KonjunkturMehr Arbeitsplätze, weniger Arbeitslose: Der positive Trend geht auch im April weiter

Konjunktur / Mehr Arbeitsplätze, weniger Arbeitslose: Der positive Trend geht auch im April weiter
Trotz der bereits erreichten Verbesserungen zählt das Land heute immer noch 2.335 Arbeitslose mehr als vor der Krise  Foto: Editpress/Alain Rischard

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Im April hat sich die Lage auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt erneut leicht verbessert. Die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze legte zu und die Zahl der Arbeitssuchenden hat sich verkleinert. Dennoch bleiben die Folgen des pandemiebedingten Anstiegs der Arbeitslosigkeit deutlich spürbar.

Insgesamt 18.249 Menschen waren Ende April hierzulande auf Arbeitssuche. Das teilte das Arbeitsamt Adem am Donnerstag in einer Pressemeldung mit. Verglichen mit dem Vormonat März ist das ein Rückgang von 440 Personen. Bereits im Monat zuvor war die Zahl der Arbeitssuchenden spürbar um 787 Personen zurückgegangen. Ende Dezember 2020 lag die Zahl der bei der Adem eingeschriebenen Arbeitslosen hierzulande noch bei deutlich höheren 19.918 Personen.

Im März 2020 hatte sich die Corona-Krise erstmals in den Zahlen bemerkbar gemacht. Vor allem der Stillstand auf den Baustellen hatte damals zu einem deutlichen Anstieg geführt. Innerhalb eines Monats war die Zahl der Arbeitssuchenden um 2.728 auf 18.398 angestiegen. Im April 2020 verschlechterte sich die Lage noch weiter: Die Zahl der bei der Adem eingeschriebenen Menschen stieg auf 20.253. 

Die vom statistischen Institut Statec berechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote ist im April 2021 bei 6,1 Prozent stabil geblieben. Dementsprechend liegt sie heute auf gleicher Höhe als Ende März 2020. Danach hatten sich die Zahlen weiter verschlechtert: Im April 2020 war die Quote auf 6,9 Prozent gestiegen. Von Juni bis August besserten sich die Zahlen wieder leicht. Danach gab es nur wenig Bewegung, die Quote drehte Monat für Monat um die 6,3 Prozent. Im März 2021, also ein Jahr nach Krisenbeginn, ist die von Statec berechnete saisonbereinigte Arbeitslosenquote dann wieder auf 6,1 Prozent gefallen, also auf das gleiche Niveau wie Ende März 2020.

Nach wie vor ist der coronabedingte Anstieg in der Entwicklung der Arbeitslosenquote deutlich zu erkennen 
Nach wie vor ist der coronabedingte Anstieg in der Entwicklung der Arbeitslosenquote deutlich zu erkennen  Screenshot: Adem/Statec

Gute Nachrichten gab es im April auch bei der Situation von Arbeitssuchenden unter 30 Jahren. Während sie die Krise im April/Juni letzten Jahres sehr deutlich spürten (die Zahl der Jugendlichen auf Arbeitssuche war um mehr als 50 Prozent in die Höhe geschnellt), sinkt in dieser Altersgruppe die Zahl der Arbeitslosen nun schneller als im Durchschnitt, wie die Adem in der Pressemeldung hervorhebt. Auch die Anzahl der Beschäftigungsmaßnahmen hat wieder deutlich zugelegt, schreibt das Amt: „Die Zahl der Begünstigten einer Maßnahme liegt bei 4.518, und damit deutlich (20,8 Prozent) über dem Niveau vom April 2020.“ Infolge der strikten Abriegelung wurden vor einem Jahr eine Reihe Beschäftigungsmaßnahmen gestoppt und fast niemand begann eine neue Maßnahme.

Eine spürbare Verbesserung verzeichnete das Arbeitsamt im April 2021 auch, was die offenen Stellen angeht, die Arbeitgeber bei der Adem gemeldet haben. Letzten Monat wurden 2.937 Stellengesuche an die Adem weitergegeben, eine Steigerung von 55 Prozent im Vergleich zum April 2020, als die Anzahl der gemeldeten offenen Stellen auf einen Tiefststand gefallen war. Zum Ende des Monats April hat die Adem nun 8.289 Jobangebote in ihren Dateien. Innerhalb eines Jahres hat sich die Anzahl der verfügbaren Positionen um 32,8 Prozent erhöht, so die Behörde.

