AgrarlandschaftStudie sieht Natur und Umwelt in Luxemburg in schlechtem Zustand

Agrarlandschaft / Studie sieht Natur und Umwelt in Luxemburg in schlechtem Zustand
Naturschutz und Landwirtschaft müssen stärker koordiniert werden Foto: Frank Molter/dpa

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Ein desolates Bild der heimischen Biodiversität in der Agrarlandschaft zeichnet eine Studie im Auftrag des „Observatoire de l’environnement naturel“ (OEN). Zudem hätten öffentliche Fördergelder für die Landwirtschaft kontraproduktiv gewirkt und der Trend gehe in Richtung Verschlechterung. Das OEN hat am Montag Vorschläge unterbreitet, wie die Landwirtschaft ihren Beitrag zum Schutz der Biodiversität leisten kann.

Trockenlegung von Feuchtgebieten, Zerstückelung der Landwirtschaft und eine übermäßige Düngung: Der Einfluss der Landwirtschaft auf die natürlichen Flächen ist hinlänglich bekannt. Ein Großteil des heimischen Grünlandes (ganze 84 Prozent) sei in einem schlechten Zustand. Einige Feldvögel wie z.B. der Steinkauz und das Rebhuhn seien stark gefährdet, oder wie das Braunkehlchen bereits vollkommen aus unseren Gegenden verschwunden. Der Zustand anderer wild lebender Tierarten und Pflanzen ist keinesfalls besser.

Als schlecht präsentiert sich auch der Zustand der Oberflächengewässer. 43 Prozent davon seien in einem unbefriedigenden oder gar schlechten Zustand. Die größte Gefährdung geht dabei ebenfalls von der Landwirtschaft aus, wobei die Nutzung von Pflanzenschutzmitteln eine der Hauptursachen darstellt.

Dies sind nur einige der Ergebnisse einer Studie, die das OEN beim „Institut für Agrarökologie und Biodiversität“ sowie beim „Forschungsinstitut für biologischen Landbau“ in Auftrag gegeben hat und am Montag vorgestellt wurde (hier im Download als PDF).

Trotz Fördermitteln für die nationale Landwirtschaft von mehr als hundert Millionen Euro habe sich der Zustand der Agrarlandschaften in den letzten zehn Jahren verschlechtert; laut der Studie seien einige Fördermittel geradezu kontraproduktiv und hätten der Biodiversität sogar geschadet. So zählt Luxemburg den höchsten durchschnittlichen Viehbestand pro Betrieb in der Europäischen Union. Das sei eine der widersprüchlichen Auswirkungen der landwirtschaftlichen Förderhilfe. Das habe einerseits damit zu tun, dass die Finanzhilfen für Landwirte zu wenig an ökologische Bedingungen geknüpft seien, und andererseits bekommt derjenige viel Geld, der viel Land bewirtschaftet.

Es würden andere Maßnahmen mit öffentlichen Geldern finanziert, die wenig effizient in Sachen Umweltschutz seien, wie z.B. der Kauf von Pestiziden.

„Ohne genügend Flächen keine Wirkung“

Maßnahmen zum Schutz von Flora und Fauna müssten auf mindestens 30 Prozent des Grünlands und ungefähr die gleiche Ackerfläche angewendet werden, was rund 40.000 Hektar Land ausmacht. Doch davon ist man in Luxemburg weit entfernt. Aktuell sei es aber nur der Fall auf rund 19.000 Hektar. Extensive Wiesen und Weiden, Uferrand- und Pufferstreifen oder mehrjährige Blühflächen sind einige der Vorschläge des OEN.

Hoch ist auch der Bedarf an Schutzmaßnahmen im Bereich des Trinkwassers. Rund 16.000 Hektar landwirtschaftliche Flächen befinden sich in Trinkwasserschutzgebieten. Auch dort bedarf es noch weiterer Anstrengungen wie z.B. in erster Linie der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln, aber auch der Umwandlung von Acker- zu Grünland oder mehr Biolandbau.

Was diesen betrifft, ist laut den Angaben des OEN Luxemburg wohl als Stiefkind der EU zu betrachten, beträgt der Anteil des Biolandbaus in Luxemburg nur knappe fünf Prozent. Europäischer Spitzenreiter in diesem Bereich ist Österreich mit 25 Prozent.

„Mir mussen d’Kéier kréie fir méi Ëmweltschutz“, sagte der Präsident des OEN, François Benoy. Dieses Ziel erreichen könne man nur zusammen mit den Landwirten; es gehe nicht darum, ihnen etwas wegzunehmen. Dass Umweltmaßnahmen sich für Bauern lohnen müssen, liegt wohl auf der Hand.

