Covid-19„Manche machen’s so, andere so“: Restaurants schummeln bei Schnelltests

Covid-19 / „Manche machen’s so, andere so“: Restaurants schummeln bei Schnelltests
Trennungen und Sicherheitsabstände sollen am 13. Juni der Vergangenheit angehören – zumindest in Restaurants, die sich als „Covid-Check“ ausweisen. Gleichzeitig kommt den Tests aber eine wichtigere Rolle zu.  Foto: dpa/Harald Tittel

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Die Regierung hat für den 13. Juni weitere Lockerungen angekündigt. So sollen vor allem Horeca-Betriebe wieder mehr Autonomie erlangen. Gleichzeitig fällt der Test-Strategie mehr Bedeutung zu, können ausgewiesene Gastronomiebetriebe ab diesem Zeitpunkt ganz auf Einschränkungen verzichten. Allerdings scheinen sich verschiedene Restaurants mit den Tests noch etwas schwerzutun, wie gleich mehrere Leser dem Tageblatt berichten.

Seit knapp zwei Wochen dürfen Gastronomiebetriebe auch im Innenbereich wieder Kunden empfangen. Ein Segen für die arg gebeutelte Branche, die wie kaum eine andere unter den Auswirkungen der sanitären Krise zu leiden hatte. Monatelang mussten Betreiber auf ein geregeltes Einkommen verzichten, Betriebskosten decken und sich mit Existenzängsten herumplagen, während viele Angestellten ebenfalls mehr schlecht als recht über die Runden kamen. Zwar konnten die betroffenen Betriebe auf finanzielle Stützen des Staates zurückgreifen, doch waren auch diese in vielen Fällen kaum mehr als nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

„Es war sicher keine einfache Zeit“, unterstreicht Luca. „Meine Arbeitskollegen konnten zwar wegen Auslieferungen und Takeaway weiterarbeiten, doch für einen Sommelier hatte mein Chef während dieser ganzen Zeit keinen Bedarf“, so der 34-jährige Getränke-Connaisseur aus einem hauptstädtischen Lokal. Erst seit dem 7. April ist der gebürtige Franzose wieder vollzeitbeschäftigt, bis dahin habe ihm seine Lebensgefährtin über die Runden geholfen.

Tatsächlich durften an diesem Tag die Luxemburger Gastronomiebetriebe wieder ihre Terrassen öffnen. Und seit dem 16. Mai sind nun auch wieder die Innenbereiche zugänglich – alles unter gewissen Auflagen, versteht sich. „Mit den genauen Einzelheiten habe ich mich nicht auseinandergesetzt. Ob Sicherheitsabstände, Kundenregister oder Terrassen-Layout: Die Logistik ist Sache des Betreibers. Letztendlich ist es aber auch Aufgabe des Personals, dafür zu sorgen, dass sich die Kunden an die Auflagen halten“, gesteht der junge Franzose.

Genau das aber sei nicht immer so einfach: Vor allem auf die Außenbereiche sei der Ansturm derzeit riesig, das Personal habe alle Hände voll zu tun. „Dass man nicht andauernd jeden Gast beim Gang zur Toilette im Auge behalten kann, versteht sich von selbst. Auch muss man Verständnis dafür aufbringen, dass sich manche Angestellte nach dem Leerlauf der letzten Monate nicht mit den Gästen anlegen wollen – etwa wenn sie beim Verlassen des Tisches vergessen, die Maske wieder geradezurücken“, betont Luca. Außerdem sei es nicht einfach, bei all den Änderungen stets den Überblick zu behalten, so der Sommelier mit einem Augenzwinkern.