Zu den am meisten gesuchten Qualifikationen/Berufen zählten im April Mitarbeiter für die Buchhaltung, Fachkräfte im Bereich ICT sowie Unternehmensberater und Manager. Auch gesucht waren Mitarbeiter fürs Sekretariat und Küchenpersonal.

Immer noch deutlich schlechter als vor Beginn der Krise

Doch trotz der Verbesserung im April bleibt die Situation auf dem Luxemburger Arbeitsmarkt weiterhin deutlich schlechter als vor Beginn der Krise. Nach wie vor sind deutlich mehr Menschen auf Arbeitssuche. Im Februar 2020, dem letzten Monat vor dem Corona-Stillstand, lag die Zahl der Arbeitssuchenden laut Statec erst bei 15.914 Personen – und die Arbeitslosenquote bei 5,4 Prozent. Es sind heute also immer noch 2.335 Menschen mehr auf Arbeitssuche als vor der Krise.

Zudem ist die Langzeitarbeitslosigkeit auf dem Vormarsch und betrifft immer mehr Arbeitssuchende, hebt das Amt in der Pressemitteilung hervor. Die Anzahl der Menschen, die seit mehr als zwölf Monaten registriert sind, stieg um 8,9 Prozent im Vergleich zum April 2020 und die Zahl der Arbeitssuchenden, die seit mehr als zwölf Monaten inaktiv sind, stieg innerhalb eines Jahres um 19,9 Prozent. In diesem Zusammenhang bedeutet „nicht erwerbstätig“, dass diese Personen weder erwerbstätig waren, einer Beschäftigungsmaßnahme zugewiesen wurden noch im Kranken- oder Mutterschaftsurlaub waren, präzisiert das Amt.

Mit einer Fortsetzung des guten aktuellen Trends wird aktuell nicht gerechnet. Für das Gesamtjahr 2021 erwartet das Statistikamt Statec einen Anstieg der Arbeitslosenquote auf 6,8 Prozent. Auch langfristig wird keine Besserung erwartet: Bis 2024 wird die Quote der Arbeitssuchenden auf 7,1 Prozent zulegen, schätzen die Luxemburger Statistiker. 

Auch die EU-Kommission geht für das Großherzogtum mit einer Zunahme der Arbeitslosigkeit aus. Lag die Quote ihr zufolge im Jahr 2019 bei 5,6 Prozent, so erwartet sie 2021 einen Anstieg auf 7,4 Prozent – und 2022 einen ganz leichten Rückgang (auf 7,3 Prozent). „Die Programme zur Kurzarbeit haben das Beschäftigungsniveau unterstützt“, schreibt die Kommission. Allerdings deute der erwartete Anstieg der Insolvenzen darauf hin, dass die Arbeitslosigkeit weiter steigen wird. Bisher ist jedoch noch kein Anstieg bei den Unternehmenspleiten zu verzeichnen.

Neuer Rekord bei der Zahl der Arbeitsplätze

Von den eigenen Traumzahlen aus der Vergangenheit ist Luxemburg schon lange weit entfernt. Bis vor 1990 zählte das Land weniger als 2 Prozent Menschen auf Arbeitssuche. Danach begann ein langsamer Aufstieg. 2005 wurde die 4-Prozent-Marke überschritten. Nach der Finanz- und Schuldenkrise beschleunigte sich die Zunahme der Arbeitslosigkeit. 2009 wurden 5 Prozent gemessen – 2012 lag die Quote bei über 6 Prozent. Ein Rekord wurde im Mai 2014 erreicht: Die Arbeitslosenquote lag damals bei 7,2 Prozent. Danach besserten sich die Zahlen wieder, wenn auch nur langsam. Im Oktober und November 2019 war mit 5,3 Prozent ein Tiefststand erreicht worden.

Im April ist derweil die von Statec erfasste Zahl aller Arbeitsplätze in Luxemburg erneut auf ein neues Rekordhoch gestiegen. Insgesamt 482.832 Stellen hat das statistische Institut in dem Monat gezählt. Das sind 702 Arbeitsplätze mehr als im März. Zugelegt hat auch wieder die Zahl der Grenzgänger. Auch sie stieg auf ein neues Rekordhoch (209.945 Personen). Ihre Zahl war vor einem Jahr, im März 2020, um rund 4.000 Personen eingebrochen, erreicht seit August jedoch jeden Monat wieder neue historische Rekordhöhen. Seit Ende April 2020 wurden hierzulande 16.535 neue Arbeitsplätze geschaffen – 9.994 Grenzgänger wurden in dieser Zeit eingestellt.