Nur gemeinsam mit den Landwirten

Neben Einzelmaßnahmen schlägt das OEN eine sogenannte „Gemeinwohlprämie“ für ein Paket von Maßnahmen vor. Für jede Maßnahme gäbe es Punkte, und nur der Landwirt, der eine Mindestpunktzahl erreicht, würde die Prämie erhalten. Eine „Landschaftspflegeprämie“ schließlich sollte nur unter bestimmten Umweltauflagen vergeben werden.

Dass den Landwirten im aktuellen System wenig Spielraum gegeben ist, ist den Autoren der Studie klar. Entschuldungsprogramme sollten deshalb die Maßnahmen begleiten. Außerdem müsse die Beratung für die Landwirte dringend reformiert werden, da sie völlig veraltet sei.

Nun liege der Ball beim Landwirtschaftsministerium, die Vorschläge bei der Ausarbeitung des nationalen Strategieplans für die europäische Agrarpolitik und des nächsten Agrargesetzes zu berücksichtigen.

de Schéifermisch
20. Mai 2021 - 19.51

Die Regale wären nicht leer, denn dann würden sie mit ausländischen Produkten oder Lebensmitteln aus Übersee aufgestockt werden Das ist das Problem, die Globalisierung und die Konkurrenz aus Ländern in denen wenig oder kaum Wert resp. Rücksicht auf die Umwelt genommen wird. Im Grunde genommen betreiben wir hierzulande ja wesentlich mehr Vieh- als Landwirtschaft, was zur Monokultur und einer Verarmung de Böden führt. Und das ist ein Grund für dieses toxische Güllen.

mstvulux
20. Mai 2021 - 12.49

@nomi @scheifermisch da haben sie beide das100% erkannt nur ist es so das die Landwirtschaft ein ständiger Kampf ist. gegen Pilze,Insekten und "Unkräuter" Wenn die Landwirte ihre Ernten nicht mehr schützen würden(dürften) wie sie das ja offensichtlich wünschen wären die Regale ganz schnell leer.

de Schéifermisch
19. Mai 2021 - 18.33

@Nomi/ genau so ist es. Nur gibt es zwei Kommentatoren ( männlich und weiblich ) aus der Landwirtschaft , die diese offensichtliche Beweisführung mit Sicherheit nicht nur anzweifeln sondern vehement abstreiten werden.

Nomi
19. Mai 2021 - 16.15

Wei' soll Biodiversitei't obkommen, wann d'Bau'eren, wei' ob der Titelphoto, virun fuhren mat Herbiziden an Pestiziden ze spretzen. Dei' Traktorspuren am Raps sin vun der Spretzmaschinn !

trotinette josy
18. Mai 2021 - 16.31

An diesem lamentablen Zustand, an dem sich zeitnah auch nichts ändern wird, tragen wir alle-ohne Ausnahme- einen erheblichenTeil Schuld. Vorab natürlich die Grosskonzerne, die Wirtschaft überhaupt ( alles richtet sich nach dem ominösen Wachstum ), sogar die Landwirtschaft und die Politik in Ost und West . So gesehen ist diese Pandemie eine Rache der Natur. Ausserdem, " an Trinkwasser mangelt es nicht ", wird so manch einer sagen, es gibt es "en masse" in Plastikflaschen im Supermarkt zu kaufen und es reicht aus um unsere Kacke wegzuspülen, das Auto zu waschen und den wertvollen Rasen samt Pflanzen zu berieseln. Wo also ist das Problem?

C. Kintzinger
18. Mai 2021 - 13.04

Endlich ein Artikel der ganze Wahrheit zeigt und die Ursachen der Trinkwasserverunreinigung genau erklärt . Das Umweltmaßnahmen sich für den Bauer lohnen müssen auf der Hand liegt verstehe ich nicht . Ich dachte immer wir alle hätten eine Verantwortung gegenüber den Trinkwasserschutzgebieten und der Natur insgesamt . Natürlich sollte man niemand was wegnehmen . aber wenn man öffentliche Gewässer wie z.B den Stausee monatelang schließen muss trägt das nicht zur örtlichen Wirtschaft bei . . Und wer wird dann diese Verlierer entschädigen , wenn es sich für sie nicht mehr lohnen wird ?

HTK
18. Mai 2021 - 12.47

Es lebe der Bio-Sprit und das Bio-Gas. Dazu noch Palmöl und Soja aus Übersee und..Bingo.