KlangweltenHerbstliche Tautropfen: Claire Parsons „In Geometry“

Klangwelten / Herbstliche Tautropfen: Claire Parsons
„In Geometry“
Claire Parsons – In Geometry

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Am Anfang hat das, was man hier hört, etwas von New-Age-Musik. Man fühlt sich in die Zeit der großen Erfolge der Sängerin Enya zurückversetzt und wähnt sich schon im Ruhe-Raum eines Wellness-Bereichs nach dem ersten Sauna-Gang. Wie bei den Songs der Irin wird man hier von mehrstimmigen Vokalisen einer sanften Frauenstimme über ebenso sanften Keyboardflächen umschmeichelt, doch dann ist das Intro auch schon zu Ende.

Es folgt der Song „Line. Dot. Curve.“, bei dem sich die Sängerin zuerst in A-cappella-Manier selbst begleitet, ehe erste Lyrics mit den passenden Worten „Speak, so I can hear you. I’ve been quiet for far too long.“ einsetzen. Die Stimme, die nun irgendwo zwischen Suzanne Vega und Florence Welch von Florence and the Machine anzusiedeln ist, bleibt glasklar, zart und ätherisch wie ein Tautropfen. Der israelische Gitarrist Eran Har Even steigt mit einer wunderbaren Gitarrenfigur ein, dann folgen ihm Jérôme Klein an den Keyboards, Pol Belardi am Bass und Niels Engel an den Drums und man hört sofort, dass dieses Ensemble nicht zum ersten Mal miteinander musiziert.

Die Begleitband, die sich aus zahlreichen Projekten kennt, macht aus Claire Parsons Kompositionen mit subtilen, aber völlig unaufdringlichen Beiträgen und Arrangements jazzige Songminiaturen. Besonders gelungen sind „No Shape“, bei dem Kleins Pianoklänge verzaubern, und „Enneagon“, wo sich der Gitarrist und der Keyboarder die Bälle zuspielen wie einst Pat Metheny und Lyle Maes in der Pat Metheny Group. Auch „Cube“ mit dem eindringlichen Gesang der 27-jährigen Luxemburgerin mit englischen Wurzeln und der musikalischen Untermalung, die an Radioheads „Daydreaming“ erinnert, ist beeindruckend. Am Ende des mit 36 Minuten Spielzeit etwas kurz geratenen Albums ist dann Enya wieder da.

Bleibt noch die tolle Covergestaltung der 24-jährigen österreichischen Grafikerin Astrid Rothaug zu erwähnen, die wie eine regelrechte Graphic Novel konzipiert wurde. (Gil Max)

Bewertung: 8/10