KunsteckeWohnungsbau und Baulandnutzung modularer angehen

Kunstecke / Wohnungsbau und Baulandnutzung modularer angehen
 Foto: LUCA holicstudio

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Wegen der Pandemie hat sich die 17. Architektur-Biennale von Venedig von 2020 auf 2021 verschoben. Am 22. Mai ist Luxemburgs Pavillon eröffnet worden. Er steht dieses Jahr im Zeichen der Suche nach Bauland und Wohnraum und will aufzeigen, wie in dieser schweren Zeit der Wohnungsnot und der überhöhten Terrain- und Baupreise vernünftig geplant und gebaut werden soll.

Unter der Bezeichnung „Homes for Luxembourg“ geht die Rede von modularem Bau, von der Schaffung von mobil und flexibel zu gestaltendem Wohn- und Arbeitsraum. Alternative sowie temporär eingeschränkte Nutzungsmöglichkeiten sind nur zwei der Herausforderungen, die angesichts von akutem Mangel an Bauland angenommen werden und in sogenannte modulare Baukonzepte einfließen sollen.

Es gilt, dem Baulandeigner die Perspektive anzubieten, gegebenenfalls sein Land zu einem späteren Zeitpunkt einer anderen Nutzung zuzuführen. In etwa so sieht es das Studio SNCDA, das wesentlich an der Verwirklichung des Luxemburger Pavillons beteiligt ist. Im Rahmen einer öffentlichen Radiodebatte von 100,7 in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Accattone wurde der Vorschlag besagten Studios als eine Idee bezeichnet, die sich im Interessendreieck von Kultur, Architektur und Politik bewege.

Dass Architektur mit Kultur zu tun hat, ist klar. Das Kulturministerium beheimatet eine Abteilung für Architektur, präsentiert sich als Ausstellungskommissar, derweil die Ko-Kuratorin Sara Noel Costa de Araujo das Studio SNCDA vertritt und das Luxemburger Zentrum für Architektur (LUCA) als Kurator und Organisator fungiert.

Seit Luxemburg an dieser Biennale teilnimmt, haben die Verantwortlichen sich logischerweise an das Zentralthema der Veranstaltung angepasst, jedoch stets versucht, eine luxemburgische Besonderheit in den Fokus zu rücken. In diesem Jahr nähert man sich mit dem Vorschlag, Bauland modular zu nutzen, wohl noch näher den brisanten Aufgaben der Wohnungs- und Landesplanungspolitik an, derweil das Kulturministerium bekanntlich auch hehre Missionen wie die Erhaltung von schützenswertem Kulturgut wahrzunehmen hat.

Wer die Debatten sowohl auf kommunaler wie auf nationaler Ebene in diesen Tagen verfolgt, weiß, dass nicht so sehr die Art und Weise, wie solide oder nachhaltig gebaut werden soll, wichtig ist, sondern es meist um die Erschließung von bezahlbarem Bauland und angesichts einer rasant wachsenden Bevölkerung die Bereitstellung von erschwinglichen Wohnungen geht. Letztere sind Mangelware im Lande Luxemburg geworden, der Ehrgeiz eines scheinbar bauwilligen Ministers, die Versäumnisse der Vergangenheit aufzuholen, reicht dabei wohl nicht.

So lautet wohl der Konsens in Fachkreisen. Es bedarf sicherlich einer Riesenanstrengung auf mehreren Ebenen und einer zielgerichteten Zukunftsplanung, um dieses Problem, an dem Luxemburg schon geraume Zeit herumdoktert, einer zufriedenstellenden Lösung zuzuführen. Da kommt das sicher „streitbare“ Motto des 21er Biennale-Pavillons, „Homes for Luxembourg“, zur rechten Zeit, um die Debatte zu erweitern und die Entscheidungsträger mit frischen und unkonventionellen Ideen anzutreiben, endlich die berühmten Nägel mit Köpfen zu machen.

Die Verantwortlichen der Luxemburger Vertretung in Venedig haben ein breites Rahmenprogramm in der Lagunenstadt und in Luxemburg im Dienste der Architektur und im Sinne einer hochpolitischen wie fachlichen Diskussion auf die Beine gestellt. Gedanken sind bekanntlich frei, doch es gilt, sie an den Entscheidungsträger zu bringen und – sofern sie realisierbar sind – auch umzusetzen. Dazu bedarf es manchmal Ausdauer und Überzeugungskraft. Details zum Geschehen im und um den Pavillon können Interessierte auf der Webseite www.architecturebiennale.lu nachlesen.

Stand Architektur in der Geschichte des Landes oft in Zusammenhang mit Prachtbauten und außergewöhnlichen architektonischen Leistungen, so wächst das Interesse in den letzten Jahren nicht nur rund um die Architektur-Kultur an sich, sondern lehnt sich an das, was zum Wohl der Einwohner diesbezüglich benötigt wird, etwa Bauland und Wohnraum, an. Ergo dürften die nun in Venedig gesetzten Zeichen nicht vergeblich sein und Wirkung zeigen. Man darf gespannt sein.