NationalmannschaftMaurice Deville: „Es fehlt uns manchmal noch dieser letzte Funke Selbstvertrauen“

Nationalmannschaft / Maurice Deville: „Es fehlt uns manchmal noch dieser letzte Funke Selbstvertrauen“
Maurice Deville (hier im Duell mit Morten Thorsby) brach sich vor zehn Tagen die Nase und musste in Malaga mit einer Schutzmaske antreten Foto: Ben Majerus/sportspress.lu

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Maurice Deville hat in den vergangenen Monaten viel eingesteckt. Neben den Höhen und Tiefen, die er mit dem 1. FC Saarbrücken erlebt hat, sprach er vor der Heimreise nach Luxemburg auch über den schmerzlichen Haaland-Treffer in Malaga. Dennoch überwiegt beim 28-Jährigen der Optimismus – sowohl für seine persönliche Zukunft im Verein als auch mit den „Roten Löwen“.

Es gibt Gegentreffer, die man besser verkraftet als andere. Im Fall der „Roten Löwen“ war der späte Haaland-Streich am Mittwochabend eher in die Kategorie der schwer verdaulichen Momente einzustufen. Maurice Deville brachte es am Malaga-Flughafen auf den Punkt: „Ich bin noch immer extrem enttäuscht. Wir kassieren diesen Gegentreffer in der 93., wie aus dem Nichts. Es ist schlimm, auf diese Weise zu verlieren. Köpft Haaland in der 70. nach einer Flanke ins Tor, wäre es wohl erträglicher gewesen. Aber so … Er läuft allein mit dem Ball über den halben Platz …“

Worte des Saarbrückers, die am Donnerstagmorgen wohl die Gefühlslage des kompletten Kaders widerspiegelten. Denn die Analyse, die der ehrgeizige Offensivspieler nach diesem Duell gegen den Weltranglisten-42. machte, hörte man im FLF-Lager nicht zum ersten Mal: „Wir haben uns vor allem in der ersten Hälfte die besseren Chancen herausgespielt. Leider fehlte uns aber dann der Abschluss, wie so oft in letzter Zeit. Trotzdem ist das sehr positiv, man sieht eigentlich, dass uns nur noch ein kleiner Schritt fehlt, um auch gegen die starken Teams zu gewinnen.“

Es ist schlimm, auf diese Weise zu verlieren

Maurice Deville, FLF-Nationalspieler

Deville ist überzeugt, dass die FLF-Auswahl diesen Erfolg selbst erzwingen kann: „Es fehlt uns manchmal noch dieser letzte Funke Selbstvertrauen, den Abschluss vielleicht einmal selbst zu suchen oder sich zu trauen, draufzuhalten. Es kann sein, dass wir noch zu viel Respekt vor großen Teams haben. Norwegen hat mit Haaland einen der besten Stürmer der Welt – neben Lewandowski und Benzema. Man hat vielleicht im Hinterkopf, dass es richtig starke Teams sind, gegen die man gerade spielt. Manchmal überlegen wir noch zu lange, ob wir einen Pass spielen oder einfach schießen sollen.“ Dies hatte zur Folge, dass der 51-fache Nationalspieler teilweise vergebens im gegnerischen Strafraum auf eine Vorlage wartete.

Andererseits boten die „Roten Löwen“ in Spanien eine beeindruckende Defensivleistung, auf die sich definitiv aufbauen lässt. Gegen das 5-3-2-System der Luxemburger fanden die Norweger trotz Ballmonopol kaum Lösungen. „Unsere Defensivarbeit war herausragend. Bis zum Tor hatten sie exakt eine einzige Chance. Sie hatten zwar viel Ballbesitz, aber eben ohne gefährlich zu sein. Wir dagegen waren in diesem Bereich besser, vor allem in der ersten Hälfte. Wie gesagt, das Endergebnis ist schade …“

Neuer Anlauf 

Besonders, da Deville diesen Abend eigentlich lieber als Balsam für die geschundene Spielerseele genutzt hätte. Die Bilanz seiner Saison in der dritten Bundesliga ist ernüchternd. 23 Einsätze und fünf Tore standen in 880 Minuten am Ende zu Buche. Dabei war er mit großen Hoffnungen von Mannheim nach Saarbrücken gewechselt. Eine Wahl, die er inzwischen bereut: „Die Zusammenarbeit zwischen dem Trainer (Lukas Kwasniok) und mir hat nicht geklappt. Ihm hat meine Spielweise einfach nicht gefallen. Im Nachhinein weiß ich, dass dieser Transfer ein Fehler war, nachdem Nicklas Shipnoski (ebenfalls ein Rechtsaußen) bereits dorthin gewechselt war. Allerdings habe ich den Worten des Trainers geglaubt, als er mir damals versicherte, dass ich meine Einsatzzeiten bekommen würde. Stattdessen hat Shipnoski während der gesamten Saison auf meiner Position gespielt, 15 Tore gemacht und 15 vorbereitet.“

Für Deville war die Vorgehensweise des Vereins aber unverständlich. „Das hätte man mir vorher auch sagen können …“ Trotz seiner aussichtslosen Lage steckte der Luxemburger den Kopf nie in den Sand: „Ich habe trotzdem fünf Tore gemacht. Wenn ich auf dem Platz stand, habe ich jede 100. Minute einen Scorerpunkt gelandet.“

Viele Erklärungen bekam Deville nicht. „Er hat in vielen Momenten nicht auf mich gesetzt. In den vergangenen sechs Monaten haben wir überhaupt nicht mehr miteinander geredet. Nach meinem Doppelpack gegen Mannheim kam überhaupt kein Kommentar. Da habe ich mir gedacht, dass es sowieso nichts mehr bringt.“ Besserung ist bereits in Sicht: Kwasniok ist von Bord gegangen und wird durch Uwe Koschinat ersetzt. „Gestern habe ich bewiesen, dass ich in allen Trainingseinheiten immer Vollgas gegeben habe, sonst hätte ich gegen Norwegen nicht so lange durchgehalten.“

Und auch Koschinat will wieder auf Deville setzen, dessen Vertrag bis 2022 läuft. „Er hätte mir ja auch sagen können: ’Du musst dir einen anderen Klub suchen, denn du hast nicht viel gespielt und ich setze auch nicht auf dich.’ Aber das war gar nicht der Fall. Er will mich aufbauen und mich wieder auf meiner eigentlichen Position spielen lassen.“  

Bevor es so weit ist, kann er am Sonntag gegen Schottland noch einmal beweisen, dass er dieses Vertrauen nicht umsonst verdient.

Steckbrief

Maurice Deville
Geboren am
31. Juli 1992
Position: Rechtsaußen, Mittelstürmer
Nationalmannschaft: 51 Spiele, 3 Tore
Bisherige Vereine: Swift Hesperingen, SC Uckerath, Alemannia Aachen (Jugendvereine), SV Elversberg, Saarbrücken, Kaiserslautern, FSV Frankfurt, Waldhof Mannheim, Saarbrücken (alle D)