Beim Thema Schnelltests aber wird er plötzlich wieder ernst, gar ausweichend. Die Frage, ob sich seiner Kenntnis nach alle Gastronomiebetriebe an die Auflagen der Regierung halten, lässt er offen: „Manche machen’s so, andere so. Schließlich hängt auch in diesem Punkt vieles von der Infrastruktur und der Logistik ab. Manche Restaurants haben eben nicht den nötigen Platz“, gesteht Luca. „In dem Fall wird der Test halt am Tisch selbst ausgeführt.“

„Und das war’s“

Eine nicht seltene Vorgehensweise, wie auch manche Kunden bestätigen. „Wir wurden bei unserem letzten Restaurantbesuch von einem Angestellten empfangen und zu unserem Tisch geführt, wo die noch unbenutzten Schnelltests bereits auf dem Teller lagen“, meint etwa Christiane. „Was passiert, wenn dieser dann positiv ausfällt? Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits Kontakt zum Personal und zu den anderen Gästen. Dann könnte man eigentlich auch sitzen bleiben.“

Ähnliche Erfahrungen hat auch Martine gemacht: Ihr sei der Test zusammen mit der Speisekarte am Tisch ausgehändigt worden. Doch damit nicht genug: „Anschließend aber hat niemand kontrolliert, ob wir den Test überhaupt gemacht haben, geschweige denn, ob dieser positiv ausgefallen ist“, gesteht Martine und ist damit nicht alleine. Gleich mehrere Leser bestätigten dem Tageblatt, Tests zwar erhalten zu haben, danach aber nicht mehr dazu befragt worden zu sein. Und das in unterschiedlichen Restaurants. „Hatten wir auch: Test in der Tüte mit zum Tisch und anschließend nie mehr danach befragt“, entgegnet Andy.

Manche Kunden berichten sogar von Restaurants, die den Kunden für den Fall einer Kontrolle präparierte Tests zur Verfügung stellen, selbst aber keine durchführen. Andere Unternehmen wiederum verzichten ganz auf Alibis: Sara etwa wurde in einem Lokal in der Hauptstadt einfach vom Personal zum Tisch durchgewunken. Auf der Terrasse sei kein Tisch mehr frei gewesen. Daraufhin habe ihr ein Angestellte einen Tisch im Innenbereich vorgeschlagen. „Auf die Frage, wie das mit den Tests denn so funktioniere, meinte er nur, dass man einen solchen normalerweise machen sollte, die Polizei aber sowieso nichts kontrolliere. Wir sollten deshalb einfach reingehen … Und das war’s“, so die junge Frau.

„Kein Polizeistaat“

Im Prinzip sollte der sogenannte „Auto-Test“ noch vor Betreten des Innenbereiches absolviert werden, wie Gesundheitsministerin Paulette Lenert (LSAP) gestern im Briefing nach dem Regierungsrat nochmals betonte: „Sinn und Zweck ist es, dass die Person ihn selbst durchführt. Und zwar vor Ort vor den Augen eines Angestellten, der die Person ins Restaurant lässt und sich vergewissern kann, dass der Test auch ausgeführt wurde und negativ ausfällt. Das soll auch so beibehalten werden“, so die Ministerin.

Tatsächlich sehen die aktuellen Regelungen drei Möglichkeiten vor, den Innenbereich eines Restaurants nutzen zu können: ein negativer PCR-Test, der nicht älter ist als 72 Stunden, ein von den Behörden oder Apothekern beglaubigter Selbsttest, der nicht älter ist als 24 Stunden, oder eben der Schnelltest vor Ort, der sogenannte „Auto-Test“.

Im Hinblick auf die gestern angekündigten Lockerungen am 13. Juni fällt diesen Tests eine noch viel gewichtigere Rolle zu, können sich Restaurants auf Wunsch doch künftig als „Covid-Check-Lokale“ ausweisen lassen. In den betroffenen Innenbereichen sollen dann ab dem 16. Juni keine weiteren Einschränkungen mehr gelten. Einzige Bedingungen: Gäste müssen vor Einlass streng kontrolliert werden und die betroffenen Unternehmen müssen sich als „Covid-Check-Etablissements“ anmelden.

