigender Inflationszahlen an ihren umfangreichen Konjunkturhilfen für die Wirtschaft fest.

Die Euro-Wächter um Notenbank-Präsidentin Christine Lagarde beschlossen am Donnerstag, dass die Ankäufe im Rahmen ihres billionenschweren Krisen-Anleihekaufprogramms PEPP auch während des nächsten Quartals deutlich umfangreicher ausfallen sollen als in den Anfangsmonaten des Jahres. Die EZB hatte das Kauf-Tempo im zweiten Jahresviertel im Vergleich zum Jahresstart kräftig erhöht. Damit will sie vermeiden, dass sich die Finanzierungsbedingungen für Firmen, Staaten und Privathaushalte verschärfen. Denn das könnte die Erholung der Wirtschaft von den Pandemie-Folgen gefährden. 

Die Euro-Wächter kündigten zudem an, die PEPP-Ankäufe flexibel in Abhängigkeit von den Marktbedingungen zu tätigen. Ihren Leitzins zur Versorgung der Wirtschaft mit Geld beließen die Euro-Wächter auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Seit März 2016 liegt er bereits auf diesem Niveau. Der Einlagesatz bleibt bei minus 0,5 Prozent. Geldhäuser müssen somit weiterhin Strafzinsen zahlen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Notenbank horten.

Wirtschaft in der Euro-Zone wird weiter anziehen

„Inflationsspuk hin oder her, die EZB bleibt bei ihrer Linie“, kommentierte Alexander Krüger, Chefvolkswirt beim Bankhaus Lampe, die Beschlüsse. „Ihr Vorgehen zeigt eine große Gelassenheit gegenüber dem aktuellen Inflationsanstieg.“ Statt Inflation zu bekämpfen, werde die EZB wohl noch lange alles tun, um für Stabilität bei Konjunktur, Staaten und Finanzmärkten zu sorgen. Kritischer äußerte sich dagegen Friedrich Heinemann vom Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW. „Bei einer Mehrheit im EZB-Rat herrscht offenbar die Sicht vor, dass sich die Euro-Zone nur dann erholen kann, wenn die langfristigen Zinsen auf ihrem historisch niedrigen Niveau verbleiben“, merkte er an. Diese Sichtweise überzeuge in einem Umfeld der kräftigen Konjunkturerholung immer weniger.

Die EZB stellte auch in Aussicht, notfalls alle ihre Instrumente anzupassen. Die Euro-Notenbank ist der von der Pandemie geschwächten Wirtschaft mit diversen Stützungsmaßnahmen zur Seite gesprungen. Das im Frühjahr 2020 aufgelegte PEPP, das Staatsanleihen, Firmenanleihen und andere Titel umfasst, wurde bereits zweimal aufgestockt. Es hat einen Kaufrahmen von 1,85 Billionen Euro und die Käufe sollen noch bis Ende März 2022 fortgesetzt werden. Zudem hat die EZB langfristige, sehr günstige Kreditspritzen für Banken aufgelegt.

Die Wirtschaft in der Euro-Zone wird nach Ansicht der EZB im Zuge der Corona-Impfkampagnen in der zweiten Jahreshälfte weiter anziehen. EZB-Chefin Christine Lagarde sagte am Donnerstag nach dem Zinsentscheid, jüngste Daten signalisierten bereits eine deutliche Erholung im zweiten Quartal, die durch eine schrittweise Öffnung der Wirtschaft in Gang gekommen sei. Die ultralockere Geldpolitik und haushaltspolitische Impulse lieferten „sehr wichtige Unterstützung“ für den Aufschwung, der auch von der weltweiten Nachfrage getragen werde. Die Wirtschaft in den Staaten der Währungsunion war zu Jahresanfang um 0,3 Prozent geschrumpft. Sinkende Corona-Infektionen, mehr Lockerungen und Erfolge beim Impfen fördern jedoch die Konjunkturerholung.

Kein nachhaltiger Anstieg der Inflation

Die EZB hat ihre Inflations- und Wachstumsprognosen für die sich langsam von der Corona-Krise befreiende Wirtschaft im Euro-Raum  derweil deutlich angehoben. Für 2021 erwarten die Volkswirte jetzt eine Teuerungsrate von durchschnittlich 1,9 Prozent, wie sie am Donnerstag mitteilte. Im März hatten sie nur ein Plus von 1,5 Prozent vorhergesagt. Sie rechnen 2021 nun mit einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,6 Prozent, statt der bislang vorausgesagten 4,0 Prozent. 

Die EZB strebt mittelfristig knapp unter zwei Prozent Inflation als Idealwert für die Wirtschaft an, verfehlt diese Marke aber bereits seit Jahren. Im Mai wurde dieser Zielwert mit einer Teuerung von 2,0 Prozent allerdings leicht übertroffen. Hinter dem Schub standen vor allem die Energiepreise, die besonders kräftig zunahmen. „Die Inflation wird in den kommenden Monaten wahrscheinlich weiter anziehen“, sagte Lagarde. Daran seien auch Verzerrungen durch die Pandemie schuld, die aber ab Anfang kommenden Jahres auslaufen dürften. Aus Sicht der EZB ist der Anstieg der Lebenshaltungskosten daher nicht nachhaltig. Für 2022 sehen die neuen Projektionen eine Inflationsrate von 1,5 (März-Prognose: 1,2) Prozent und für 2023 von unverändert 1,4 Prozent vor. Damit würde die EZB weiterhin ihre Zielmarke verfehlen. Die Notenbank-Volkswirte erwarten zudem, dass die Wirtschaft 2022 um 4,7 (März-Prognose: 4,1) Prozent wächst. 

Sepp
15. Juni 2021 - 15.54

Ist mir nicht bekannt dass jemand Geld vom Kleinsparerkonto klaut. Sind sie vielleicht beleidigt dass sie keine Zinsen auf ihre Millionen kriegen?

Blücher
10. Juni 2021 - 17.05

Die EU Enteigner der Sparer lassen den Geldfluss laufen, heizen damit die Inflation weiter an und klauen so den Rest vom Kleinsparerkonto.