FrankreichPräsident Macron kassiert schmerzhafte Ohrfeige

Frankreich / Präsident Macron kassiert schmerzhafte Ohrfeige
Andere französische Politiker zeigen sich empört über die Ohrfeige Foto: AFP/Philippe Desmazes

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Schmerzhafter könnte eine Ohrfeige kaum sein: Gut zehn Tage vor wichtigen Wahlen in Frankreich hat Präsident Emmanuel Macron am Dienstag bei einem Besuch im Süden am eigenen Leib erfahren, was einige Bürger von ihm halten. „Nieder mit der Macronie“, rief ein Mann und schlug dem Präsidenten vor laufenden Handykameras ins Gesicht. Ein Debakel auf einer „Tour de France“, die Macron nur schöne Bilder liefern sollte.

Die „gifle“, wie Ohrfeige auf Französisch heißt, verbreitete sich nicht nur in Windeseile im Internet, sondern beherrschte auch sofort die französischen Nachrichten. Politische Gegner und sogar Todfeinde Macrons beeilten sich, ihre Bestürzung über den Vorfall kundzutun.

Die Rechtspopulistin Marine Le Pen, die sonst kein gutes Haar an Macron lässt, nannte die Ohrfeige „zutiefst verwerflich“. Linksparteichef Jean-Luc Mélenchon erklärte sich „solidarisch“ mit dem sonst so ungeliebten Staatschef. „Den Präsidenten zu ohrfeigen heißt, die Republik zu ohrfeigen“, empörte sich der Fraktionschef der konservativen Republikaner, Damien Abad.

Chancen für eine Wiederwahl?

Der Vorfall ereignete sich in der 6.000-Einwohner-Gemeinde Tain-l’Hermitage nördlich von Valence. Dort ging der mit Hemd, Krawatte und Corona-Maske bekleidete Macron arglos auf Schaulustige hinter einer Absperrung zu, um Hände zu schütteln.

Solche Bäder in der Menge sind zentraler Bestandteil einer Frankreich-Rundreise, die Macron derzeit in pittoreske Dörfer in Gänsestopfleber- und Weinanbaugebieten führt. Damit will der 43-Jährige den Franzosen nach den Entbehrungen der Corona-Pandemie „den Puls fühlen“, wie er es selbst genannt hat, um seine Chancen für eine Wiederwahl im kommenden Jahr auszuloten.

Nun rast der Puls des Landes, der Präsident ist geschlagen! Was für ein Omen kurz vor den französischen Regionalwahlen als letzter Stimmungstest vor der Präsidentenwahl im Frühjahr 2022. Bei den beiden Wahlrunden droht Macron die sprichwörtliche Klatsche: Experten gehen davon aus, dass die Präsidentenpartei „La République en Marche“ (Die Republik in Bewegung) keine einzige der 18 Regionen gewinnen kann. Stattdessen trommeln vor allem Le Pens Rechtspopulisten lautstark für einen Sieg.

Der neue „Sonnenkönig“

Wie die beiden Männer politisch verortet sind, die die Polizei wegen der Ohrfeige festnahm, war zunächst unklar. Die Zeitung Le Figaro will erfahren haben, dass sie aus dem Umfeld der „Gelbwesten“-Bewegung kommen, die 2018 und 2019 unter dem Schlachtruf „Macron, tritt zurück“ immer wieder Hunderttausende auf die Straße brachte.

Bestätigt ist nur, dass die beiden Verdächtigen 28 Jahre alt sind und aus der ländlichen Drôme-Gegend nördlich von Aix-en-Provence stammen. Für die „Gelbwesten“-These spricht, dass viele ihrer Anhänger vom Land stammten.

Ein Detail allerdings stiftet Verwirrung: Der langhaarige Bartträger, der den Präsidenten ohrfeigte, soll auch „Montjoie Saint Denis!“ gerufen haben – ein Schlachtruf der französischen Könige, der nach der Legende auf das Wappen Karls des Großen zurückgeht. Womöglich gibt es auch dafür eine ganz einfache Erklärung. Denn Macron-Gegner spotten gerne, er führe sich auf wie der neue „Sonnenkönig“.

Erasmus
9. Juni 2021 - 19.27

Immer noch besser als einen kleinen bronzenen Mailänder Dom in die Zähne, wie Bunga-Bunga.

HTK
8. Juni 2021 - 18.52

Es gibt aber noch eine Möglichkeit.Hier leben viele Leute die des Schreibens und Lesens nicht mächtig sind und die Schuld dafür beim Präsidenten oder der Regierung suchen. Ob Schwarz-oder Gelbwesten,demolieren und randalieren bringt keinen weiter.Der Schaden muß vom arbeitenden Volk bezahlt werden.Solange das nicht in die beschränkten Köpfe hineingeht wird sich nichts ändern. Auch wenn eine korrupte Le Pen ans Ruder käme wäre diesen Leuten nicht geholfen.