„Schließlich brauchen wir eine Basis für Kontrollen“, so Lenert. „Wir können nicht kontrollieren, wenn wir nicht wissen, welche Betriebe diese Option wählen.“ Luxemburg sei kein Polizeistaat. „Wir können nicht an jeder Ecke einen Beamten postieren, um Kontrollen durchzuführen“, betonte die Ministerin. Betroffene Betriebe aber sollen kontrolliert werden. Und bei Zuwiderhandlungen drohten entsprechende Strafen.

Horesca befürwortet Teststrategie

Zwei Wochen nach der Öffnung der Innenbereiche zieht Branchenvertreter Horesca eine positive Bilanz: Man merke, dass die Branche einen hohen Rückhalt in der Bevölkerung genieße, unterstreicht Generalsekretär François Koepp. Die Kunden seien vermehrt in die Cafés und Restaurants zurückgekehrt, wobei vor allem die Terrassen sich einer großen Beliebtheit erfreuten. „Wegen des aktuellen Wetters, aber auch weil sich viele Leute draußen immer noch etwas wohler fühlen“, schlussfolgert der Branchenkenner.
Zu den Vorwürfen, dass sich manche Betriebe nicht an die Testauflagen hielten, wollte und konnte sich der Generalsekretär der Horesca nicht äußern. „Dazu können wir keine Angaben machen, weil uns keine Fälle bekannt sind“, so Koepp. Die Horesca steht allerdings hinter der Teststrategie: „Es geht ja auch darum, so rasch wie nur möglich in die Normalität zurückzukehren“, betont der frühere Hotelbesitzer.
Koepp verteidigte auch die Vorgehensweise der Horesca in den letzten Wochen und Monaten. Anstatt mit Drohungen oder Wutausbrüchen habe sich der Branchenvertreter mit besonnenem Auftreten und stichhaltigen Argumenten Gehör verschafft. Schließlich liege es ja auch im Interesse der Gastronomie, dem Kunden ein gewisses Sicherheitsgefühl zu geben und zur schnellen Lösung des Problems beizutragen. „Wenn wir auf die Wenigen gehört hätten, die Tamtam schlagen wollten, dann hätten wir heute kaum die gleichen Resultate aufzuzeigen“, so Koepp. Stattdessen habe man als Branche zeigen wollen, dass man ein Teil der Lösung sei.
Die hohe Nachfrage an Tests in den Betrieben zeige indessen, dass die Mittel verstärkt genutzt werden. Dass manche Unternehmen inzwischen Tests in Rechnung stellen, verteidigt Koepp mit dem Argument, dass die Gratis-Kontingente angesichts des hohen Andrangs rasch aufgebraucht waren. Weniger glücklich sei indessen der Umstand, dass man als Betreiber den Kunden kein Test-Zertifikat ausstellen könne. „Damit wären wir vielen Diskussionen aus dem Weg gegangen“, so Koepp.

jos
8. Juni 2021 - 10.17

@LPM : dann dierft der Iech lo direkt eemol, nee, zweemol op di eege Schëller klappen dat der Iech su gudd un d'Gesetz halt...

den Tutebatti
6. Juni 2021 - 10.46

IM Fall der Pandemie ist schummeln absolut verantwortungslos, es kann tödlich sein.

LPM
3. Juni 2021 - 17.43

Das ist genau wie bei der Korruption. Es gehören immer zwei dazu. Und viele von denen die sich aufregen die Restaurantbesitzer würden schummeln sind insgeheim doch ganz froh darüber sich nicht in der Nase bohren zu müssen. Sie könnten ja auch nachfragen. Hab ich heute Mittag auch gemacht nachdem die Bedienung in meinem Stammlokal - die weiss dass ich doppelt geimpft bin - sich erstaunt zeigte ob ich wirklich einen Test machen wolle und ich das mit dem Hinweis dass Gesetz halt Gesetz sei bejahte.

Nomi
3. Juni 2021 - 13.30

D'Gastronomie schummelt net nemmen bei den Schnelltests, mee do gin d'Glieser och just eemol durch dat kaalt Wasser gezunn, fir den naichste Client ! Alles muss warm (>60°C) gespullt ginn !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!